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Vorgefeiert. Independence Day ist für freiheitsliebende Amerikaner sowieso jeden Tag.

© dpa

Amerikanischer Unabhängigkeitstag in Berlin: 4th of July war gestern

Die Amerikaner feierten ihren Unabhängigkeitstag in Berlin diesmal früher - schon am 23.Juni. Einen Botschafter haben sie derzeit nicht, aber viele gute Freunde.

Feuerwerk über dem Flughafen Tempelhof kennt man vom amerikanischen Unabhängigkeitstag. Aber an einem 23. Juni? Da liegt bei Anwohnern und Passanten die Frage nahe, was der Anlass sein könnte. Ganz einfach. Die Zeiten sind so verrückt, dass der traditionelle 4. Juli vorverlegt wurde. Der amerikanische Chargé d’Affairs, Kent Logsdon, hatte am Freitagabend Berliner und eine Auswahl der hier lebenden 20 000 Amerikaner aufs Flugfeld Tempelhof geladen. Seit einigen Jahren feiern die Amerikaner zusammen mit anderen Diplomaten, Politikern und den Spitzen der Berliner Gesellschaft hier ihr traditionelles Independence-Day-Picknick. Dass es in diesem Jahr früher stattfinden sollte als normal, lag mal nicht am neuen US-Präsidenten Donald Trump, der ja so einiges durcheinanderbringt.

Anlass ist der G-20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Hamburg. Dorthin werden viele Mitarbeiter der Botschaft in Berlin abreisen. Weil der Termin so früh lag, musste ein vertrautes Ritual ausfallen: die Verlesung der Ansprache des US-Präsidenten, die schlicht noch nicht vorlag. Die Botschaft zum Unabhängigkeitstag wurde in der Vergangenheit gern genutzt, um die traditionellen amerikanischen Werte hervorzuheben. Besonders diejenigen, die sich den 4. Juli ohne Picknick und Feuerwerk nicht vorstellen können, mochten sich anfangs etwas schwer damit tun, in die von frühester Kindheit eingeübte Stimmung zu kommen. Allerdings war der Ablauf ansonsten geplant wie gewohnt. Dem Geschäftsträger Kent Logsdon und seiner Frau Michelle, die in der Botschaft Kulturattaché ist, fiel es protokollgemäß zu, die VIP-Gäste zu begrüßen. Beide sind Karrierediplomaten, also nicht explizit an einen bestimmten Präsidenten gebunden. Da der Unabhängigkeitstag in den USA traditionell familiär gefeiert wird, hatten sie Tochter Nora und Sohn Will dazu geladen.

Diplomaten in Berlin

Als ganz normaler Gast wollte die Frau des letzten Botschafters, Kimberly Emerson, mit ihren Töchtern Taylor und Haley mitfeiern. Bevor sie am 20. Januar die Stadt in ihrer offiziellen Funktion verließen, haben Emersons sich eine Wohnung gekauft. Obamas erster Mann in Berlin, Phil Murphy, besitzt hier sogar ein Haus. Der Ex-Banker Murphy hat in Berlin seine Berufung zum Politiker entdeckt und ist als solcher sehr erfolgreich. Inzwischen ist er sogar Kandidat der Demokraten fürs Gouverneursamt in New Jersey.

George Bushs erster Botschafter in Berlin, Dan Coats, hat als Direktor der nationalen Geheimdienste zu Hause zu tun. Der letzte Botschafter, der Karrierediplomat war, John Kornblum, lebt schon lange in Berlin.

Warum sich Diplomaten so schwertun, aus Berlin ganz wegzugehen? Immer mal wieder hört man von den guten Freundschaften, die gepflegt werden wollen, den Kulturveranstaltungen und vor allem den vielen guten, anspruchsvollen Gesprächen, die hier geführt werden bei Partys und Dinners.

Fürs begleitende Musikprogramm hatte man DJ Sheldon Eisenhower engagiert und später noch die U.S. Air Force „Space A“ Military Band. Bei den älteren deutschen Stammgästen werden bei solchen Klängen immer ganz nostalgische Erinnerungen wach an die Tage der offenen Tür zu Zeiten der Alliierten, die zu Freunden wurden.

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