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Im Oderbruch stehen viele solcher alten Häuser. Auch in vielen anderen Regionen Brandenburgs locken Land und Natur Städter an, die dort leben und arbeiten wollen.

© Patrick Pleul/dpa

Arbeiten im Hof statt im Hochhaus: Wie die Digitalisierung für Brandenburg zur Chance werden kann

Eine neue Studie zeigt, wie Brandenburgs Gemeinden durch Zugezogene belebt werden. Entscheidend ist unter anderem günstiger Wohnraum und gutes Internet.

Zerfallene Backsteingebäude, verlassene Dorfkerne: Viele Regionen Brandenburgs sind von den Folgen der Demografie und der Stadtflucht gezeichnet. Infolge der Alterspyramide kommen bis zum Jahr 2035 in einigen strukturschwachen Landkreisen in Deutschland auf jede Geburt vier Beerdigungen, sagte Manuel Slupina, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. 

Daher seien digitale Lebens- und Arbeitsprojekte von Großstädtern und von Alteingesessenen auf dem Land besonders „für entlegene Regionen eine Chance, Menschen zurückzugewinnen, die in Ballungsräume gezogen sind oder bislang überzeugte Städter waren“, fügte Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts, am Mittwoch bei einer digitalen Pressekonferenz gemeinsam mit der Wüstenrot-Stiftung hinzu. „Den Zuzug brauchen viele ländliche Regionen dringend, um dem demografischen Wandel etwas entgegenzusetzen.“

Auch infolge der Corona-Pandemie, die die Menschen langfristig zum verstärkten Arbeiten im heimischen Umfeld bringe, starten jetzt viele Projekte auf dem Hof statt im Hochhaus. Dass sich die Menschen in der Coronakrise an Videokonferenzen und mobiles Arbeiten gewöhnen, bietet infolge der neuen Studie „Digital aufs Land – Wie kreative Menschen das Leben in Dörfern und Kleinstädten neu gestalten“ unter 56 innovativen Landprojekten viele Chancen für kleine Gemeinden. „Das Leben auf dem Land wird für viele Menschen eine echte Alternative“, sagte Hinz.

Das Berlin-Institut hat mit der Wüstenrot-Stiftung als Kooperationspartnerin digital gestützte Arbeitsorte auf dem Land untersucht, darunter Gemeinschaftsbüros, neue Wohnkonzepte, Digitalunternehmen und kulturelle Initiativen – „Coworking und Coliving, Makerspaces und Workations“.

Viele sind Brandenburger mit Leib und Seele geworden

Einige von ihnen befinden sich auf dem Brandenburger Land, wie etwa der „Summer of Pioneers“ in Wittenberge in der Prignitz, der jetzt auch nachhaltig weitergeführt wird. Erst lebten und arbeiteten die Zuzügler an der Elbe auf Probe – wie bald beim Projekt „Homeberger“ in der Gemeinde Homberg in Nordhessen. Jetzt sind viele neue Brandenburger mit Leib und Seele geworden.

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Ein Ergebnis der Studie: Die Menschen beleben die Gemeinden, sind Vorreiter, Ideengeber. Für einen Umzug in größerer Zahl brauche es aber günstig zur Verfügung gestellten Wohnraum, offene Kommunen, eine gute Internetanbindung, die auch in Brandenburg teils fehlt.

56 Projekte zeigen, wie sich das Landleben modernisiert

Ein vielversprechendes Projekt sei auch die „Wiesenburg“ in Brandenburg, die „Ko-Dorf“-Initiative plant dort einen neuen Ortsteil mit kleinen Häusern, aber großen Gemeinschaftsräumen, auch zum Arbeiten. Die 56 Projekte zeigen laut der Studie, wie sich Landleben modernisiere. „Die Digitalisierung kann als Umzugshelfer wirken“, sagte der Mitautor der Studie, Manuel Slupina.

Gemeinden müssten aber auch gut erreichbar sein, Betreuungsangebote vorweisen und Kreative unterstützen. Wo es schon Wohnprojekte und Kreativorte gebe, hätten es Nachzügler leichter. „Menschen bringen Menschen mit“, hieß es bei der digitalen Pressekonferenz.

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