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Im Park Babelsberg sprudeln die Brunnen wieder.

© Johanna Bergmann

Ausflugstipp: In Babelsberg fließen die Brünnlein wieder

Wie wäre es mit einem Ausflug in den Park Babelsberg? Seit Kaiser Wilhelm I. hat niemand mehr die einst prächtigen Wasserspiele zu sehen bekommen. Jetzt sprudelt, plätschert und fließt es wieder rund um das Schloss.

Von Peer Straube

Was für eine Pracht. Auf der Porzellanterrasse des Schlosses Babelsberg sprudelt der Städtebrunnen, umgeben von üppig blühenden Blumenbeeten. Ein paar Dutzend Meter weiter speit der Bronzereiher im Goldenen Rosengarten eine Wasserfontäne in die Luft, unweit davon schießen Wassergarben aus der Gotischen Fontäne, eingebettet in prachtvolle Blumenrabatten.

Erstmals seit mehr als 100 Jahren sind die Wasserspiele im Park Babelsberg wieder in Betrieb, jedenfalls der größte Teil davon. Knapp sechs Millionen Euro, gespeist aus dem ersten, 155 Millionen Euro schweren Masterplan zur Rettung des bedrohten Preußenerbes, hat die Schlösserstiftung dafür ausgegeben, in dieser Woche wurden sie feierlich in Betrieb genommen. Kein heute Lebender hat bislang diesen Anblick genossen und so ist es kein Wunder, dass dieses Erlebnis sich auch in den Reden niederschlug und die Protagonisten zu geradezu lyrischen Worten animierte.

Überall plätschert und rauscht es

Bislang habe sich der Babelsberger Park ungeschminkt und unvollkommen gezeigt, sagte etwa Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh. Das Wasser bringe nun „die Details wieder zum Leuchten“. Das gelte nicht nur für die Optik, sondern auch für die Akustik, denn das Plätschern, Sprudeln und Rauschen sei rund um das Schloss überall zu hören. „Jetzt kann man Pücklers Wassermusik wieder lauschen“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erfreut.

Der berühmte Fürst hatte den Park ganz überwiegend gestaltet. Ihm war es auch gelungen, dem damaligen Kronprinzen Wilhelm genug Geld abzuluchsen, um seine ambitionierten Vorstellungen umzusetzen. Man möge ihm doch bitte freie Hand lassen, schrieb er an seinen Auftraggeber, und keinesfalls „knickern“. Der Kronprinz dürfe sich sicher sein, dass es „keine unnütze Verschwendung“ geben werde. „Das Notwendige aber muss getan werden.“

Ein 200 Meter langes Bächlein entspringt einer künstlichen Quelle.
Ein 200 Meter langes Bächlein entspringt einer künstlichen Quelle.

© Johanna Bergmann

Insgesamt fünf Brunnen und drei Wasserfälle sind wieder in Betrieb. Prunkstück vor dem Schloss ist der eingangs erwähnte Städtebrunnen, bestehend aus einer Ziersäule, aus der das Wasser in ein großes Sandsteinbecken sprudelt. Aus Anlass seiner Krönung zum König hatte die Stadt Köln Wilhelm I. das Bauwerk geschenkt. Der Brunnen sollte den Monarchen daran erinnern, dass die preußischen Könige das Patronat über den Wiederaufbau des Kölner Doms übernommen hatten. Auf der Rückseite des Schlosses steht der marmorne Jubiläumsbrunnen, der 1851 geschaffen wurde und seinen Namen anlässlich der Silberhochzeit von Wilhelm I. und Augusta erhielt. Im benachbarten Pleasureground sind gleich drei Brunnen zu sehen: Im Adlerbrunnen plätschert das Nass aus vier wasserspeienden Bronzelöwen, die krönende und namensgebende Adlerfigur an der Spitze wurde indes nicht ersetzt, weil es kein geeignetes Vorbild mehr gibt.

Herzstück der Reiherfontäne in der Goldenen Rosenlaube ist die bronzene Skulptur eines balzenden Königsreihers, aus deren Schnabel eine Wasserfontäne in die Höhe schießt. Besonders prächtig ist die Gotische Fontäne aus schwarzem Kunststein inmitten eines von Lenné geschaffenen Blumenrondells. Deren Wasser speist auch einen nahe gelegenen Wasserfall, der sich neben der Rosentreppe in die Havel ergießt. Sein Bett besteht – wie auch das der anderen Wasserfälle im Park – aus Klinkerschmolz, also aus fehlerhaft gebrannten Ziegelsteinen. Form und Porosität der Steine erinnern an Lava – die vulkanische Wirkung war von Pückler beabsichtigt.

Ein besonders schöner Teil der Wasserspiele ist das 200 Meter lange Bächlein, das einer künstlichen Quelle in der Nähe des Dampfmaschinenhauses entspringt und sich in ein kleines Staubecken ergießt, bevor es als Wilhelm-Wasserfall in Richtung Havel fließt. Der dritte Wasserfall, der „an der Schlossserpentine“, ist nur einen Steinwurf entfernt, aber nur zu sehen, wenn Regen fällt, denn er wird nicht aus einer künstlichen Quelle gespeist. Der flächenmäßig größte Baustein der Wasserspiele ist das sogenannte Schwarze Meer. Dieser 2500 Quadratmeter große künstliche See mit vier kleinen Inseln darin liegt ein paar hundert Meter vom Schloss entfernt.

Die Wasserspiele sind bis Ende Oktober zu sehen

Während der gesamten Saison von Anfang April bis Ende Oktober sollen die Wasserspiele künftig zu sehen sein, acht Stunden täglich. Rund eine halbe Million Kubikmeter Havelwasser zirkuliert pro Jahr in diesem Kreislauf.

Doch nicht nur für die Besucher wird der Park aufgewertet, auch die Gärtner profitieren enorm. Zehn Kilometer unterirdische Leitungen wurden instand gesetzt, die künftig wie ehedem der Bewässerung des Parks dienen sollen. Endlich müssten die Gärtner nicht mehr mit dem Wasserwagen durch die Anlage fahren, sondern könnten sich an Zapfstellen bedienen, sagte Stiftungs-Gartendirektor Michael Rohde. Mehraufwand gibt es trotzdem: Weil die Gartenanlage jetzt wieder ebenso aufwendig bepflanzt ist wie zu Zeiten Wilhelms I., würden sieben bis acht zusätzliche Gärtner benötigt, schätzt Rohde. Derzeit kümmern sich elf Gärtner um den Park.

Weitere vier Millionen Euro sind nötig, um auch den Rest des Bewässerungssystems zu erneuern, darunter weitere zehn Kilometer Leitungen, ein weiterer Wasserfall, ein Bach und der Große See. Bezahlt werden soll das mit dem Geld aus dem zweiten Masterplan-Topf, den der Bund, Berlin und Brandenburg mit 400 Millionen Euro füllen wollen.

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