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Muttersprache, Herkunftssprache: Wie die Sprachkenntnisse von Berliner Schülern erhoben werden, handhaben Schulen unterschiedlich.

© dpa/Sebastian Gollnow

Anteil von Migranten darf jeder wissen: Berliner Schuldaten müssen offengelegt werden

Wie hoch ist der Anteil der Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache? Das und mehr muss von den Schulen offengelegt werden. Das stellte ein Gutachten klar.

Die Berliner Koalition hat ein Problem mit dem Informationsfreiheitsgesetz. Anders als von ihr gewünscht, haben die Eltern nämlich ein Recht darauf zu erfahren, wie viel Prozent der Schülerinnen und Schüler einer Schule zu Hause kein Deutsch sprechen. Dies besagt ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Abgeordnetenhauses, das die AfD-Fraktion in Auftrag gegeben hatte.

Die Oppositionsfraktion hatte wissen wollen, inwieweit die von den Koalitionsparteien vorgetragene Warnung vor einer mögliche „Stigmatisierung“ einer einzelnen Schule es rechtfertige, derartige Daten geheimzuhalten. Bisher kann man nämlich aus den Porträts aller Schulen im Netz ersehen, wie hoch der Anteil der Kinder anderer Herkunftssprachen ist. Das Gleiche gilt etwa auch für die Daten zu den Schülerleistungen und zur Schuldistanz: All diese Daten bis hin zu den Abiturergebnissen werden von der Bildungsverwaltung erfasst und jährlich veröffentlicht.

Der Wissenschaftliche Parlamentsdienst hält es mit Hinweis auf das Informationsfreiheitsgesetz für nicht zu rechtfertigen, solche Angaben zur Verschlusssache zu erklären. Zuerst berichteten „Bild“ und „B.Z.“ über das entsprechende Gutachten. Wer solche Daten nicht veröffentlichen will, dürfte sie demnach gar nicht erst erheben.

Die Koalition möchte Zusatzlehrkräfte künftig nach einem filigranen Sozialindex zuteilen und sich nicht mehr vorrangig an der Herkunftssprache orientieren. Zur Begründung weist die grüne Bildungsexpertin Marianne Burkert-Eulitz darauf hin, dass Kinder, die zu Hause eine andere Sprache sprechen, nicht automatisch schlecht Deutsch sprechen.

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Allerdings belegen alle einschlägigen Erhebungen, darunter die Einschulungsuntersuchungen, dass es eine extrem hohe Übereinstimmung gibt zwischen dem Merkmal „nichtdeutsche Herkunftssprache“ und „schwache Deutschkenntnisse“.

Das Gleiche gilt für die finanzielle Lage: Eine andere Herkunftssprache geht in Berlin überproportional häufig einher mit dem Bezug von Sozialtransfers. Die Frage nach dem Anteil der Kinder ohne deutsche Herkunftssprache ist auch die am häufigsten nachgefragte Information, wenn Eltern eine Schule suchen. Das stellte sich bereits vor zehn Jahren heraus, nachdem Länder wie Berlin oder Sachsen angefangen hatten, diese Daten ins Netz zu stellen.

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