zum Hauptinhalt
Das "Horrorhaus von Spandau".

© Tsp

Aus Umfeld der Clan-Familie Remmo: Unmöglicher Nachbar bedrängt Mieter - 2000 Euro Strafe

Im „Horrorhaus von Spandau“ wurden Bewohner von ihrem Nachbarn schikaniert. Das Gericht sieht nur einen Teil der Vorwürfe bestätigt.

Ein kurzer Blick ging zu seinen Nachbarn, die als Zuschauer im Saal saßen. Freude aber war auf keiner Seite erkennbar: Abdulkadir O., der seine Nachbarn in einem Mehrfamilienhaus in Spandau monatelang schikaniert haben soll, ist zu 2000 Euro Geldstrafe verurteilt worden.

Das Amtsgericht Tiergarten sprach den 37-Jährigen am Mittwoch der Sachbeschädigung in zwölf Fällen und der Nötigung schuldig. Er oder seine Partnerin hätten Schlösser von Kellertüren verklebt und Türspione zerstört. Einmal habe sich O. einer Nachbarin in den Weg gestellt. Freispruch gab es zu den Vorwürfen der Nachstellung und Körperverletzung.

In dem Fall, der unter dem Titel „das Horrorhaus von Spandau“ Schlagzeilen gemacht hat, geht es um Eierwürfe, Kot an Wohnungstüren und Briefkästen, zerstörte Schlösser und Türspione, zerstochene Autoreifen und Ruhestörungen durch Klopfen gegen Heizungsrohre. Monatelang soll der Mann aus dem Umfeld der mächtigen deutsch-arabischen Großfamilie Remmo seinen Nachbarn böse mitgespielt haben. Betroffen seien Eheleute im Alter von 62 und 69 Jahren sowie eine 60-jährige Frau gewesen.

Der Staatsanwalt hatte auf ein Jahr und zehn Monate Haft plädiert – ohne Bewährung, weil Abdulkadir O. vielfach vorbestraft ist und zur mutmaßlichen Tatzeit zwischen April 2018 und Mai 2019 unter Bewährung stand. Er habe sich mehr Raum im Haus genommen, als ihm zugestanden habe, sei „allgegenwärtig“ gewesen. Bei den Geschädigten hätten sich Schlafstörungen entwickelt. „Sie bewegten sich auf leisen Sohlen durch ihr Wohnhaus und fühlten sich verfolgt.“

Die Verteidiger plädierten auf Freispruch. „Er ist laut, er kann sich auch mal aufregen“, aber es habe keine Nachstellungen gegeben. Auch O. habe Schikanen erlebt im Haus – zerschnittene Kinderschuhe zum Beispiel. „Wir haben hier eine Nachbarschaftsstreitigkeit mit Anzeigen und Gegenanzeigen.“ Zeugen für die mutmaßlichen Vorfälle gebe es nicht.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Abdulkadir O. hatte sich kurz vor dem Urteil doch noch persönlich geäußert. „Ich möchte nur meine Ruhe haben“, erklärte der siebenfache Vater, der seit mehr als zehn Jahren von Sozialhilfe lebt. Sollte er eine andere Wohnung finden, werde er mit seiner Familie sofort ausziehen. O. ist über eine Schwester verschwägert mit dem Remmo-Clan. Gekauft worden war die Wohnung, in der O. mit seiner Familie lebt, 2014 von einer Deutschen, einer Geringverdienerin, die als Strohfrau für den Remmo-Clan aufgetreten sein soll.

Eierwürfe gab es. Die Betroffenen filmten die Verschmutzungen. Im Urteil hieß es nun: „Wenn rohe Eier gegen Küchenfenster oder Balkone geworfen werden, ist das dreckig und eklig, aber eine Substanzbeschädigung, somit eine Sachbeschädigung ist es nicht.“ Auch sei nicht festgestellt worden, dass O. für zerschnittene Reifen verantwortlich war. Das Urteil mit einer verhängten Strafe von 200 Tagessätzen zu je 10 Euro ist noch nicht rechtskräftig.

[Sie interessieren sich für Berlin-Spandau? Na dann: Den Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Hier einige der aktuellen Top-Themen in dieser Woche im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau.

- Heerstraße: BVG kapituliert im Chaos

- Kaputter Fahnenmast in Spandau: Abriss am Rathaus - der Termin steht fest

- Nächste Großbaustelle: Umbau der Pichelsdorfer Straße naht - es gibt endlich einen Termin der Berliner Wasserbetriebe

- Scharfe Lanke: Wer ist der Mann hinter dem Kiez-Kalender? Das große Interview und was die Scharfe Lanke und den Fernsehturm verbindet

- Fahrplanwechsel: Alle BVG-Infos für Spandau - inklusive der neuen Linie M36 (und was alles gestrichen wird)

- X37, M49: Hier schon mal erste Infos zum Fahrplanwechsel der BVG im Dezember 2021 (!)

- "Landshut" kommt nicht nach Berlin-Gatow und hat sich böse verflogen: Dann also lieber Bonn?

- 30 Jahre Wasserstadt: Hier ist der 1. Tagesspiegel-Text von 1990 und was damals geplant war

- Schnellradweg auf der Heerstraße ab 2026: Drei Perspektiven, drei Leserbriefe zu den Plänen des Senats

- Kein Bus, kein Auto am Landschaftsfriedhof: Alles dicht in Gatow wegen einer "Veranstaltung", pardon: Beerdigung

- Verlosung eines Tagesspiegel-Kriminalbuchs (und eine Frage an Sie: Was wünschen Sie Spandau 2021)

- Das leuchtende Kreuz: Kunsttipp aus der Kirche St. Markus, auch "St. Melitta" genannt

Die Tagesspiegel-Newsletter gibt es für alle 12 Berliner Bezirke und haben mittlerweile schon über 230.000 Abos. Darin informieren wir Sie einmal in der Woche gebündelt und kompakt, was so los ist in Ihrem Kiez. Auch lassen wir in den Newsletter oft Leserinnen und Leser zu Wort kommen, schließlich kennt keiner die Kieze so gut wie die Leute, die dort leben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false