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Sogar der Aufenthalt auf dem Wasser der Rummelsburger Bucht gilt als potenziell gesundheitsgefährdend.

© Kitty Kleist-Heinrich

Baden in Berlin: Giftige Schwermetalle in der Rummelsburger Bucht

Die Wasserqualität an Berlins Badestellen gilt durchweg als gut. Gefährliche Ausnahme ist der Rummelsburger See, das Wasserstraßenamt warnt vor dem Wohnen auf dem Wasser.

Nach einem gefühlten halben Jahr Winter hat nun auch für Menschen mit normalem Temperaturempfinden die Badesaison begonnen: Das Wasser nähert sich der 20-Grad-Marke, und die 39 offiziellen Badestellen wurden zuletzt durchweg für gut befunden. Außer den offiziellen vom Landesamt für Gesundheit und Soziales regelmäßig untersuchten Badeplätzen gibt es einige weitere, an denen das Baden geduldet wird.

Ausdrücklich verboten ist es aber in der Stadtspree, in den Kanälen sowie an der Havel samt ihrer Buchten von der Insel Eiswerder bis zum Pichelsdorfer Gmünd. Dasselbe gilt für Hafenbereiche, Schleusen, Brücken und Fähren. Die Gefahr dort ist eher der Schiffsverkehr als die Wasserqualität.

Wie sich der Zustand der Berliner Gewässer über den Sommer entwickelt, hängt vom Wetter ab. Von dem in der Stadt und dem im weiteren Umland: Lokal sind heftige Regengüsse schlecht, weil sie über die Mischkanalisation der Innenstadt auch verdünnte Abwässer in die Gewässer schwemmen, die dann als Dünger die Algen wachsen und die Fische nach Luft schnappen lassen. Zwar bauen die Wasserbetriebe seit Jahren unterirdische Zwischenspeicher, aber ein heftiger Guss überfordert auch die.

Die Spree ist relativ sauber

Überregional wird die Berliner Wasserqualität vom Nachschub beeinflusst. Laut den Messdaten aus Brandenburg liefert die relativ saubere Spree aktuell knapp 13 Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach Berlin. Das entspricht dem üblichen Wert für Mai. Etwas spärlicher ist der Nachschub der stärker belasteten Dahme und der Havel.

Je trockener und wärmer das Wetter in ihren Einzugsgebieten wird, desto weniger kommt nach. Dank der Schleusen sitzt Berlin zwar auch dann nicht auf dem Trockenen, aber der Anteil des gereinigten Abwassers aus den Klärwerken der Wasserbetriebe steigt dann unvermeidlich an – und die Wasserqualität sinkt.

Getrübtes Idyll.
Getrübtes Idyll.

© Kitty Kleist-Heinrich

Ein Sonderfall ist der Rummelsburger See, der eigentlich eine Bucht der Spree ist. Jedoch sieht man auch hier gelegentlich jemanden, der sich ins Wasser stürzt. Doch wohl nicht nur das Schwimmen, sondern sogar der Aufenthalt auf dem Wasser gilt dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) als gesundheitsgefährdend. Das WSA warnt in einem Schreiben an Nutzer des Sees wie Bootsverleihe vor dem „dauerhaften Aufenthalt auf dem Wasser“.

Die Informationen stammen aus einer Urteilsbegründung zum Verbot von sogenannten „Floating Homes“. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hatte bereits vor Jahren den Bau von schwimmenden Häusern in der Bucht verboten. Ende 2016 wurde eine Klage gegen den Beschluss vom Gericht abgelehnt.

Problem seit Jahren bekannt

Auf Nachfrage sagte ein Sprecher des WSA, man erachte es als wichtig, die Nutzer des Sees über die Gefahren zu informieren. Für alles Weitere sei die Wasserbehörde des Senats zuständig. Diese teilte auf Anfrage mit, dass man „als Unweltverwaltung zu gesundheitlichen Auswirkungen nicht seriös Stellung nehmen“ könne. Das Problem sei seit Jahren bekannt. „Schon aus Vorsorgegründen muss man mit der Gefahr durch die Sedimente sehr vorsichtig umgehen“, sagte ein Sprecher.

Die Folgen der Belastung – ein Cocktail giftiger Schwermetalle durch einstige Industrie – seien „komplex“, Auswirkungen auf das Wohnumfeld an den Ufern seien jedoch unwahrscheinlich. Auf dem Wasser wolle man lieber nichts bauen, da Arbeiten den giftigen Boden aufwühlen könnten. Trotzdem solle der See für alle Bürger zugänglich gehalten werden.

Ein Verbot sei nicht notwendig

Unterdessen geht das sommerliche Treiben auf dem See munter weiter. Eine Segelausbildung wird angeboten, bei der auch Kinder aktiv sind, die dabei auch mal ins Wasser fallen. Dass man in dem See nicht baden sollte, sei allgemein bekannt, sagt ein Sprecher der „Interessengemeinschaft Eigentümer in der Rummelsburger Bucht“. Verbotsschilder aufzustellen oder ein offizielles Verbot auszusprechen, erachte man als nicht notwendig. Anwohner wüssten, dass Schwimmen im See gesundheitsgefährdend sein kann. Auf der Website der Interessensgemeinschaft wird nicht auf eine Gefahr hingewiesen.

Die Liste der Badestellen online.

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