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Kerzen zur Erinnerung an den Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz.

© Sidney Gennies

Amri-Untersuchungsausschuss tagt: Spurensicherung auf dem Breitscheidplatz wirft weiter Fragen auf

Die Stunden nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz beschäftigen den Untersuchungsausschuss. Warum ging so viel Zeit verloren?

Von Sabine Beikler

Nachdem der Lkw am 19. Dezember 2016 kurz nach 20 Uhr in den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz gerast war, gingen die Sicherheitsbehörden zunächst von einem Verkehrsunfall, dann von einer Amokfahrt aus.

Erst gegen 22 Uhr wurde eine Terrorlage festgestellt. Warum dauerte die sogenannte Klassifizierung so lange? Und warum untersuchten Tatort-Fachleute des Landeskriminalamtes (LKA) erst am nächsten Tag die Kabine des Lkw? Wieso fanden Ermittler dort die Meldebescheinigung des Attentäters Anis Amri erst am späten Nachmittag des 20. Dezember?

Mit den Ereignissen rund um den Tattag will sich der Amri-Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus bis zum Sommer beschäftigen. Bei dem Anschlag wurden zwölf Menschen getötet.

Am Freitag wird der Ausschuss zusammenkommen, aber deutlich reduziert – pro Fraktion ein Parlamentarier plus wissenschaftlicher Mitarbeiter, um den Corona-Mindestabstand von 1,50 Metern einzuhalten.

Zwei Zeugen sollen gehört werden. Der Kriminalbeamte O. war am 19. Dezember 2016 für die Spurensicherung am Tatort zuständig. Kriminalhauptkommissar B. verantwortete die Leitung der Tatortarbeit.

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B. wurde als Zeuge schon im Untersuchungsausschuss des Bundestags gehört. Dort sagte er aus, dass bis zu seiner Ankunft auf dem Breitscheidplatz der Lkw nicht gesichert war. Er war am Abend des 19. Dezember ab 23 Uhr vor Ort und veranlasste, dass der Lkw für die Spurensicherung in die Julius-Leber-Kaserne abgeschleppt wurde. Allerdings war klar, dass die Spurenlage durch den Abtransport verändert wird.

Der Untersuchungsausschuss tagt in reduzierter Form im Abgeordnetenhaus.
Der Untersuchungsausschuss tagt in reduzierter Form im Abgeordnetenhaus.

© Sabine Beikler

Dieser Abtransport zog sich hin, der Lkw kam erst tags darauf gegen 14.30 Uhr in der Kaserne an. Zwei Stunden später fanden die Ermittler in einem Portemonnaie auf dem Boden des Lkw Amris „Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender“.

Warum dauerte es so lange, bis die Identität des Attentäters feststellt wurde? Zumal bereits kurz nach dem Anschlag mehrere Beamte zur Bergung des ermordeten polnischen Fahrers im Führerhaus des Lkw waren. Und nachdem Anis Amri als Attentäter feststand, dauerte es bis kurz nach Mitternacht am 21. Dezember 2016, bis die bundesweite, dann auch die europaweite Fahndung nach Amri ausgelöst wurde.

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Von Amri wurden zwei Handys gefunden: das eine auf dem Boden des Führerhauses, das andere klemmte im Kühlergrill. Wie das Handy, mit dem Amri auf der Fahrt zum Breitscheidplatz mit seinem Mentor von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ kommuniziert hatte, dorthin gekommen war, ist bis heute nicht geklärt.

Der Untersuchungsausschuss will bis zur Sommerpause die Beweisaufnahme beenden. Der Abschlussbericht soll im Frühjahr vorliegen.

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