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Bleibt am Netz. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe (hier die Kühlturme, aus denen Wasserdampf aufsteigt), soll bis 2038 weiterlaufen.

© Foto: Monika Skolimowska/dpa

Aufregung um angeblich früheres Aus für Kraftwerk: Der Lausitz geht die Schwarze Pumpe

Eine Zeitung meldete irrtümlich ein früheres Aus fürs Kraftwerk Schwarze Pumpe. Die folgende Aufregung zeigte, wie angespannt die Stimmung in der Lausitz ist.

Von Sandra Dassler

Die Nachricht verbreitete sich am Mittwochabend in Windeseile. „Was soll ich machen, wenn das Kraftwerk schon 2028 schließt“, fragte ein Mann: „Da bin ich 48 – zu jung für die Rente, zu alt für etwas ganz Neues.“ In den sozialen Medien überschlugen sich die Kommentare. „Sind die verrückt?“, fragte eine Cottbuserin: „Wie wollen die denn die Stromversorgung für die Bevölkerung garantieren, wenn Schwarze Pumpe jetzt auch schon zehn Jahre früher schließt?“

Landespolitik sorgt sich um ihre Glaubwürdigkeit

Bei Regierungssprecher Florian Engels klingelte pausenlos das Telefon, ebenso beim Lausitz-Beauftragten des brandenburgischen Ministerpräsidenten, Klaus Freytag. Letzterer ist am Donnerstagmittag immer noch erschüttert. „Das ist irre“, sagt er: „Das Vertrauen in die Politik kann nicht sehr groß sein, wenn man einer Meldung Glauben schenkt, die in diametralen Gegensatz zu der Verabredung der Bundeskanzlerin mit vier Ministerpäsidenten und dem Abschaltplan für die Kohlekraftwerke steht.“

Die Meldung oder besser gesagt: Falschmeldung war am Mittwochabend im Internetportal der Regionalzeitung „Lausitzer Rundschau“ veröffentlicht worden und besagte, dass das Kraftwerk Schwarze Pumpe laut brandenburgischer Staatskanzlei zehn Jahre früher als geplant, also bereits 2028, vom Netz gehen würde. Doch in der entsprechenden Meldung aus Potsdam stand eindeutig die Zahl 2038, sagte Brandenburgs Regierungssprecher Florian Engels dem Tagesspiegel. „Alles andere ist auch absoluter Schwachsinn.“

 Meldung war eine Stunde online

Die „Lausitzer Rundschau“ bat inzwischen für den Fehler um Entschuldigung. Nur etwa eine Stunde sei die Falschmeldung online gewesen, sagte Chefredakteur Oliver Haustein-Teßmer. „Doch das hätte nicht passieren dürfen, gerade weil das Thema Kohleausstieg hoch sensibel ist und die Lausitzer Rundschau als verlässliche Informationsquelle gilt.“ Entstanden sei das Ganze schlicht durch einen Tippfehler, versuchte der Chefredakteur eine Erklärung. In dem Beitrag sei es eigentlich um einen Vortrag in einem Ausschuss des Landkreises Oberspreewald-Lausitz gegangen. Dabei habe der Referent des Lausitz-Beauftragten darauf hingewiesen, dass es die geplante Erweiterung des Tagebaus Welzow-Süd, Teilfeld II, nach den Festlegungen im Koalitionsvertrag der Landesregierung nicht geben wird.

Der Stilllegungsplan bleibt

Es bleibe aber bei dem im sogenannten Kohle-Kompromiss ausgehandelten und  im Bundestag beschlossenen Stilllegungsplan zum Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung.

Umweltschützer kritisieren diesen als nicht ausreichend – sie dürften angesichts der Falschmeldung für kurze Zeit gejubelt haben. Unter den verunsicherten Kohlekumpeln legte sich die Anspannung hingegen nur langsam. „Da sieht man, wie blank die Nerven liegen“, schrieb  ein Kraftwerksmitarbeiter auf Facebook.

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