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Krafft von dem Knesebeck hat die Ausstellung "Fontane trifft Knesebeck" zusammen mit der Fontane-Forscherin Gabriele Radecke und dem Verleger Günther Rieger konzipiert.

© Kitty Kleist-Heinrich

Ausstellung und Lesung am 3.Oktober: „Fontane trifft Knesebeck“

Der Autor Robert Rauh stellt sein drittes Fontane-Buch in Karwe bei Neuruppin vor. Dort erfährt man mehr über die märchenhaften Geschicke derer von Knesebecks.

Wo anfangen mit diesem märkischen Märchen? Beim ersten Knesebeck, dem der Soldatenkönig eine schöne, junge, reiche Frau gab? Und noch Balken, Kalk und Möbel dazu lieferte für ein herrliches Schloss in Karwe am Ruppiner See.

Oder soll man gleich die Geschichte erzählen von dem sowjetischen Offizier, der den Knesebecks erlaubte, eine Nacht lang das Wichtigste aus dem Schloss zu retten – und so die Basis lieferte für das, was seit einigen Monaten im ehemaligen Pferdestall des Schlosses gezeigt wird.

Wobei man bei einem weiteren Märchenfaktor wäre, dass nämlich ein Nachfahre des ersten Schlossherrn, Freiherr Krafft von dem Knesebeck, in dem gut ausgebauten Pferdestall wohnt und zusammen mit der Fontane-Forscherin Gabriele Radecke und dem Ruppiner Verleger Günter Rieger alles zusammentrug, was schon den Dichter der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ faszinierte, als er 1859 und 1864 nach Karwe kam.

Im Vorraum des ehemaligen Pferdestalls wird die Ausstellung gezeigt.
Im Vorraum des ehemaligen Pferdestalls wird die Ausstellung gezeigt.

© Susanne Vieth-Entus

Wer die Ausstellung „Fontane trifft Knesebeck“ noch besuchen will, muss sich beeilen, denn sie ist nur noch am 3. Oktober von 12 bis 17 Uhr zu sehen. Zum Begleitprogramm gehört allerdings etwas, was den Blick über Karwe hinaus weitet: Der Berliner Lehrer und Fontane-Spurenleser Robert Rauh stellt in der benachbarten Kirche um 16 Uhr sein drittes Fontane-Buch vor, das zugleich das erste ist, das unmittelbar an die „Wanderungen“ anschließt: Es heißt „Fontanes Ruppiner Land“, folgt dem Dichter auf Schritt und Tritt und spinnt doch alle Fäden in die Gegenwart fort.

Die Lesung aus "Fontanes Ruppiner Land" findet am 3. Oktober um 16 Uhr in der Karwer Kirche statt.
Die Lesung aus "Fontanes Ruppiner Land" findet am 3. Oktober um 16 Uhr in der Karwer Kirche statt.

© Susanne Vieth-Entus

Auf Spurensuche mit dem Autor

Was das bedeutet, lässt sich gut anhand des Knesebeck-Kapitels zeigen: Rauh erzählt, was nach 1864 geschah und so erfährt der Leser eben auch, warum der sowjetische Offizier 1945 so viel Entgegenkommen zeigte: Er wusste nämlich, dass ein Knesebeck 1812 nach Petersburg gefahren war, um dem Zaren Alexander den entscheidenden Rat zur Bezwingung Napoleons zu geben: Den französischen Besatzer solle man mit „Quadratmeilen Russlands“ besiegen, also tief ins Land locken. Der Offizier muss einen fulminanten Geschichtsunterricht genossen haben.

Das große Glück am See: Der Park, der einst zum Besitz des Knesebecks gehörte, liegt direkt am See und soll mit Hilfe eines Förderverein wieder allmählich in den historischen Zustand versetzt werden.
Das große Glück am See: Der Park, der einst zum Besitz des Knesebecks gehörte, liegt direkt am See und soll mit Hilfe eines Förderverein wieder allmählich in den historischen Zustand versetzt werden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Bei Rauh erfährt man auch, warum das prächtige Schloss nicht mehr steht – es wurde 1983 wegen Verfalls von den DDR-Behörden abgerissen – und dass sich Krafft von dem Knesebeck, anders als sein Vater, nicht davon beirren ließ, dass er das Land seiner Vorfahren nach der Wende nicht zurückbekam, sondern nach und nach zurückkaufen musste.

Ein großer Teil des Knesebeck-Anwesens ist erhalten. Aber das Schloss, das rechts von diesen Gebäude stand, wurde 1983 wegen Baufälligkeit abgerissen.
Ein großer Teil des Knesebeck-Anwesens ist erhalten. Aber das Schloss, das rechts von diesen Gebäude stand, wurde 1983 wegen Baufälligkeit abgerissen.

© Kitty Kleist-Heinrich

So spannend das Karwe-Kapitel ist, so macht es doch nur einen Bruchteil des neuen Rauh-Buches aus: Er hat tatsächlich alle Fontane-Orte besucht und immer einen Weg gefunden, eine Brücke ins Heute zu schlagen. Am beeindruckendsten vielleicht anhand des Gutshofes Ganzer, den ein Südafrikaner fast im Alleingang mit seiner Mecklenburg-Vorpommerschen Frau vorm Verfall rettete: Mason Brown ist heute Ortsvorsteher. Und auch das Kapitel Garz gehört eigentlich in die Rubrik „Märchen“, denn der ehemalige Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz hat das dortige Schloss nach allen Regeln der Kunst erhalten und dem Ort den „Garzer Kultursommer“ geschenkt.

Robert Rauh wird in Karwe aus seinem dritten Fontane-Buch lesen.
Robert Rauh wird in Karwe aus seinem dritten Fontane-Buch lesen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Aber Rauh zeigt auch, was aus Orten wird, die weniger Glück hatten. Das Schloss Gentzrode zum Beispiel, das verwunschen im Ruppiner Wald verfällt, seitdem die sowjetische Armee 1992 abgerückt ist.

Robert Rauh: Fontanes Ruppiner Land. Neue Wanderungen durch die Mark Brandenburg. be.bra-Verlag, 384 Seiten, 26 Euro.

Ausstellung: 3. Oktober, 12 bis 17 Uhr im ehemaligen Pferdestall.

Lesung: 3. Oktober, 16 Uhr in der Kirche.

16818 Neuruppin-Karwe, Eintritt frei

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