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Eine Frau liegt im Bett und putzt sich die Nase.

© Maurizio Gambarini/dpa

Auswertung der AOK im Nordosten: Mehr Krankmeldungen als in Vorjahren – 3G am Arbeitsplatz nicht die Ursache

Bereits Anfang Oktober war der gemeldete Krankenstand deutlich höher. An der Testpflicht für Ungeimpfte am Arbeitsplatz konnte das nicht liegen.

Die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz hat nicht zu einem spürbaren Anstieg des Krankenstands in den Betrieben geführt. Der Krankenstand lag bereits Anfang Oktober höher als in den Jahren davor – nämlich etwa ein Drittel über dem Durchschnitt der Vorjahre, wie die AOK Nordost am Mittwoch in Potsdam mitteilte.

Das hatte eine Datenanalyse auf Basis anonymisierter Daten von AOK-Versicherten ergeben. Die Testpflicht für ungeimpfte Beschäftigte am Arbeitsplatz gilt seit 24. November.

Die gesetzliche Krankenkasse zitierte Medienberichte, nach denen die 3G-Regelung zur Folge hatte, dass etwa bei der Berliner Bahn und bei der BVG Fahrten ausfielen. Auch der Tagesspiegel hatte darüber berichtet. Ungeimpfte Lokführer ließen sich lieber krankschreiben, als sich einer Testpflicht zu unterziehen, hatte es aus der Gewerkschaft Verdi geheißen.

Die jetzige Auswertung zeige aber, dass solche Vorkommnisse „offenbar Einzelfälle“ seien, teilte die AOK mit. Die Analyse gilt als „annähernd repräsentativ“, weil in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern rund jeder Vierte dort versichert ist. Für die Untersuchung sind rund 980.000 Krankmeldungen insgesamt ausgewertet worden.

Hoher Krankenstand als Folge der Pandemie

Dass der Krankenstand schon seit Oktober dieses Jahres so hoch liegt, ist nach Angaben der Krankenkasse offenbar eine Folge der Pandemie. Zum einen haben sich, vor allem im November, wegen Corona-Infektionen mehr Menschen krankgemeldet als in den Jahren davor. Dabei verzeichnen Kinderärzte und Kinderkliniken seit diesem Herbst deutlich mehr Patienten als in den Vorjahren. Laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte liegt es daran, dass viele Kinder jetzt Infekte „nachholen“, weil sie im vergangenen Jahr aufgrund des Lockdowns mit bestimmten Erregern kaum in Kontakt kamen. Die Kinder steckten dann oft ihre Eltern an, hieß es.

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Zum anderen habe die vierte Welle der Pandemie dazu geführt, dass sich Erwerbstätige vor allem bei Erkältungen schneller krankschreiben ließen, um die Kollegen vor einer möglichen Corona-Infektion zu bewahren.

Auswirkungen von „Lockdown light“

Den höchsten Krankenstand gegenüber den Vorjahren gab es in der 40. Kalenderwoche vom 4. bis 10. Oktober. In dieser Zeit gingen insgesamt rund 23.300 Krankschreibungen bei der AOK ein – das waren 56 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2020 mit rund 14.900 Krankschreibungen. Seitdem lag der Krankenstand jede Woche zwischen 25 und 54 Prozent über dem Vorjahres-Mittel.

Auch im Jahres-Vergleich von 2018 bis 2021 ist die Auswertung aussagekräftig: Von September bis Anfang Dezember 2020 lag der Krankenstand um etwa 12 Prozent niedriger als in den Vorjahren – der „Lockdown light“, der im vergangenen Herbst und Winter galt, habe die Ausbreitung von Infektionskrankheiten gebremst, erläuterte die AOK.

Der überdurchschnittlich hohe Krankenstand in diesem Jahr zeige indes, dass diese Schutzwirkung verpufft sei. Die Maskenpflicht allein reiche in Innenräumen offenbar nicht aus, um Ansteckungen bei Infekten zu verhindern. Auch dadurch lasse sich die Wucht erklären, mit der die vierte Welle Deutschland erfasst habe, hieß es.

Für die Untersuchung hat die AOK die Arbeitsunfähigkeitsfälle ihrer krankengeldberechtigten Mitglieder für den Zeitraum von Anfang September bis Anfang Dezember in den Jahren 2018 bis 2021 wochenweise ausgewertet.

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