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Alles voll. Etwa 1000 Fern-, Regional- und S-Bahn-Züge rollen über die Stadtbahn - pro Tag.

© dpa

Bahnlärm in Berlin: 1000 Züge am Tag: Stadtbahn wird Mitte zu laut

Rattern, quietschen, brummen - die 1000 Züge pro Tag auf der Strecke zwischen Ostbahnhof und Charlottenburg werden zum Lärmproblem. Mittes Umweltstadträtin fordert deshalb eine Konferenz über den Bahnkrach.

Sie gehört zu Berlin wie Spree und Havel: Die Stadtbahn, auf der seit 1882 die Züge vom heutigen Ostbahnhof bis nach Charlottenburg rollen. Mittlerweile sind es etwa 1000 Fahrten am Tag – und genau das wird zum Problem. Der Krach der Fern-, Regional- und S-Bahnzüge ist für viele Anwohner kaum noch zu ertragen, kritisiert Mittes Umweltstadträtin Sabine Weißler.

Die Grünen-Politikerin schlägt deshalb eine Konferenz über den Bahnlärm vor. Nach Angaben Weißlers sind die Bestimmungen – anders als beim Fluglärm – unübersichtlich. So gebe es den so genannten Schienenbonus: Die Bahn dürfe in der Nacht 60 statt 55 Dezibel verursachen und Tag 65 statt 60 Dezibel. Zum Vergleich: Drei Dezibel bedeuten eine Verdoppelung der Schallenergie. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass beispielsweise bei Straßenlärm, der im Haus einen Schallpegel von 65 Dezibel erreicht, das Risiko für Herz-Kreislaufstörungen, um 20 Prozent höher ist, als bei 50 bis 55 Dezibel.

Während eine Fluglärmkommission existiere, fehle ein vergleichbares Gremium für den Bahnkrach, bemängelte Weißler. An an der vielbefahrenen Stettiner Bahn im Norden Pankows haben Anwohner eine Initiative gegen die Belästigungen gegründet. Dort sind es vor allem Güterzüge, die den Menschen den Schlaf rauben. Auch Anwohner der ebenfalls verkehrsreichen Anhalter Bahn in Lichterfelde wollten mehr Schutz vor Lärm. Sie zogen vor Gericht, scheiterten aber mit ihrer Klage. An der Lärmschutzkonferenz sollten laut Weißler das Eisenbahnbundesamt, der Senat, die Bezirke und Anwohner vertreten sein.

Laut Bahnsprecher Gisbert Gahler ist die Stadtbahn kein Schwerpunkt der Beschwerden über Lärm, auch wenn es vermehrt Ärger gegeben hätte. Den Grund sieht Gahler in den neuen Schienen, die im Sommer verlegt wurden. Diese verursachten einige Wochen lang erhöhten Fahrgeräusche. Laut Gahler wurden auf der Stadtbahn zwar neue Schallabsorber und Schmieranlagen gegen Verschleiß und Krach installiert. Aber leider sei sie nicht im freiwilligen Lärmschutzprogramm des Bundes für hochbelastete, bestehende Strecken enthalten.

Gebaut wurde die Stadtbahn einst, um eine Verbindung zwischen mehreren Kopfbahnhöfen zu schaffen. Sie folgt teilweise einem alten Festungsgraben - deshalb gibt es so viele Kurven. Damals galt der Bau als revolutionär: Es wurden mehr als 700 gemauerte Viaduktbögen errichtet. Nach der Wende wurde die Stadtbahn aufwendig saniert - was die Leistungsfähigkeit entschieden erhöhte.

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