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Rechtsextreme Anschlagsserie in Neukölln

© imago images/Seeliger

Angriffsserie in Berlin-Neukölln: U-Ausschuss zu rechtsextremen Anschlägen startet später

Die parlamentarische Aufarbeitung der Anschlagsserie in Neukölln verzögert sich. Grund ist ein Streit um die Zusammensetzung des dazu eingesetzten Ausschusses.

Der Untersuchungsausschuss zur rechtsextremen Anschlagsserie in Berlin-Neukölln startet später als geplant. Die konstituierende Sitzung wurde von diesem Freitag (3. Juni) auf den 16. Juni verlegt. Das teilte der Ausschussvorsitzende Florian Dörstelmann (SPD) mit. Die Fraktionen waren bereits am 25. Mai durch eine Mitteilung informiert worden. Dörstelmann gab als Grund die ungeklärte Frage um AfD-Vertreter in dem Gremium an. 

Das Abgeordnetenhaus hatte den Ausschuss am 5. Mai eingesetzt. Bei der Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder waren die Kandidaten der AfD-Fraktion aber sowohl im ersten als auch im zweiten Anlauf durchgefallen.

Am 9. Juni tagt das Parlament das nächste Mal und könnte den AfD-Personalvorschlag bestätigen - vorausgesetzt, die Fraktionen finden bis dahin eine Lösung.

In anderen Abgeordnetenhausfraktionen gibt es grundsätzliche Bedenken gegen die Mitarbeit der AfD in bestimmten Parlamentsgremien. Die Partei - so der Vorwurf - habe sich in den vergangenen Jahren radikalisiert und sei immer mehr nach rechts gerückt. Zudem gibt es konkrete Bedenken der Betroffenen, weil frühere Mitglieder der AfD selbst in die Anschlagsserie verwickelt sein sollen. 

Der Untersuchungsausschuss soll sich mit der Serie von rechtsextremen Brandanschlägen, Sachbeschädigungen und Bedrohungen in Neukölln und mit Fehlern bei der Aufklärung befassen. Die Polizei geht von mindestens 72 Straftaten seit 2013 aus, darunter sind auch mindestens 23 Brandanschläge auf Autos.

[Lesen Sie weiter bei Tagesspiegel Plus: Seit Oktober 18 Brandanschläge in Neuköllner Hufeisensiedlung – Anwohner fühlen sich von Rechtsextremen bedroht ]

Opfer waren meist Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus oder für Geflüchtete engagierten - darunter der heutige Linken-Abgeordnete Ferat Kocak, dessen Auto im Februar 2018 angezündet wurde und der nun stellvertretendes Mitglied im U-Aussschuss ist. Nach langen und zunächst erfolglosen Ermittlungen wurde schließlich im vergangenen Sommer Anklage gegen die beiden Neonazis Sebastian T. und Tilo P. erhoben. Letzterer war zeitweise Vorstandsmitglied des AfD-Bezirksverbands Neukölln.

Laut Berliner Untersuchungsausschussgesetz müssen die Fraktionen nach ihrer Mitgliederzahl in einem U-Ausschuss beteiligt werden, wobei jede Fraktion mindestens durch ein Mitglied vertreten sein muss. Widerstand dagegen kam im Falle Neukölln vor allem von der FDP, die den Ausschuss ohnehin als überflüssig ansieht.

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Die AfD selbst wehrt sich gegen den Umgang mit ihr im Zusammenhang mit dem Ausschuss und hat dazu den Berliner Verfassungsgerichtshof angerufen. Sollte das Parlament selbst keine Lösung finden, hätten voraussichtlich die Verfassungsrichter und -richterinnen das letzte Wort.

Die AfD stellt mit 13 Sitzen die fünftstärkste von sechs Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus. Sie ist dort weder im Verfassungsschutzausschuss noch in der G10-Kommission, die neben dem Fachausschuss die Arbeit des Verfassungsschutzes kontrolliert, noch im Richterwahlausschuss vertreten. Der Grund dafür ist, dass ihre Kandidaten bei mehrmaligen Anläufen im Parlament nicht gewählt worden waren. (dpa, Tsp)

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