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Die Straßenbahn kommt. Noch im Potsdamer Stadtgebiet, vielleicht auch in einigen Jahren im Potsdamer Norden.

© Manfred Thomas

Anschluss der Kaserne Krampnitz: Potsdam wächst - und plant neue Straßenbahnen

Tausende ziehen in den Norden der Stadt, viele Menschen pendeln aus Berlin-Spandau nach Potsdam. Sie könnten von der neuen Tram profitieren. Kosten - etliche Millionen Euro.

Von Peer Straube

Der Verkehrsbetrieb (ViP) will die Berufspendler aus dem Potsdamer Norden auf die Schiene locken und prüft den Bau einer neuen Tramstrecke bis zum Entwicklungsgebiet Krampnitz nebst möglicher Verlängerung bis Fahrland. Entsprechende Pläne stellte ViP-Geschäftsführer Oliver Glaser diese Woche im Bauausschuss vor. Derzeit werde eine Nutzen-Kosten-Analyse erarbeitet. Bis zum Sommer soll feststehen, ob sich ein solches Vorhaben rechnet.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Im Norden wächst Potsdam bekanntlich am stärksten, allein auf dem früheren Kasernengelände in Krampnitz sollen nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung einmal rund 4000 Menschen leben. Enorme Fahrgastpotenziale gebe es zudem wegen der vielen Berufspendler aus Berlin-Spandau und Groß Glienicke, sagte Glaser. Auch diese wolle man mit dem neuen Angebot erreichen. Als zusätzlicher Anreiz, vom Auto in die Tram umzusteigen, sollen an den Endhaltestellen Park-and-ride-Parkplätze gebaut werden. In 17 bis 18 Minuten, so die Kalkulation, soll man von Krampnitz mit der Tram den Potsdamer Hauptbahnhof erreichen.

Die Trasse würde von Potsdam über Krampnitz nach Fahrland führen

Die neue Strecke würde direkt an eine Trasse anknüpfen, für deren Bau jetzt die Vorbereitungen getroffen werden – die seit Jahren geplante Verbindung von der Viereckremise im Bornstedter Feld entlang der Nedlitzer Straße zum Plattner-Campus am Jungfernsee. Im ersten Quartal 2016 soll Baustart sein, zum Fahrplanwechsel Ende 2017 will der ViP die rund 1,1 Kilometer lange Strecke in Betrieb nehmen.
Wie teuer ein Weiterbau der Strecke bis nach Krampnitz oder gar Fahrland wäre, ist noch unklar. Die Strecke ist mit bis zu 5,3 Kilometern etwa fünfmal so lang wie die Trasse zum Jungfernsee. Nimmt man deren Baukosten –7,5 Millionen Euro – als Berechnungsgrundlage, käme man auf 37,5 Millionen Euro. Allerdings gibt es eine große Hürde, die das Vorhaben noch verteuern dürfte: Die Tram muss auf dem Weg nach Krampnitz die Insel Neu Fahrland überqueren.

Die beiden Brücken über die Havel wurden bekanntlich erst vor Kurzem durch aufwendige Neubauten ersetzt. Da der Bau einer eigenen Trambrücke wegen zu hoher Kosten ausgeschlossen wird, müssen die Gleise auf den bestehenden Übergängen einen Platz finden – und das, ohne den Autoverkehr zu beeinträchtigen. Im Gespräch ist demnach eine eingleisige Tramführung über die Brücken, geprüft wird aber auch der Bau einer eigenen Brücke für Radfahrer und Fußgänger, was eine Zweigleisigkeit ermöglichen würde. Ob und wie hoch ein solches Projekt durch Bundesmittel gefördert werden könne, hänge auch davon ab, ob der Bund die entsprechenden Programme weiterführe, sagte Glaser. Ohnehin ist das Vorhaben Zukunftsmusik. Sollte es – ein positives Ergebnis der Nutzen-Kosten-Analyse vorausgesetzt – grünes Licht dafür geben, gingen laut Glaser allein drei bis vier Jahre für die zahlreichen Untersuchungen ins Land, etwa Umwelt- und Lärmgutachten sowie die technische Planung. Nach der Genehmigungsreife müssen weitere bis zu zwei Jahre für das Planfeststellungsverfahren veranschlagt werden, auf dessen Basis Baurecht erteilt wird. Bis zur Eröffnung der Trasse würden selbst bei reibungslosem Ablauf acht bis zehn Jahre vergehen, so Glaser. Wichtig sei aber, dass die Trasse dafür freigehalten werde.

Lesen Sie mehr aus dem Nord Potsdams: Auf dem Truppenübungsplatz in der Döberitzer Heide will die Bundeswehr einen Schießplatz bauen. Die Stadt Potsdam und die Umweltstiftung waren in die Planungen nicht eingebunden. Es gibt ersten Protest. Lesen Sie mehr unter diesem Tagesspiegel-Link.

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