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Der ermordete Reinhold Zuber.

© Polizei Berlin

Angeklagte kommen aus dem „Strichermilieu“: Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft für Raubmord an Berliner Ex-Pastor

Urteil in Sicht: Erstickt wurde Reinhold Zuber in seiner Moabiter Wohnung, wegen Mordes sind zwei Männer angeklagt. Ein dritter sitzt seit kurzem in U-Haft.

Viel wurde gestritten im Prozess um den gewaltsamen Tod von Reinhold Zuber. Der frühere Pastor wurde in seiner Parterrewohnung in einem herrschaftlichen Altbau in der Moabiter Thomasiusstraße geschlagen und erstickt. Von einem Raubmord geht die Anklage aus. Nach mehr als siebenmonatigem Prozess plädierte der Staatsanwalt am Montag auf eine lebenslange Freiheitsstrafe gegen einen der beiden Angeklagten. Der 22-jährige Vandam G. sei des gemeinschaftlichen Mordes schuldig zu sprechen. Im Fall des zweiten Angeklagten forderte der Staatsanwalt zwölf Jahre Gefängnis wegen Raubes mit Todesfolge.

Der 77-jährige Zuber wurde laut Anklage am 30. Juni oder am 1. Juli 2020 ermordet. Die beiden Angeklagten wurden noch im Sommer in ihrer rumänischen Heimat festgenommen und nach Berlin ausgeliefert. Knapp ein Jahr später kam Cristian-Cosmin C. allerdings frei. Er war – so konnte im Prozess vor dem Landgericht belegt werden - zur Tatzeit gar nicht in Deutschland. Im Plädoyer des Staatsanwalts hieß es nun, der 25-Jährige sei aber an der Tatplanung beteiligt gewesen. Er habe den beiden Männern, die in die Wohnung Zubers gingen, alles beschrieben.

Sie sollen dort lohnenswerte Beute erwartet haben. G. und der dritte Komplize, der sich vor wenigen Tagen der Polizei gestellt haben soll, hätten das Opfer „aufgrund eines spontanen Tatentschlusses mit einem Kissen erstickt“, so die Anklage. Einige Tage später wurde die Leiche entdeckt. Nachbarn hatten die Polizei alarmiert, weil sie Zuber seit Tagen nicht gesehen hatten. Das Verbrechen schockierte. Von einem Mord aus Habgier und zur Verdeckung einer anderen Straftat geht die Staatsanwaltschaft aus.

Vandam G. hatte zu Prozessbeginn bestritten, nach rund sechsmonatiger Verhandlung aber eine neue Version mit geständigen Angaben präsentiert. Er offenbarte den Mann, der mit ihm in der Wohnung war: Er belastete Vasile B. schwer. Der 23-Jährige sei derjenige gewesen, der sich in einem Streit um sexuelle Handlungen auf den Senior gestürzt und versucht habe, ihm den Mund zuzuhalten. Laut und chaotisch sei es gewesen. „Vasile hat dann auf den Schultern und dem Brustkorb gekniet“, erklärte G. Sie hätten ihm schließlich ein Geschirrtuch in den Mund gestopft.

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„G. und B. wurden im Strichermilieu angeheuert“, hieß es im Plädoyer des Anwalts des inzwischen 22-Jährigen. 80 Euro seien vereinbart gewesen für Sex. „Dann gab es Streit.“ Der tödlich endete. Es sei nicht nachgewiesen worden, dass im Zuge des Geschehens aus der Wohnung Gegenstände entwendet wurden, so der Anwalt. Vandam G. sei bereits wieder in Rumänien gewesen, als noch jemand in der Wohnung des Rentners gewesen sein soll.

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Insgesamt reiche es nicht für die Feststellung eines gemeinschaftlichen Mordes, so der Verteidiger des 22-Jährigen weiter. Der Anwalt plädierte auf einen Schuldspruch wegen Beihilfe zum Totschlag. Er verlangte die Verhängung einer mehrjährigen Strafe nach dem milderen Jugendstrafrecht.

Zuber war ein rätselhafter Mann. Er trug einen Talar auf einem Foto, das die Polizei nach der Tat mit der Bitte um Hinweise veröffentlicht hatte. Doch als Seelsorger war er schon seit vielen Jahren nicht mehr tätig. In seiner Wohnung sei Kunst aus verschiedenen Erbnachlässen gefunden worden, so ein Verteidiger. Der Prozess wird am Montag mit dem Plädoyer der Verteidiger des 25-jährigen C. fortgesetzt. Ein Urteil soll voraussichtlich am 6. Dezember verkündet werden.

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