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Besser mit Schutzanzug? Das Personal schrieb einen Brandbrief an Frank Henkel

© dpa

Bäderbetriebe in Berlin: Schwimmbadpersonal klagt über marode Technik

Es passte nicht zusammen: Eigentlich sollten heute Bäder der Berliner Bäderbetriebe ausgezeichnet werden, doch erst gestern hatte das Schwimmbadpersonal einen Brandbrief an Innensenator Henkel geschrieben.

Von Ronja Ringelstein

Es sollte ein Tag zum Freuen und Feiern für die Berliner Bäderbetriebe (BBB) sein, zum Pressegespräch wurde geladen, um stolz die Zertifizierung "Servicequalität" entgegenzunehmen und über die Pläne für die Wintersaison zu sprechen. Doch der Personalrat der Berliner Bäderbetriebe hat am gestrigen Donnerstag mit einem "Brandbrief" an Innensenator Frank Henkel (CDU) die Pläne durchkreuzt, in dessen Schatten das Treffen nun stand.

Marode und gesundheitsgefährdend

In dem "Brandbrief" wird der technische Zustand der Bäder und die Personalausstattung kritisiert: "Der Personalrat und die Beschäftigten der Berliner Bäderbetriebe sehen die Umsetzung des gesetzlichen Auftrages [...] als nicht mehr leistbar an", steht in dem offenen Brief und: "Die prozesstechnischen Anlagen sind so marode, dass die Einhaltung Wasserparameter nicht durchgängig gewährleistet ist und die vorgegebenen Werte ständig unter- oder überschritten werden. Das kann zu gesundheitlichen Gefährdungen für die Besucher und der Beschäftigten führen. [...] Viele Angebote der Bäder sind aufgrund der schwierigen Situation akut gefährdet." Auch die Überwachung des Badebetriebes könne nicht durchgängig gewährleistet werden.

Annette Siering, Vorstandsvorsitzende der BBB sagte zu dem "Brandbrief", der Personalrat hätte sicher um den Moment der Veröffentlichung gewusst. Doch sie wies die Vorwürfe auch nicht ab: "Wir haben eine sehr große Bäderstruktur, die in die Jahre gekommen ist. Der Instandhaltungsstau liegt bei 93 Millionen - Erkenntnisstand Januar 2015 - und wächst von Tag zu Tag", sagte Siering. Dass Badegäste an der Gesundheit gefährdet würden, stimme allerdings nicht. "Wir kontrollieren so feinmaschig die Wasserqualität - die Bäder, in denen die Wasserqualität nicht stimmt, nehmen wir sofort vom Netz. Anfang des Jahres haben wir da sehr kämpfen müssen." Die beiden schweren Fälle 2015 waren die Schwimmbäder in Charlottenburg und Tempelhof. Dort waren gesundheitsschädliche Legionellen im Wasser. Charlottenburg war zweieinhalb Monate geschlossen, jetzt wieder geöffnet. Tempelhof hatte nach den Sommerferien gar nicht erst wieder aufmachen können und ist immer noch in der Sanierung.

Wenn der Bademeister fehlt...bleibt das Bad geschlossen

Auch, dass die Überwachung des Badebetriebes, durch "Bademeister" nicht durchgängig gewährleistet werden könne, musste Annette Siering eingestehen, doch auch dann, sagte sie, würde das Bad geschlossen bleiben. In der letzten Saison 2015 seien ungefähr zwanzig Mal Bäder kurzzeitig geschlossen worden, weil die Überwachung durch den Fachangestellten für Bäderwesen nicht zu Verfügung stand. "Das passiert, wenn sich ein Kollege kurzfristig krankmeldet, und dann die für die Wasseraufsicht vorgeschriebenen Kräfte nicht da sind. Dann versuchen wir Ersatz zu finden. Wenn aber vier Leute da sind und die fünfte Kraft fehlt, können wir das Bad nicht öffnen", erklärt Matthias Oloew, Sprecher der Bäderbetriebe.

Vier Bäder wurden ausgezeichnet

Trotz allem wurden die Bäderbetriebe - genauer gesagt, die Bäder an der Landsberger Allee, das Stadtbad Neukölln und das Stadtbad an der Fischerinsel durch die Zertifizierung "Servicequalität" ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist eine Art von Vorschusslorbeeren für gute Ideen, um den Service für Gäste zu verbessern. Das Stadtbad Neukölln etwa wird seine Beschilderung verbessern, unter anderem sollen die Schilder im Bad mehrsprachig werden. Auch einen "Kummerkasten", also einen Briefkasten für Beschwerden und Feedback durch die Gäste, soll angebracht werden. Damit die Bäder das Zertifikat behalten dürfen, müssen sie die neuen Serviceleistungen innerhalb eines Jahres auch umsetzen.

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