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Aufregung in Berlin-Lichterfelde um "Geisterräder": Werbung sieht wie Mahnmal für Verkehrstote aus

Ein Berliner Getränkemarkt wirbt mit weiß-rosa Fahrrädern. Allerdings sehen die wie die "Geisterräder" aus, die an getötete Radfahrer erinnern.


Das war wohl schlechtes Marketing: Seit etwa zwei Wochen wirbt eine Filiale eines Getränkemarkts in Lichterfelde mit zwei weiß-rosa Fahrrädern am Straßenrand für seine Produkte. Was als kostenfreie Werbung im öffentlichen Raum für "Ick koof bei Lehmann" gedacht war, verärgerte jedoch manche Anwohner. "Geschmack- und pietätlos" finden sie die Fährräder, weil sie an die sogenannten Geisterfahrräder erinnern würden. Diese Geisterräder stellt der Fahrradclub ADFC seit 2008 überall dort auf, wo im Vorjahr Radfahrer im Straßenverkehr tödlich verunglückt sind.

Ride of Silence durch die Stadt

Erst am gestrigen Mittwochabend waren 1500 Radfahrer im Rahmen des "Ride of Silence" durch Berlin geradelt, um an getötete und verletzte Radfahrer zu erinnern. Auf ihrer 30 Kilometer-Tour passierten die Demonstranten dabei auch einige Geisterräder. Zehn davon stehen für die 2015 in Berlin getöteten Radler. In Lichterfelde befindet sich eigentlich keines, trotzdem gab es Irritationen um ein vermeintliches Geisterfahrrad am Händelplatz. "Das war nicht unsere Absicht und ganz sicher keine Böswilligkeit", sagt Sabine Sobetzki vom Getränkemarkt und betont, dass nur ein Abholmarkt in Lichterfelde die Räder aufgestellt habe. Die Aufregung kann sie nur zum Teil nachvollziehen, schließlich seien die Lastwagen bei Lehmann nun mal weiß und die Beschriftung pink, da könne es schon zu Parallelen kommen.

Auch auf Facebook finden nicht alle die Aktion gelungen und schlagen Umgestaltungen vor: "Ein helles Grau wäre eine Alternative, schließlich sind die Lkw auch eher gräulich", schreibt eine Nutzerin. Etwas entspannter sehen das die Initiatoren der Berliner Geisterfahrräder. "Ich sehe da jetzt überhaupt kein Problem", sagt ADFC-Sprecher Nicolas Linck. Ihn stört vielmehr, dass immer mehr Unternehmen alte Fahrräder im öffentlichen Raum abstellen und als Werbefläche benutzen. "Im besten Fall nehmen sie nur anderen Radfahrern den Parkplatz weg, aber im schlimmsten Fall versperren sie Fußgängern den Weg", sagt Linck.

Inzwischen hat die Firma Lehmann auf die Vorwürfe reagiert. "Wir werden die zwei Fahrräder jetzt wieder einsammeln und nochmal deutlich pinker lackiert", sagt Sobetzki dem Tagesspiegel. An dem Konzept von Fahrrädern als Werbeträgern möchte man aber weiterhin festhalten.

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