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Ein Zug der Odeg auf der Berliner Stadtbahn. Der RE2 fährt nach Königs Wusterhausen.

© imago/Rainer Weisflog

Bahnhof Königs Wusterhausen: Deutsche Bahn baut endlich Station aus

Die Strecke nach Cottbus ist eingleisig, oft blockieren sich die Züge gegenseitig. Der Ausbau beginnt bald, für die weiter ansteigenden Fahrgastzahlen reicht es nicht.

In den kommenden Jahren wird der Bahnhof Königs Wusterhausen ausgebaut. Das bedeutet: Der schlimmste Engpass auf der Strecke Berlin-Cottbus wird entschärft. Der Ausbau bringe die „notwendige und wesentliche kapazitive Leistungssteigerung des Bahnhofs“, sagte VBB-Sprecherin Elke Krokowski dem Tagesspiegel.

Pendler der Regionalexpress-Linie 2 kennen das Problem „KW“ zur Genüge. Sie sind schon erleichtert, wenn sie halbwegs pünktlich durch den Bahnhof durch sind. Nirgends sonst ist das Risiko so groß, eine Verspätung einzufahren: Jeder verspätete Zug behindert die entgegenkommenden. Und es wird noch viel schlimmer.

Die Fahrgastzahlen sollen sich bis 2030 verdoppeln, über KW führt auch der Weg aus dem Süden Brandenburgs zum Flughafen BER. Schon jetzt ist der RE2 oft völlig überfüllt. Der Verkehrsverbund prognostiziert für Königs Wusterhausen eine Steigerung der Fahrgastzahlen um 95 Prozent – solch ein starker Anstieg ist einmalig. In Cottbus sollen es plus 67 Prozent sein.

Zum Vergleich: Auf der ebenfalls chronisch überlasteten Strecke nach Falkensee/Nauen erwartet der VBB eine Steigerung um 23 Prozent – auch das ist schon ein hoher Wert. 2018 hatten sich die Länder und die Bahn auf einen milliardenteuren Ausbau der Berliner Eisenbahnstrecken geeinigt, das Programm nennt sich „i2030“.

Wer in Königs Wusterhausen auf dem Bahnhof steht oder durchfährt, versteht womöglich das Problem nicht. So viele Gleise, so muss doch eine Hauptstrecke nahe der Hauptstadt aussehen. Falsch: Der Bahnhof ist das schlimmste Nadelöhr der Region. Die Strecke nach Cottbus ist dort eingleisig, wie eine Bimmelbahn in den Bergen.

Doch auf diesem einen Gleis fahren neben dem RE2 (Berlin – Cottbus) auch die Regionalbahnen RB22 und RB24 sowie Güterzüge. Und die RB22 endet aus Potsdam kommend in Königs Wusterhausen und fährt zurück – für sieben Minuten blockiert der Triebwagen das Gleis.

Kleiner Ausbau um „akute Probleme zu lösen“

Zunächst wird es nur einen kleinen Ausbau geben, der aber die „nach 2022 akut werdenden Probleme lösen“ könne, wie Krokowski sagt. Ab Dezember 2022 hat der VBB deutlich mehr Fahrten in Berlin-Brandenburg bestellt, für die die Länder zahlen. Auch in Königs Wusterhausen werden mehr Züge fahren – mit der heutigen Infrastruktur ist das kaum möglich.

Den Grünen und dem Fahrgastverband Igeb reicht der Mini-Ausbau nicht, sie haben unterschiedliche Vorschläge für einen völligen Umbau vorgelegt. Beide sind aber bis 2022 nicht ansatzweise zu realisieren. Die Grünen wollen die S-Bahn nördlich von Königs Wusterhausen in einen Tunnel legen, damit sich S-Bahn und Fernbahngleise nicht mehr kreuzen. Dies wäre aber sehr teuer.

Auch nach dem geplanten kleinen Ausbau wird Königs Wusterhausen faktisch eingleisig sein. Kürzlich hatte das Brandenburger Infrastrukturministerium mitgeteilt, dass das zweite Gleis durch die aktuelle Planung nicht „vom Tisch“ sei – einen Termin gebe es aber nicht. Dies bestätigte Krokowski. In den kommenden Jahren bekommt die Brücke über den Nottekanal ein zweites Gleis, das sind nur ein paar Meter.

„keine Planungen und keinen Zeithorizont“ für Erweiterung

Eine zusätzliche Weiche macht den Zugverkehr etwas flexibler, einen Termin gibt es nicht. Zudem soll bis 2022 ein Kehrgleis für die RB22 gebaut werden. Auch der VBB weiß, dass der Bahnhof weiter umgebaut werden muss, „das ist unstrittig“, sagte Krokowski. Bislang gebe es aber keine Planungen und keinen Zeithorizont dazu. Königs Wusterhausen ist eines der Projekte von „i2030“.

Das zweite Nadelöhr ist der Abschnitt Lübbenau-Cottbus, 29 Kilometer der einstigen Görlitzer Bahn sind noch eingleisig. Die Sowjetunion hatte das zweite Gleis nach 1945 als Reparation entfernt, in den 75 Jahren nach Kriegsende hat bislang niemand den Wiederaufbau geschafft. Ohne dieses Gleis kann es aber keinen Halbstundentakt nach Cottbus geben.

010/11 war der Abschnitt immerhin für 140 Millionen Euro modernisiert und das zulässige Tempo erhöht worden. Den Bau des zweiten Gleises hatte man nicht als notwendig eingestuft. Das rächt sich nun. Nur fünf Jahre später wusste man es besser: Im März 2016 vereinbarten Brandenburg und die Deutsche Bahn den zweigleisigen Ausbau der 29 Kilometer.

Milliarden für Finanzierung verfügbar

Doch drei Jahre später wird immer noch geplant, nicht gebaut. Im April versicherte Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD): „Derzeit laufen die letzten Planungsphasen.“ Der Planfeststellungsbeschluss soll 2023 vorliegen. „Einen Zeitplan zur Fertigstellung gibt es nicht“, sagte Krokowski. Am Geld sollte es aus Sicht des Fahrgastverbandes Igeb nicht scheitern, schließlich bekomme die Lausitz Milliarden vom Bund wegen des Braunkohle-Ausstiegs.

Bislang betreibt die Odeg den RE2, ab 2022 übernimmt die Deutsche Bahn diese Linie. Wie berichtet, hatte der VBB im Januar die Linien neu vergeben, die Odeg übernimmt im Gegenzug den RE1. Nach Angaben des VBB soll es ab Dezember 2022 in der Hauptverkehrszeit einen Halbstundentakt von Berlin bis Lübbenau geben – im Bahnhof Königs Wusterhausen wird es dann noch voller.

Dafür wird es in den Zügen etwas leerer. Denn die Deutsche Bahn wird den RE2 mit fünf Wagen fahren, die Odeg hatte nur vier. Zwischen Lübbenau und Berlin wird sich nach Angaben des VBB das Platzangebot verdoppeln.

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