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Ausflugsziel: Cowboy Billy im Museum in Alt-Hermsdorf

Am liebsten ließ sich der Cowboy von Reinickendorf mit perlenbestickter Fransenjacke und seinem Steinadler „Goliath“ fotografieren. Dann hockte der riesige Vogel auf Billy Jenkins Faust, hatte die Schwingen ausgebreitet (2,20 Meter Spannweite!

Am liebsten ließ sich der Cowboy von Reinickendorf mit perlenbestickter Fransenjacke und seinem Steinadler „Goliath“ fotografieren. Dann hockte der riesige Vogel auf Billy Jenkins Faust, hatte die Schwingen ausgebreitet (2,20 Meter Spannweite!) und war jederzeit bereit, in den Himmel über Reinickendorf aufzusteigen. Ein Pfiff genügte, Jenkins galt in den 20er Jahren als der beste Greifvogeldresseur der Welt. Zugleich trat er hoch zu Ross als Westernheld auf und avancierte zum Titelhelden einer nach ihm benannten Romanreihe.

Das Leben des außergewöhnlichen Reinickendorfers, der sich wie Karl May mit einem Wild-West-Mythos umgab, ist im Museum des Bezirks in Alt-Hermsdorf dokumentiert. Es spielt im Zirkusmilieu, der Welt der Abenteuer. Was andere nur in der Fantasie durchleben, inszenierte Jenkins für sich und seine Fans im Alltag.

1885 geboren, wuchs er in Berlin auf. Sein Vater betrieb in Tiergarten ein Varieté und besaß ein Anwesen im Reinickendorfer Ortsteil Konradshöhe. Jenkins, mit bürgerlichem Namen Erich Rosenthal, lernte artistisches Reiten und Schießen, Schon bald trat er im Wintergarten, der Scala, den Zirkussen Sarrasani und Busch auf. Als Buffalo-Bill-Fan gab er sich den Künstlernamen Billy Jenkins – und richtete in den 30ern im Gehöft des Vaters seine legendäre Farm ein.

Dort erlebten die Reinickendorfer, wie er See- und Kaiseradler dressierte. Außerdem begegnete ihnen ihr Cowboy aus der Nachbarschaft am Kiosk: 1934-1963 erschienen 630 „Billy Jenkins“-Wild- West- Geschichten. Auf den Groschenheften prangte sein Porträt, als hätte er die Stories selbst erlebt. Tatsächlich war alles erfunden. Jenkins hatte auch nur zwei Hefte selbst geschrieben. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Köln. Zur Beerdigung 1954 kamen Freunde aus aller Welt. Auf dem Sarg lag ein Cowboyhut. CS

Museum in Alt-Hermsdorf 34, Mo., 9-13.30 Uhr, Di.-Fr. u. So., 9-16 Uhr.

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