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Am Kamenzer Damms wird die S-Bahn nach rechts verlegt. Das erste neue Gleis liegt schon (rechts).

© Jörn Hasselmann

Ausbau der Dresdner Bahn: Die S2 wird in den Sommerferien auf ihrem Südende gesperrt

2022 wird die S-Bahn mehr als ein Jahr auf dem südlichen Ende nicht fahren, damit zwischen Priesterweg und Blankenfelde Ferngleise gelegt werden können.

Die Berliner Verkehrsverwaltung hat die exakten Daten mitgeteilt, an denen die S2 in den kommenden Jahren gesperrt sein wird. Demnach wird es in diesem Jahr nur eine Sperre vom 24. Juni bis zum neunten August geben, also genau in den Sommerferien der Schulen. Betroffen ist die gesamte Strecke der sogenannten "Dresdner Bahn", also der Abschnitt zwischen Priesterweg und Blankenfelde.

In dieser Zeit müssen Fahrgäste in Ersatzbusse umsteigen oder sich Alternativen suchen, zum Beispiel die Regionalbahn ab Blankenfelde. Für den Wiederaufbau der Dresdner Bahn sind mehrere, teilweise halbjährige Sperrungen der S-Bahn erforderlich. Im vergangenen Jahr fuhren mehr als sechs Wochen nur Busse, ebenfalls zwischen Priesterweg und Blankenfelde. 

Deutlich längere Sperrzeiten wird es 2022 geben, am härtesten ist der südliche Abschnitt auf Brandenburger Gebiet betroffen. Die gesamte Strecke von Priesterweg nach Blankenfelde wird noch einmal vom vierten April bis zum zweiten Mai 2022 gesperrt. Direkt anschließend, also ab dem zweiten Mai, wird das Stück zwischen Lichtenrade und Blankenfelde gesperrt - bis zum elften Dezember.

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Das letzte Stück der Strecke ab Mahlow bleibt sogar durchgehend bis zum 17. April 2023 unterbrochen. Blankenfelde ist also für mehr als ein Jahr ohne S-Bahn. Nach Angaben der Bahn ist das Projekt im Zeitplan. "Die Inbetriebnahme der Dresdner Bahn ist in 12/2025 geplant", teilte Ingmar Streese, Staatssekretär der Verkehrsverwaltung, mit. 

Dies ist der ehemalige Bahnübergang Säntisstraße. Hinten der Bahnhof Buckower Chaussee.
Dies ist der ehemalige Bahnübergang Säntisstraße. Hinten der Bahnhof Buckower Chaussee.

© Jörn Hasselmann

In Berlin hat der Wiederaufbau der Strecke im Jahr 2018 begonnen, auf Brandenburger Gebiet wird teilweise erst 2022 begonnen. Es entstehen zwei neue Fernbahngleise für Geschwindigkeiten für bis zu 200 Stundenkilometer und eine Verbindungskurve zum Flughafen BER. Damit soll der Flughafen ab Dezember 2025 vom Hauptbahnhof in 20 Minuten erreichbar sein. 

Fast 20 Jahre war über den Ausbau in der Öffentlichkeit und durch alle Gerichtsinstanzen gestritten worden. So hatten Anwohner von Lichtenrade einen Tunnel gefordert. Dies hatte die Bahn als zu teuer abgelehnt. 

Die S-Bahn-Gleise müssen nach Westen rücken, damit die beiden neuen Fernbahngleise Platz bekommen. Deshalb gibt es so viele Sperrungen. Zudem werden alle Bahnübergänge durch Tunnel oder an der Buckower Chaussee durch eine Brücke ersetzt. Auch dafür müssen die Gleise der S-Bahn mehrfach verschwenkt werden. 

An der Buckower Chaussee hat der Abriss der Station noch nicht begonnen. 
An der Buckower Chaussee hat der Abriss der Station noch nicht begonnen. 

© Jörn Hasselmann

Keine guten Nachrichten gibt es für den von vielen gewünschte zusätzlichen S-Bahnhof "Kamenzer Damm". Dieser ist in den Ausbauplänen bislang nicht mit drin, sondern sollte erst anschließend entstehen. Nun teilte die Bahn mit, dass sich die Fahrzeit der Züge verlängern würde - nicht nur wegen der eigentlichen Haltezeit: "Da südlich von Lichtenrade eingleisige Abschnitte vorliegen, würde eine Verlagerung der Zugkreuzung entstehen, sodass ca. 5 Minuten Fahrzeitverlängerung nach Blankenfelde entstehen würden", so die Auskunft der Bahn im Wortlaut. Hier rächt sich nun die alte Planung, dass zwar zwei neue Ferngleise gebaut werden, die S-Bahn dagegen soll südlich von Lichtenrade weiterhin auf einem Gleis fahren. Dies erschwert den Betrieb erheblich, die Züge werden verspätungsanfälliger. Wenn nun ein einminütiger Halt in Kamenzer Damm hinzu kommt, klappt das Ausweichen der Züge im Süden nicht mehr. Der Bezirk und die Investoren des Gewerbegebiets am Gaswerk hatten sich den zusätzlichen Halt gewünscht. Experten fürchten, dass sich die Bahn sträuben wird, die Station zu bauen, da dies den Betrieb teurer und langsamer macht. 

Auch zu dem vom Land Berlin gewünschten zusätzlichen Regionalbahnhalt Buckower Chaussee hat die Bahn massive Bedenken: „Nach ersten Erkennissen hätte der zusätzliche Regionalbahnhalt negative Auswirkungen auf die Betriebsqualität auf der Strecke." Auf der Strecke sollen der Flughafenexpress zum BER und die ICE-Züge nach Dresden fahren. Beides dürfte deutlichen Vorrang vor einem zusätzlichen Halt mit rein bezirklicher Bedeutung haben. 

Das Land Berlin will beide Stationen, der Regio-Bahnsteig sollte demnach bis 2025 fertig sein, der S-Bahnhof bis 2030. Bedingung, so die Verkehrsverwaltung, ist jeweils "die nachgewiesene betriebliche Machbarkeit sowie ein positiver Wirtschaftlichkeitsnachweis". Wenn nun die Bahn vorrechnen wird, dass der Betrieb teurer wird, wird das Einfluss auf die Realisierung haben, hieß es. Die Bahn hat nach eigenen Angaben bislang keine Termin- und Kostenschätzung. 

Ein zweites S-Bahn-Gleis zwischen Lichtenrade und Blankenfelde war nicht geplant worden, um Geld zu sparen. Angesichts der vielen Prozesse traut sich heute weder Bahn noch Berlin, diese Pläne nachträglich zu ändern. Befürchtet werden neue Klagen, die das gesamte Projekt Dresdner Bahn wieder kippen könnten. 

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