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Die Darsteller Lenora (Maria Schrader, mitte); Martin (Jonas Nay, 2. v. r.), Nicole (Svenja Jung, r.) Fuchs (Uwe Preuss, 2. v. l.); Dietrich (Anke Engelke, l.).

© Anika Molnar/Amazon.de/obs

Amazon-Serie „Deutschland 89“: Die Wende im Stream

Mit „Deutschland 89“ geht die international prämierte Reihe in ihre dritte Staffel. Drehort ist die ehemalige Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg.

Von Corinna Cerruti

Es ist der Tag des Mauerfalls. Martin Rauch (Jonas Nay) verliert durch die friedliche Revolution seinen Job als DDR-Spion, seine Identität und Heimat. Kommendes Jahr läuft die Serie „Deutschland 89“ an, die dritte Staffel der Reihe. Acht neue Folgen werden in Deutschland, Österreich, Indien und Japan exklusiv auf Amazon Prime zu sehen sein.

Neu im Ensemble der preisgekrönten Ufa-Produktion sind Svenja Jung („Fucking Berlin“) und Corinna Harfouch („Der Untergang“), es spielen erneut Jonas Nay, Maria Schrader, Sylvester Groth, Uwe Preuss, Alexander Beyer und Carina Wiese. Die Dreharbeiten haben im August in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Lichtenberg begonnen.

Die erste Staffel „Deutschland 83“, setzt mitten im kalten Krieg ein. Im Herbst des Titel-Jahres bricht Panik im Osten Berlins aus, das DDR-Regime fürchtet einen Schlag der Nato. Kurzer Hand wird Grenzsoldat Rauch gegen seinen Willen als Spion in den Westen geschickt. Plötzlich heißt er Moritz, dient bei der Bundeswehr und trägt Stan-Smith-Turnschuhe wie ein guter Kapitalist.

Seine Tante Leonora, offiziell Kulturattaché in der Ständigen Vertretung in Bonn, arbeitet für den Auslandsnachrichtendienst der DDR und schaut ihrem Neffen über die Schulter. Ziel seiner Mission ist es, Nato-Pläne aufzudecken.

Schauspieler Jonas Nay und Kollegin Maria Schrader, die auch in der neuen Staffel wieder Martins Tante spielt.
Schauspieler Jonas Nay und Kollegin Maria Schrader, die auch in der neuen Staffel wieder Martins Tante spielt.

© Jörg Carstensen/dpa

In der zweiten Staffel, „Deutschland 86“, soll Martin, den es nach Südafrika verschlägt, dem DDR-Regime bei Waffenexporten helfen, um den Staatsbankrott zu verhindern. Dieser weigert sich und nach vielen blutigen und actionreichen Folgen landet er wieder in Berlin, freigekauft allerdings vom BND und deswegen zwischen den Fronten.

Nun, 1989 ist das DDR-Regime am Ende, der „antifaschistische Schutzwall“ durchbrochen, die Stasi obsolet. Martin und seine Genossen beim Auslandsgeheimdienst der DDR (HVA) werden praktisch über Nacht arbeitslos. Vor dem Nichts stehend muss Martin jetzt entscheiden, wie es weiter geht. Soll er zum großen Bruder, dem KGB, wechseln? Oder gleich den Sprung in den Westen wagen, um dort für den ehemaligen Klassenfeind zu arbeiten? Oder ist am Ende ein normales Leben noch möglich?

Der Schauspieler Jonas Nay zeigt auf einen Computer der ehemaligen DDR-Firma Robotron, bei der er zu Beginn der Staffel arbeitet.
Der Schauspieler Jonas Nay zeigt auf einen Computer der ehemaligen DDR-Firma Robotron, bei der er zu Beginn der Staffel arbeitet.

© Jörg Carstensen/dpa

Für Schauspieler Jonas Nay ist gerade letzteres die große Frage: „Was sich Martin während 86 ja immer gewünscht hat, war dieses einfache Leben jenseits seiner Spionagetätigkeit.“ Mittlerweile sei er Vater geworden, womit die dritte Staffel auch beginnt.

„Martin wurde gegen seinen Willen in diese Spionagetätigkeit reingezogen. Aber ist er eigentlich noch fähig zu einem normalen leben?“, fragt Nay und gibt dann schon einen Satz aus der neuen Staffel preis: „Brauchst dir nicht vorstellen, du kannst ein einfaches Leben führen. Du hast jetzt drei Optionen: Entweder du wirst umgebracht, du landest vor Gericht oder du arbeitest wieder in einem Geheimdienst.“

Das mehrstöckige Gebäude der ehemaligen Stasi-Zentrale ist von Dach bis Keller mit zwanzig Sets ausgestattet, darunter die Ost-US-Botschaft, eine Abhörstation der CIA, Gefängniszellen aus West-Berlin und der Folterkeller der CIA. Letzterer ist fensterlos, mit Schlagstock und Wasserschläuchen ausgestattet. Die Steinwände riechen modrig und feucht. Hier soll es für Martin „nochmal heikel werden“, sagt Nay.

Blick vom Dach des ehemaligen Dienstgebäudes des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Normannenstraße in Berlin.
Blick vom Dach des ehemaligen Dienstgebäudes des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Normannenstraße in Berlin.

© Soeren Stache/dpa

Gerade für die jüngeren Schauspieler ist die neue Staffel etwas besonderes, sind sie nun viel näher an den Ereignissen dran. Hauptdarsteller Jonas Nay ist 1990 geboren und hat das geteilte Deutschland nicht erlebt. Die Zeit direkt nach dem Mauerfall war ein blinder Fleck in seinem Geschichtswissen. „In der Schule hat man ja nie darüber geredet!“ sagt Nay. Er hat viel Zeit in das Aufarbeiten und Nachlesen gesteckt.

Auf die Frage, welchen Moment er mit einer Zeitmaschine erleben wollen würde, antwortet Nay mit den Montagsdemonstrationen. „Dass ein Volk es geschafft hat, ein Regime friedlich zu stürzen, finde ich einfach magisch.“ Er sei dankbar, in einem vereinten Land aufzuwachsen.

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