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Johannes Dumpe und Rocco Zühlke haben OpenBerlin.org gegründet.

© promo

Architekturfestival MakeCity in Berlin: Wie Aktivisten die Stadtplanung transparenter machen

Das MakeCity-Festival plant die Stadt der Zukunft. Einige engagierte Berliner sind da schon weiter.

Von Hendrik Lehmann

Die Stadtmacher sind da und wollen kräftig was verändern: etwa wie wir Städte planen, bauen und darin leben. Seit dem 11. Juni findet in Berlin das Architekturfestival MakeCity statt. An 85 Orten in Berlin gibt es bis zum 28. Juni unter anderem Vorträge, Ausstellungen und Symposien darüber, wie die Städte in Zukunft aussehen sollten und wie Bürger dabei mitgestalten können. Besonders in Berlin ist die Szene der Stadtmacher, wie sich die Engagierten oft nennen, groß und vielfältig. Wir stellen drei Berliner Projekte vor.

Drei Mittzwanziger beugen sich über eine wirre Anordnung aus Laptops, freiliegenden Platinen und blinkenden Lämpchen. Auf einem der Bildschirme sind Messwerte zu sehen, genauer gesagt: die Feinstaub-Werte in diesem Kreuzberger Hinterhof-Büro, gemessen von einem Sensor in diesem Kabelsalat. Nicht einmal 24 Stunden später können die Messwerte bereits auf einem Smartphone angezeigt und in eine zentrale Plattform geladen werden – der Prototyp einer portablen Messstation ist fertig. Die drei Bastler, Adriaan Stellingwerff, Ramin Soleymani und Giulia Paparo haben sich kürzlich bei der Veranstaltung „Hack your City“ zusammengefunden. Außer den Feinstaub-Aktivisten haben sich dort beispielsweise Gruppen zur Verbesserung der Infrastruktur in Berliner Kiezen gebildet oder auch zur Stärkung des Fahrradverkehrs. Viele von ihnen arbeiten nun weiter an ihren Ideen in einem wöchentlichen offenen Bürgerlabor.

Aktuelle Bauvorhaben in einer aktiven Karte

Auch Magdalena Noffke bastelt an einem besseren Berlin. Sie hat mit anderen die Webseite BuergerBautStadt.de gegründet. Der einfache Gedanke dahinter: Der Widerstand der Bürger gegenüber Bauvorhaben entsteht meist dann, wenn die Pläne schon beschlossen sind und aller Protest zu spät ist. Wer studiert schon regelmäßig das Berliner Amtsblatt und die Ratsinformationssysteme der Bezirke nach anstehenden Baustellen? Für einen bestimmten Zeitraum werden die Pläne nämlich öffentlich ausgelegt, je nach Verfahren können Berliner dann etwa Ideen äußern oder Einwände einreichen. Nur bekommt das meist niemand mit.

Magdalena Noffke.
Magdalena Noffke.

© null

Noffke und ihre Kollegen nehmen Bürgern diese Arbeit ab und tragen alle aktuellen Bauvorhaben in Berlin in einer interaktiven Karte zusammen. Auf der Seite erfährt man so neben Ort und Art des Vorhabens auch, in welcher Phase es sich befindet und wie genau man sich einbringen kann. Auf diese Weise wollen sie mehr Bürgerbeteiligung ermöglichen.

Wissen teilen und sich vernetzen

Mit ähnlichen Mitteln arbeitet in Mitte das Projekt „Gentrifizierung in Moabit“. Dort dokumentieren Anwohner die Anzeichen der Kiez-Veränderung auf einer Karte, um so eine Grundlage für politisches Handeln zu schaffen. Auf der Seite moabit.crowdmap.com ist dann etwa zu lesen: „Rostocker Straße 51 – hier wurde Dachgeschoss ausgebaut“, oder ein paar Häuser weiter: „Rostocker 17 – fast alle Mieter raus!“ Die Umsetzung dieses Projekts wiederum wurde von den Betreibern von OpenBerlin.org gefördert, ein Portal, das 2012 von Architekturstudenten der TU Berlin gegründet wurde.

Sie helfen neuen Projekten, sich zu präsentieren, Unterstützer zu finden, untereinander Wissen zu teilen und sich zu vernetzen. Auch hier kann jeder mitmachen. Neben „Gentrifizierung in Moabit“ unterstützt Open Berlin aktuell 14 weitere Projekte, unter anderem einen nachbarschaftlichen Gemeinschaftsgarten in der Jessnerstraße und ein geplantes Kunst- und Kulturzentrum in Pankow.

Und aus dem MakeCity-Festival werden mit Sicherheit noch viele weitere Initiativen entstehen.

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