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Alltagsgegenstände aus dem Berliner Ortsteil Moabit sollen in der Installation zu sehen sein.

© Doris Spiekermann-Klaas

Ausstellung mit Material aus dem Kiez: Ein Moabiter Sammelsurium als Kunstwerk

In Moabit entwickelt sich ein Kunstwerk aus Alltagsgegenständen der Menschen vor Ort. Ein Ehepaar zog dafür wochenlang durch den Ortsteil.

Von Laura Hofmann

In Moabit entsteht ein Kunstwerk aus Moabit für Moabit. Eine performative Installation soll es sein, hergestellt aus Alltagsgegenständen der Menschen vor Ort. Wochenlang ist das Berliner Künstlerehepaar Elisa Duca und Robin Detje dafür durch den Ortsteil gezogen, hat zwischen Gefängnis, Amtsgericht und Siemenswerken, zwischen Großmarkt und Spreebogen nach Material gesucht, das Geschichten aus dem Kiez erzählt.

Mit Oumar Diallo waren sie im Keller des Afrika-Hauses in der Bochumer Straße, in der Bremer Straße haben sie den Frisör-Saloon von Marianne Graff besucht. Und Duca und Detje haben auch Anwohner aufgefordert, ihnen Dinge zu leihen oder zu überlassen: von der Taxiquittung bis zur chinesisches Ming-Vase, vom Toaster bis zur Büste von Marx, vom Taucheranzug bis zum Brautkleid.

"Der Kiez strahlt uns an"

„Processing: Moabit“, heißt das Ergebnis. „Wir haben schon einige dieser Projekte gemacht, auf der ganzen Welt“ erzählt Detje. „In Indien, in Taiwan oder im fernen Dresden“, ergänzt Duca. Aber nirgendwo sei man ihnen so offen begegnet wie hier. „Wir sagen dem Kiez, dass er unser Material ist, und der Kiez strahlt uns an“, sagt Detje. Er ist überzeugt: „ Im internationalen Freundlichkeitsvergleich rangiert Moabit eindeutig an erster Stelle.“

Am 3. Mai um 19 Uhr wurde in der Galerie Nord/Kunstverein Tiergarten Eröffnung gefeiert. Bis zum 31. Mai kann das Werk, das sich ständig wandeln soll, dann in der Turmstraße 75 besichtigt werden. „Wir glauben, dass Dinge genauso ,performen‘ wie die Menschen“, sagt Duca. „Wir bauen eine Objektlandschaft, die sich ständig verändert.“

Ein Chor aus geflüchteten Mädchen

Einige performative Interaktionen sind schon angekündigt: Am 25. Mai kommen die Levetzowgirls, ein Chor aus geflüchteten Mädchen, der sich in Moabit gebildet hat, und am nächsten Tag, am Sonntag, 26. Mai, wird die Installation zum Wahllokal für die Europawahl. „Das finden wir auch sehr toll“, sagt das Paar.

Warum man sich „Processing: Moabit“ anschauen sollte? „Aus Neugier natürlich“, sagt Detje. „Und um den eigenen Kunstbegriff zu überprüfen.“ Und speziell für Moabiter: „Um zu fragen: Erkenne ich mich, meinen Kiez da wieder?“ Und natürlich gehe es auch um die ewige Frage: Ist das Kunst oder kann das weg?

Da widerspricht seine Frau entschieden: „Natürlich ist es Kunst. Wir übertragen das, was wir auf der Straße, in Läden und auf Dachböden finden, in einen von uns gestalteten ästhetischen Raum. Wir geben ihm eine neue Gestalt. Das muss Moabit aushalten.“

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