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Im "Machwerk" arbeiten junge soziale Initiativen mit kleinem Budget neben etablierten Startups mit gesicherter Finanzierung.

© REUTERS/Valentyn Ogirenko

Auf dem Gelände der alten Münze: Sozialer Coworking-Space „Machwerk“ braucht Unterstützung

Seit 2018 arbeiten hier viele soziale Projekte, die sich über ein solidarisches Preismodell die Mietkosten teilen. In der Krise gerät das Konzept ins Straucheln.

Das Machwerk auf dem Gelände der Alten Münze gegenüber des Roten Rathauses in Mitte ist der erste soziale Coworking-Space in Berlin - und kämpft nun mit den Folgen der Pandemie. Gegründet im Herbst 2018, arbeiten dort viele soziale Projekte wie etwa GoVolunteer.com, die Freiwillige vernetzt. Das Konzept des Machwerks ist eine Reaktion darauf, dass viele soziale Projekte in Berlin scheitern, weil sie sich die Miete für Büroräume hier nicht mehr leisten können. Aber auch Weltverbesserer benötigen Arbeitsplätze.

In den Räumen des Machwerks mit knapp 400 Quadratmetern Fläche kommen gemeinnützige Organisationen und erfahrene Startup-Unternehmer*innen zusammen. Über ein solidarisches Preismodell beteiligen sich alle Mieter auf Grundlage ihres Budgets an den Mietkosten: Junge soziale Initiativen und Projekte mit kleinem Budget zahlen weniger. Startups mit gesicherter Finanzierung zahlen mehr und ermöglichen so günstige Preise für Naturschutzvereine, Bildungsinitiativen oder Demokratieprojekte.

Schornsteine der ehemaligen Prägeanstalt der Alten Münze in Berlin-Mitte.
Schornsteine der ehemaligen Prägeanstalt der Alten Münze in Berlin-Mitte.

© Britta Pedersen/dpa

Etablierte Startups stellen ihre Fähigkeiten und Produkte in den Dienst einer solidarischen und toleranten Gesellschaft und Projekte mit sozialer Mission erhalten auf diese Weise früh Impulse zum Aufbau nachhaltiger Finanzierungsmodelle. „So stärken wir das Sozialunternehmertum und schaffen Raum für neue Ideen“, sagen die beiden Gründer von GoVolunteer und HiMate, Malte Bedürftig und Thomas Noppen, die auch die Idee für das Machwerk-Projekt hatten.

Die Coronakrise hat nun aber das solidarische Konzept in Schieflage gebracht. Einige soziale Organisationen können wegen weggebrochener Einnahmen keine Miete mehr zahlen, was die finanzielle Gesamtkonstruktion erschüttert. Deswegen wurde nun über Startnext.com eine Spendensammlung in eigener Sache initiiert. Damit hofft man, dass das Machwerk-Konzept weitergeführt werden kann.

Alle Erlöse aus dem Machwerk-Geschäftsbetrieb kommen direkt den gemeinnützigen Initiativen und Projekten im Machwerk zugute, versprechen die Gründer Bedürftig und Noppen. Derzeit wird etwa das Projekt „Engagierte Newcomer“ unterstützt, das Geflüchteten und Migrant*innen mehr gesellschaftliche Teilhabe und einen schnellen Start in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht.

Bedürftig und Noppen kennen die Probleme von finanzklammen NGOs oder Projekten aus eigener Erfahrung. Aus Mangel an Alternativen musste auch GoVolunteer vor zwei Jahren eine zu teure und zu große Bürofläche in der Alten Münze anmieten, nachdem das 30-köpfige Team zuvor wochenlang in Cafés und in der eigenen Wohnung gearbeitet hatte. In dieser Situation kam die Idee auf, sich die zu große Fläche mit anderen sozialen Startups zu teilen, die in der gleichen Situation waren.

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Mit der Spenden-Aktion für das Machwerk sollen nun Projekte, die von der Corona-Krise getroffen wurden, dauerhaft von diesem solidarischen Ansatz profitieren. Dafür wollen die Macher*innen 30.000 Euro sammeln. „Für jede Spende über 99 Euro können wir einen Büroplatz für einen Monat finanzieren“, heißt es im Aufruf. „Die Spenden kommen ausschließlich sozialen Projekten und Initiativen zugute, die sich diesen Platz normalerweise nicht leisten können“, wird versprochen.

Jede Spende wirkt übrigens doppelt – weil die Hertie-Stiftung auf alle Beträge 25 Prozent drauflegt – bis zu einer Höhe von 10.000 Euro. Mit den gewünschten 30.000 Euro an Spenden könnten die Arbeitsplätze von gemeinnützigen Initiativen, Vereinen und NGOs zwei Jahre lang gesichert werden. „So können aus dem Machwerk heraus soziale Innovationen und Strukturen wachsen, von denen die gesamte Gesellschaft profitiert“, sagt Malte Bedürftig. Mehr Informationen finden Sie hier.
Das ist ein Beitrag aus Tagesspiegel-Newsletter Ehrensache. Wer noch mehr über ehrenamtliches Engagement in Berlin erfahren will: Der Newsletter erscheint monatlich, immer am zweiten Mittwoch. Hier kostenlos anmelden: ehrensache.tagesspiegel.de

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