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Beatmungsgeräte können überlebenswichtig werden.

© Jens Büttner/dpa

Ausbau der Intensiv-Kapazitäten stockt: Berliner Kliniken warten seit Monaten auf Beatmungsgeräte

Nicht alle im Frühjahr bestellten Geräte sind eingetroffen, besonders die Charité wartet. Gleichzeitig fehlt momentan aber vor allem das Fachpersonal.

Immer mehr Patienten mit Covid-19 müssen in Berliner Krankenhäusern auf den Intensivstationen behandelt werden. Der Indikator Auslastung der Intensivstationen der Berliner Corona-Ampel ist am Wochenende auf Rot gesprungen und einige Krankenhäuser erwägen, wie berichtet, ihre Notaufnahmen zu schließen.

Und trotzdem sind noch immer nicht alle im Frühjahr bestellten neuen Beatmungsgeräte, die für die Behandlung von schwer kranken Covid-19-Patienten benötigt werden, bei den Berliner Krankenhäusern eingetroffen.

Nach einem Auskunftsauftrag der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus berichtete die Senatsgesundheitsverwaltung dem Hauptausschuss am 25. November, dass von den insgesamt 916 georderten Beatmungsgeräten 723 an die Krankenhäuser geliefert worden seien. Die größten Abweichungen zwischen den Zahlen der georderten und bisher gelieferten Beatmungsgeräte bestehen bei der Universitätsklinik Charité, bei der von insgesamt 339 bestellten bislang nur 223 Geräte geliefert wurden, beim Unfallkrankenhaus (64 bestellt, 28 geliefert) und beim Martin-Luther-Krankenhaus, bei dem von 31 georderten Geräten 18 eingetroffen sind.

Damit ist die im Frühjahr von der Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) angekündigte Verdoppelung der Kapazitäten gegenüber dem Stand vor der ersten Pandemiewelle noch immer in weiter Ferne. Im Januar zählten die Berliner Krankenhäuser 1045 Intensivbehandlungsplätze mit Beatmungsmöglichkeit. Im Juli hatte die Senatsgesundheitsverwaltung auf Anfrage mitgeteilt, dass bis diesem Zeitpunkt mit Landesmitteln zusätzliche 460 Beatmungsplätze geschaffen worden seien. In den vier Monaten von Juli bis November stieg diese Zahl also gerade mal um weitere 44.

Offenbar kommen die Hersteller mit der Produktion nicht hinterher. „Die Lieferung von 36 Beatmungsgeräten war eigentlich für August 2020 vorgesehen“, teilt die Pressestelle des Unfallkrankenhauses mit. „Allerdings ist aus gut nachvollziehbaren Lieferengpässen der Hersteller bislang keines dieser Geräte bei uns eingetroffen.“

Das größte Problem bleibt der Pflegenotstand

Nun erwarte man im Januar und März 2021 weitere Teillieferungen. Die Lieferzeiten seien im Frühjahr „nicht überraschend“ massiv angestiegen und betragen teilweise deutlich mehr als sechs Monate, sagt Lilian Rimkus, Sprecherin der Johannesstift Diakonie, zu der das Martin-Luther-Krankenhaus gehört.

Die von dem Lieferrückstand am deutlichsten betroffenen Berliner Krankenhäuser betonen aber auch, dass diese Lücken derzeit für die Patientenversorgung keine unmittelbare Gefahr darstellten. Das viel größere Problem sei das für die Intensivstationen benötigte Fachpersonal, heißt es aus der Charité. Man verfüge über genügend Intensivbetten und auch ausreichend Beatmungsgeräte, teilte das Universitätsklinikum auf Anfrage mit. „Die kritische Komponente ist und bleibt das fehlende Pflegepersonal am Krankenbett.“

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Auch bei der Johannesstift Diakonie stellten Beatmungsgeräte keinen Engpass dar, sagt Sprecherin Lilian Rimkus. Die Finanzierung der Geräte sei im Frühjahr von der Senatsverwaltung sehr schnell und unbürokratisch zugesagt worden, dafür sei man dankbar. „Mittlerweile wurde der Großteil der von uns bestellten und vom Land finanzierten Beatmungsgeräte geliefert.“

Die aktuelle Situation auf den Intensivstationen des Unfallkrankenhauses sei stabil, heißt es von der Pressestelle der Marzahner Klinik. Es seien derzeit keine Kapazitätsengpässe zu befürchten. „Bei einer deutlichen Mehrbeanspruchung von Intensivkapazitäten in Berlin wäre dann eine neue Bewertung vorzunehmen.“ 

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