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Der heiße Sommer des Jahres 2018 hat viele erfreut. Doch schon damals litten Pflanzen und Tiere unter extremer Trockenheit. Und Experten warnten, dass viele Auswirkungen erst im nächsten Frühjahr zu spüren sein werden. Jetzt ist es soweit.

© Paul Zinken/dpa

Ausbleibende Niederschläge: Wenn in Berlin keine jungen Triebe sprießen

Ob an der Straße oder im Wald – das Berliner Grün leidet. Aber der Mensch kann ihm helfen – allerdings auch schaden.

Von Sandra Dassler

Er hat zwei Weltkriege überlebt, die kalten Winter der Nachkriegszeit und sogar den sauren Regen – jetzt aber scheint er gefährdeter denn je: Der Wald leidet unter der gegenwärtigen Trockenheit und Dürre – sogar in Berlin, wo er eigentlich an wenig Bodenfeuchtigkeit und nährstoffarme Sandböden gewöhnt ist.

„Wir befürchten erhebliche Schäden, die durch die extrem niederschlagsarmen Sommermonate des vergangenen Jahres verursacht wurden“, sagt der Sprecher der Berliner Forsten, Marc Franusch: „Wir hatten ja bereits damals gewarnt, dass viele Schäden erst in diesem Frühjahr sichtbar werden und das ist nun auch der Fall. Besonders von den jungen neu gepflanzten Laubbäumen haben wir viele verloren.“

Das betrifft unter anderem Buchen, Eichen, Linden, Ahorne und Hainbuchen, sagt Franusch, also gerade jene Bäume, die den für die Region so typischen Kiefernwald in einen, wie die Forstleute sagen, „laubholzbasierten Mischwald“ umwandeln sollen: „Unsere Mitarbeiter, die in den Wäldern unterwegs sind, halten zwar unverdrossen Ausschau nach noch so kleinen Trieben, aber oft vergeblich. Dass es ausgerechnet jetzt seit Wochen nicht regnet, verschärft die Situation.“

Sind es bei den jungen Pflanzen die fehlenden Triebe, künden bei den älteren Bäumen eher die trockenen Bereiche in den Kronen oder die sehr kleinen Blätter von einer sogenannten Vitalitätsdelle oder gar vom bevorstehenden Ende.

Waldeigentümer sind besorgt

Kein Wunder, dass auch der Präsident des Verbandes der Waldeigentümer, Hans-Georg von der Marwitz, angesichts des Internationalen Tag des Baumes am 25. April vor schweren Schäden warnt und einen ressortübergreifenden Pakt für den Wald fordert. Dieser sei durch „Waldbrände, vertrocknete Jungpflanzen und eine Schädlingsexplosion gefährdet“.

Tatsächlich haben Borkenkäfer und die Raupen bestimmter Schmetterlinge mit vorgeschädigten Bäumen auch in den Berliner Wäldern ein leichtes Spiel, sagt Forstsprecher Marc Franusch. „Die haben dann einfach keine ausreichende Abwehrkraft mehr.“ Wenn dann noch Wind, Stürme oder gar Waldbrände hinzukommen, wird es ganz schlimm.“

Tatsächlich hat es auch in den Berliner Wäldern in den vergangenen Wochen einige Male gebrannt. Allerdings wurden die Feuer immer sehr schnell entdeckt und auch erfolgreich bekämpft. „Die vielen Waldbesucher sind unsere besten Brandmelder“, sagt ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Manche wüssten gar nicht, dass es in Berlin entgegen immer mal fälschlicherweise kursierenden Meldungen keine Waldbrandwarnstufen wie in Brandenburg und in anderen Bundesländern gibt. Die sind auch nicht notwendig, da zum einen Rauchen und offenes Feuer im Wald das ganze Jahr über unabhängig von der Witterung verboten sind. Zum anderen könnte man ein generelles Begehungsverbot des Waldes schwerlich durchsetzen. „Wie wollen Sie den Grunewald absperren?“, fragt der Sprecher.

Berliner sind zu sorglos

Auch wenn sich die meisten Menschen umsichtig verhalten, kommt es immer wieder zu Böschungsbränden entlang der viel befahrenen Straßen, die ziemlich eindeutig durch aus dem Autofenster geworfenen Zigaretten verursacht sind. Zu sorglos sind die Berliner auch mit dem Parken ihrer Kraftfahrzeuge auf Waldböden. „Da können die heißen Katalysatoren sehr schnell ein Feuer auslösen“, sagt Marc Franusch. Und auch die Badestellen an der Krummen Lanke, am Schlachtensee oder entlang der Havelchaussee seien Wald. Auch dort darf nicht geraucht oder gegrillt werden.

Während der Deutsche Wetterdienst schon den nächsten Dürresommer befürchtet, sieht der Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Derk Ehlert, die Situation nicht so dramatisch. Zwar begrüßt er den Aufruf des Grünflächenamts von Friedrichshain-Kreuzberg an die Bürger, beim Gießen von Straßenbäumen und jungem Grün mitzuhelfen. „Aber die etwa 430 000 Straßenbäume in Berlin haben auch besonders schwierige Bedingungen“, sagt er. Trotzdem sei ihr Zustand derzeit noch stabil. Und die Millionen von Bäumen in den Berliner Wäldern verfügten noch über einen ausreichenden Puffer, da der Boden bis in eine Tiefe von 90 Zentimetern feucht sei. Außerdem, sagt Derk Ehlert, soll es ja spätestens am Sonnabend regnen.

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