zum Hauptinhalt
Der Bart sitzt. Den meisten ist Bud Spencer als Haudrauf im Wilden Westen in Erinnerung (Archivbild von 2010).

© imago/ZUMA Press

Ausstellung mit Originalrequisiten: Bud Spencer bekommt eigenes Museum in Berlin

Bud Spencer wollte mal in Berlin ein Restaurant eröffnen. Verwirklicht hat sich dieser Wunsch nie. Ab Mai wird ihm ein eigenes Museum gewidmet – für 92 Tage.

Nein, ein Bud-Spencer-Restaurant hat es hier nie gegeben, es ist auch für die Zukunft ausgeschlossen. War wohl nur so eine dahergesagte, mehr scherzhaft gemeinte Bemerkung des – neben Oliver Hardy und Gérard Depardieu – wohl berühmtesten Dicken der Filmgeschichte.

Er wolle gern ein eigenes Restaurant in Berlin eröffnen, tat er 2012 bei einem seiner vielen Besuche an der Spree kund, ihm liege viel daran, seine geliebten Bratkartoffeln zu essen. Und er ließ noch, frei nach Descartes, ein sehr zitables Bonmot fallen: „Ich esse, also bin ich.“

[Behalten Sie den Überblick: Corona in Ihrem Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihren Bezirk. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de]

Ein Speiselokal also nicht, ein Museum dagegen schon. Und wenn auch nicht für immer, so doch für drei Monate. Ende Mai eröffnet im Haus Ungarn nahe dem Alexanderplatz eine Ausstellung mit bislang unveröffentlichten Fotos von Bud Spencer, Filmplakaten sowie Originalkostümen und -requisiten aus seinen über 50 Filmen.

Auch der rotgelbe Buggy und der Ford Escort MK1 aus „Zwei wie Pech und Schwefel“ sind zu bewundern, ebenso das Wägelchen für Pistazieneis und der Flipperautomat, die in „Zwei sind nicht zu bremsen“ zum Einsatz kamen, dazu eine lebensgroße Statue des Carlo Pedersoli heißenden Neapolitaners.

[Das Museum ist vom 30. Mai bis 29. August täglich von 10-19 Uhr geöffnet. Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8, Karl-Liebknecht-Straße 9. Mehr Infos: www.budspencer-museum.com]

Zusammengestellt hat die Memorabilien in Zusammenarbeit mit dem Instituto Luce-Cinecittà die Familie Pedersoli, die damit, wie es heißt, Ehemann, Vater und Großvater würdigt. Die Ausstellung wird durch diverse Veranstaltungen ergänzt, so gibt beispielsweise Oliver Onions ein Clubkonzert, das italienische Pop-Duo, das mit „Flying Through the Air“ und „Dune Buggy“ den Ohrwurm-Soundtrack zu „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ und „Zwei wie Pech und Schwefel“ lieferte, beide mit Spencers Lieblingsfilmpartner Terence Hill.

„Schafft der nie“, meinten die Kraftkerle bei „Wetten, dass...?“ – und verloren

Aus sehr besonderem Anlass waren die beiden sogar gemeinsam in der Stadt, als am 3. September 1983 die erste Berliner „Wetten, dass...?“-Sendung über die Bühne lief, während der Funkausstellung live aus der Deutschlandhalle.

Sie traten als Wettpaten auf, durften erst ihrem Kandidaten bei seiner „Hau den Lukas“-Wette zusehen: 50-mal zuschlagen in drei Minuten. „Schafft der nie“, meinten die Kraftkerle – und verloren. Kostümiert mit riesigen Hüten à la Mexico mussten sie singen.

Die Filme, die für die Fans mit dem Namen Bud Spencers verbunden sind, hatten eigentlich nie eine Chance, zur Berlinale eingeladen zu werden. Einmal gelang dies aber doch, mit einem für Spencer allerdings untypischen Werk. Das war 2004, mit „Singing Behind Screens“, einer Art kunstvollem Italo-Eastern über eine chinesische Piratenführerin des späten 18. Jahrhunderts, mit Spencer als altem Seebären. Es sei sein „erster wichtiger Film“, urteilte er damals, war von seiner Leistung als Schauspieler recht angetan. Vorher sei er das nie gewesen, erst Regisseur Ermanno Olmi habe das geschafft: „Ein Wunder.“

Allein die vielen Dialoge, das kannte er von seinen früheren Filmen gar nicht. Denn wie viele Wörter brauche ein Cowboy zum Leben? „40 bis 50 genügen.“ 74 Jahre war er da, und noch immer ein Mann wie ein Berg. Massig, gewaltig, schwer. Das Haar zurückgekämmt, schon etwas schütter, der Vollbart grauer als gewohnt, doch wuchernd wie immer.

Zweimal nahm Bud Spencer an Olympischen Spielen teil

Doch auch wenn er sich nie, oder fast nie, für einen Schauspieler hielt, denn der habe viele Persönlichkeiten, er aber nur eine, wenngleich die niemand besser spiele als er. Seine Sammlung von Lebensrollen jedenfalls konnte sich sehen lassen, wie in seiner 2011 in Berlin vorgestellten Autobiografie nachzulesen war, wenn man es als wahrer Fan nicht ohnehin schon wusste: In Neapel wurde er als Sohn eines Fabrikanten geboren, dessen Fabrik 1940 kriegsbedingt in die Luft flog.

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Die Familie zog erst nach Rom, dann nach Südamerika. 1948 kehrte der junge Carlo zurück, versuchte ein Jurastudium, wurde erfolgreicher Schwimmer, nahm sogar zweimal an Olympischen Spielen teil. Dann kam die Musik, Carlo komponierte Filmmusiken und Schlager für die auch in der Bundesrepublik erfolgreiche Rita Pavone. Und nach der Heirat – sein Schwiegervater war zufällig Filmproduzent – gab es hin und wieder Nebenrollen.

Dann der Anruf, der alles änderte: Ein befreundeter Regisseur rief an, erreichte seine Frau, wollte wissen, ob er noch seine athletische Figur habe. Sie musste verneinen: „Er frisst nur noch und macht keinen Sport mehr.“ Doch genau solch ein Typ wurde gesucht, für den „Gott vergibt ... Django nie!“.

Er hat aber auch öfter einen Seebären gegeben. In dem Film „Freibeuter der Meere“ zum Beispiel – aus dem Jahr 1971. Und auch 2004 in „Singing Behind Screens“, der damals sogar auf der Berlinale lief.
Er hat aber auch öfter einen Seebären gegeben. In dem Film „Freibeuter der Meere“ zum Beispiel – aus dem Jahr 1971. Und auch 2004 in „Singing Behind Screens“, der damals sogar auf der Berlinale lief.

© imago/United Archives

Die erste Zusammenarbeit mit Terence Hill, noch nicht als die später übliche Krawallkomödie, sondern als reiner Italowestern – dennoch der Beginn einer wundervollen und vor allem sehr spaßigen Zusammenarbeit.

„Er frisst nur noch und macht keinen Sport mehr“

Einmal war Bud Spencer sogar für Filmarbeiten in der Stadt, die ihm besonders ans Herz gewachsen schien. 2007 drehte er in Berlin, Babelsberg und Italien die Actionkomödie „Mord ist mein Geschäft, Liebling“, auch Franco Nero, ein weiterer Spaghettiwestern-Veteran, war dabei. Den letzten Auftritt vor der Kamera aber hatte er kurz vor seinem Tod in dem Dokumentarfilm „Sie nannten ihn Spencer“ von Karl-Martin Pold.

Ein klassisch mit vielen Interviewschnipseln von ehemaligen Weggefährten garnierter Film, der zugleich ein Roadmovie war, über zwei Fans, einer aus Augsburg, der andere aus Berlin, auf dem gemeinsamen Weg zu ihrem Idol. Sie haben ihr Ziel erreicht und bekamen sogar Spaghetti alla napoletana serviert. Zum Glück keine aufgewärmten Bohnen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false