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Gefährdet: Auch Gänse können sich mit der Vogelgrippe infizieren.

© Imago Images/Countrypixel

Ausbruch kommt ungewöhnlich früh: Erster Vogelgrippefall der Saison in Brandenburg

Ein Betrieb im Landkreis Spree-Neiße wurde am Wochenende gesperrt - früher als in den Vorjahren. Verbraucherschutzministerin Nonnemacher ist in großer Sorge.

Von Sandra Dassler

In einem Nutzgeflügelbestand im Landkreis Spree-Neiße ist der erste Fall von Geflügelpest in diesem Herbst in Brandenburg nachgewiesen worden. Der Betrieb wurde gesperrt und die mehr als 200 Enten, Gänse und Hühner seien am Sonntag getötet worden, teilte der Sprecher des Verbraucherschutzministeriums, Dominik Lenz, am Montag mit.

„ Dass die Seuche so früh im Herbst auftritt und zudem Nutzgeflügel betroffen ist, noch bevor das Virus bei Wildvögeln in Brandenburg nachgewiesen werden konnte, bereitet mir große Sorgen“, sagte Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne).

Vom zuständigen Veterinäramt wurde eine Schutzzone im Radius von drei Kilometern um den betroffenen Betrieb eingerichtet und eine Beobachtungszone im Radius von zehn Kilometern. In der Schutzzone gebe es rund 300 Geflügelhalter, vom Kleinstbetrieb bis hin zu Großanlagen, sagte Lenz. Diese müssten nun ihre Bestände melden und die Tiere ausschließlich im Stall halten.

In den vergangenen Wochen gab es bereits Meldungen aus benachbarten Bundesländern. Im Greifswalder Zoo starben drei Störche, eine Rothalsgans, eine Zwerggans und ein Puter. Kurz darauf bestätigte sich der schlimme, aber naheliegende Verdacht: Bei allen toten Vögeln wurde das Geflügelpest-Virus H5N1 nachgewiesen.

Weitere 51 Tiere, die Kontakt mit ihnen hatten, mussten ebenfalls getötet werden, darunter Enten, Gänse, Schwäne und ein Nandu. Fast zeitgleich war auf der nahen Insel Koos ein kranker Seeadler gefunden worden, der ebenfalls kurz darauf an Vogelgrippe verendete.

Übertragung erfolgt oft über Kot und Erde

Ursula Nonnemacher hatte schon vergangene Woche alle Geflügelhalter im Land aufgefordert, die „vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern“. Zudem sollen die Ein- und Ausgänge zu den Ställen gegen unbefugten Zutritt gesichert und sämtliche Standorte des Geflügels nur mit betriebseigener Schutz- oder Einwegkleidung betreten werden. Auch müssen Vorrichtungen zur Desinfektion der Hände und Schuhe vorhanden sein.

Letzteres sei besonders wichtig, sagt Ministeriumssprecher Lenz. Die Übertragung des Vogelgrippe-Virus von Wild- auf Nutzgeflügel erfolge nämlich sehr oft über Kot und Erde, die an den Schuhen in die Ställe getragen werden. Mit dramatischen Folgen: Im vergangenen Winter gab es in elf märkischen Geflügelbeständen Ausbrüche der Vogelgrippe. Insgesamt 159.000 Tiere mussten getötet werden.

Legehennen sind auf einem Geflügelhof für Freilandhühner in den Stall gesperrt.
Legehennen sind auf einem Geflügelhof für Freilandhühner in den Stall gesperrt.

© dpa

Nach dem Winter 2016/17 sei der von 2020/21 der härteste in Bezug auf die Vogelgrippe gewesen, sagte die Geschäftsführerin des brandenburgischen Geflügelwirtschaftsverbandes, Katharina Standke: „Wegen der Corona-Pandemie hat das aber außer den Geflügelhaltern kaum jemand mitbekommen.“ Dass der bevorstehende Winter schon wieder schwierig werden könnte, sei ungewöhnlich, findet Ministeriumssprecher Lenz: „Früher waren da immer ein paar ruhige Jahre dazwischen. Aber das scheint vorbei zu sein.“

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Diese Beobachtung teilen auch die Wissenschaftler vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI): „Bisher bekamen wir alle paar Jahre meistens zum Ende des Sommers oder Anfang des Herbstes die Meldung, dass es Ausbrüche der Vogelgrippe zum Beispiel in Kasachstan gab“, sagt FLI-Sprecherin Elke Reinking.

„Da wussten wir, dass einige Monate später so etwas auch bei uns passieren würde. In diesem Jahr ist es aber bereits im Sommer auch in Mitteleuropa zu mehrere Ausbrüchen gekommen. Also müssen wir davon ausgehen, dass das Virus inzwischen das ganze Jahr über hier präsent ist.“ Mit dem Vogelzug nach Süden im Herbst, bei dem sich viele Vögel an bestimmten Orten versammeln, werde das Risiko eines Ausbruchs der Geflügelpest allerdings größer, sagt Reinking.

Katharina Standke vom Geflügelwirtschaftsverband ist der Ansicht, dass man sich auf die neue Situation einstellen muss. „Wir prüfen, was wir tun können“, sagt sie. „So wird das Geflügel in einigen Ländern bereits gegen den Vogelgrippe-Erreger geimpft. Ob das etwas bringt, ist noch unklar.“

Keine dauerhafte Lösung sei die Stallpflicht. „Für kurze Zeit kann die helfen, das Infektionsgeschehen einzudämmen“, sagt sie. „Aber wir wollen ja Tiere, die sich wohl fühlen und viel im Freien sind.“ Vor allem die Gänsehalter seien von einer Stallpflicht betroffen, denn Gänse ließen sich nicht auf Dauer im Gebäude halten.

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