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Wetterfest. So sieht es Unter den Linden derzeit unter der Straßenoberfläche aus.

©  Wolfgang Kumm/dpa

Ausbau der U5 in Berlin: "Unter den Linden" nimmt Formen an

Der U-Bahnhof Unter den Linden ist in Beton gegossen. Nun startet der Ausbau des Kreuzungspunktes: „Wird ’ne enge Kiste, aber ist zu schaffen“.

Das Lachen vergeht der Chefin des U5-Ausbau-Projektes bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im Geschoss „-3“ tief unten im Bahnhofsrohbau Unter den Linden nicht. Der Humor qualifiziert Ute Bonde („wie James Bond, aber mit einem ’e’ hinten dran“) für Höheres bei der BVG (Werbespruch: „Weil wir dich lieben“). Und jetzt ist sogar der Lückenschluss der U-Bahn-Line 5 zwischen den Bahnhöfen Alexanderplatz und Brandenburger Tor sogar noch halbwegs im Plan – für Berliner Verhältnisse jedenfalls.

Denn die „Puffer“, wie die BVG’ler die Rücklagen für Risiken beim zuvor schon von 433 auf 525 Millionen Euro angeschwollenen Projekt nennen, sind aufgezehrt. Und wenn schon: „Wird ’ne enge Kiste, aber ist zu schaffen“, sagt der Chef der bauausführenden Firma Implenia, Peter Hoppe. Vor Beginn der Bauarbeiten war eine Inbetriebnahme im Herbst 2019 geplant. Ende 2020 gilt nun. Käme noch eine Verspätung, droht Ärger mit dem Bund, sogar Rückzahlungen könne der verlangen, wird gemunkelt.

„Die Geologie“ habe die Arbeiten schon verzögert, sagt Hoppe, „Findlinge“, gewaltige Steinbrocken tief im Erdreich, entdeckten die Männer, während sie schon die Röhren für die Vereisungsanlage gruben. Nun sind die Tunnel längst gezogen, aber da, wo der Bahnhof entsteht, musste zuvor noch das Grundwasser zu Eis gefroren werden, damit beim Bauen keine Risse im unterirdischen Bahnhofsgemäuer entstehen.

Endlich ist der Rohbau fertig und wer Einlass bekommt, kann die Betontreppen drei Geschosse tief bis zum Bahnsteig der U5 hinabsteigen und dort in die Röhre gucken: Die Tunnel für die Züge verlieren sich in der Ferne bei einer sanften Biegung Richtung Alexanderplatz. Im mittleren der unterirdischen Geschosse werden sich in knapp drei Jahren die Berliner drängen, die von der U5 in die U6 umsteigen.

Unter den Linden ist ein Umsteigebahnhof und BVG-Chefin Sigrid Nikutta ist sich sicher: „Wenn der Bahnhof öffnet wird sich niemand mehr vorstellen können, dass es ihn vorher nicht gegeben hatte.“ Gut möglich, denn die zwei U-Bahnlinien verbinden den Osten der Stadt mit dem Westen, einmal quer durchs Zentrum, und außerdem noch den Norden mit dem Süden der Stadt (U6). Dass die U5 auch „Kanzler-U-Bahn“ genannt wird, trifft es also nicht wirklich, besser wäre wohl: Einheits-U-Bahn.

Ein Beispiel des Berliner Fashion-Minimalismus

Dazulernen kann man bei einer solchen Besichtigung auch das: Neben dem Gleisbett gibt es einen „Abrollraum“. Das könnte die Rettung sein für den Unglücklichen, der auf die Gleise stürzt kurz bevor die U-Bahn einfährt. Denn wenn er in dieser misslichen Lage geistesgegenwärtig genug ist, rollt er sich in die Schutz bietende Ausbuchtung unter dem Bahnsteig weg.

Mit viel Phantasie sowie einigen BVG-Prospekten lässt sich der Rohbau außerdem im ausgebauten Zustand beschreiben: Mit Kirchheimer Muschelkalk an den Wänden und schwarzen Säulen, hell beleuchtet, haben wir ein Beispiel des Berliner Fashion-Minimalismus zu gewärtigen: schwarz-weiß eben.

Vor fünf Jahren begannen die Arbeiten, Unter den Linden ist mit einem 64.000 Kubikmeter großen Hohlraum die gewaltigste Bauaufgabe auf der Strecke, deren Lücke geschlossen wird. Die schwierigste Aufgabe ist es nicht: Die Realisierung des Bahnhofs Museumsinsel, wo die Strecke die Spree unterquert und die Bauleute am Schloss-Neubau vorbei kommen müssen, ist laut BVG-Technikchef Jörg Seegers noch aufwändiger. Aber auch dort sei die „Vereisung“ gelungen und die Arbeiter greifen jetzt zu Spitzhacke oder Presslufthammer und steigen auf die Bagger, um Baufläche zu schaffen.

Denn sobald die Tunnel gebohrt und in Beton gegossen sind, werden sie an den Bahnhofs-Standorten auch wieder abgerissen, damit der Hohlraum entstehen kann, den das unterirdische Bauwerk umschließt. Und auch bei dieser Maßnahme gibt es Unwägbarkeiten, die Seegers wie folgt auf den Punkt bringt: „Vor der Hacke ist es duster“ – wer weiß, was da ist.

50.000 Fahrgäste werden nach Schätzungen der BVG täglich am Bahnhof Unter den Linden ein- und umsteigen. Die Fertigstellung des Rohbaus ist für Nikutta ein „Meilenstein“.

Weiter östlich auf der U5-Strecke ist der Bahnhof Rotes Rathaus schon weit gediehen, die wie Blumenkelche zur Decke hin sich öffnenden Säulen stehen und sehen aus, wie der Architekt sie in seinen Simulationen entworfen hatte. Die „Aufstellebene für Züge“ soll dort als erstes fertig werden. Außerdem läuft die Instandsetzung des bestehenden Tunnels, ein Altbau, der an den Bahnhof Alexanderplatz angebunden ist. Die U5-Verlängerung ist auf gutem Wege – für Berliner Verhältnisse allemal.

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