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Sänger Frank Zander überreicht den Spendencheck an Barbara Eschen (Diakonie) und Christian Ceconi (Stadtmission).

© Jens Kalaene/dpa

Als Ersatz für seine traditionelle Weihnachtsfeier: Schlagersänger Frank Zander spendet für Obdachlose

Minestrone statt Gänsebraten: Frank Zander unterstützt den Suppenbus der Stadtmission mit 21 000 Euro. Auch die Deutsche Bahn spendet.

Frank Zander, das ist doch der Sänger, oder?“ fragt Robert Francak in seinem polnischen Akzent, während er seine Finger am heißen Suppenteller wärmt. „Deshalb der ganze Andrang!“ Er ist zufällig da, wollte eigentlich nur zur Kleiderkammer nebenan. Die Gemüsesuppe schmeckt ihm. „Also danke schön und viele Grüße an Herrn Zander!“ 

Der Schlagersänger unterstützt in diesem Jahr den Suppenbus der Stadtmission mit einer Spende über 21.000 Euro.

„Es ist eine – sorry, ich bin Neuköllner – beschissene Zeit, alles geht schief“, sagt der 78-Jährige mit seiner markant rauen Stimme und rückt die Brille mit den blaugetönten Rundgläsern zurecht. Der Künstler steht mit einer Suppenkelle in der Hand auf dem Gelände der Stadtmission in der Lehrter Straße 68.

„Obdachlose werden links liegen gelassen, weil alle ihre eigenen Sorgen im Kopf haben“, sagt er. „Es ist wichtig, dass die Leute, die in der Pandemie verdienen, etwas abgeben. Auf dem Weg nach Hause habe ich Menschen auf Matratzen unter Brücken gesehen. Das ist doch traurig für eine inzwischen recht wohlhabende Stadt wie Berlin!“

Normalerweise veranstaltet der Künstler jedes Jahr ein Weihnachtsessen für Obdachlose im Estrel Hotel. „Eine wunderbare Feier, die größte dieser Art in Europa!“ Aufgrund der Corona-Pandemie fällt sie in diesem Jahr allerdings aus. Statt Gänsebraten gibt es also Minestrone aus dem Suppenbus.

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Dieser fährt jeden Tag, den ganzen Winter hindurch und ergänzt die bekannten Kältebusse der Stadtmission. Barbara Eschen, Direktorin des regionalen Diakonischen Werks, zu dem auch die Stadtmission gehört, arbeitet seit 25 Jahren mit Frank Zander für die Weihnachtsfeiern zusammen. 

„Jetzt, da wegen Corona andere Anlaufpunkte wie der Warme Otto geschlossen haben, schaffen wir mit den Suppenbussen ein Minimum an Versorgung.“ Die Spende von Herrn Zander sei nur ein Anfang. „Wenn das Geld aufgebraucht ist, gibt es hoffentlich weitere Spenden!“

„Die Leute hier sagen: Wir wollen unterstützen“

Stadtmissionsdirektor Christian Ceconi ist seit April in Berlin. „Mich beeindrucken die Leute hier“, sagt er. „Unser Aufruf verklingt nicht einfach, die Leute sagen: Ja, wir wollen unterstützten. Das ist die Haltung, die auch Herr Zander vermittelt.“ Unterstützung kommt aus allen möglichen Richtungen. „Es gibt Firmen, die zu Weihnachten helfen wollen, und auch Private, die finden, dass diese Not nicht unbeantwortet bleiben sollte.“

Die Suppenbusse sollen dabei eine Hilfe sein, die weiterführt. „Wir fahren manche Orte mehrmals an. Wenn die Leute öfter gemeinsam essen, kommen sie ins Gespräch. Da entstehen Beziehungen. Und dann kann man längerfristig helfen.“ Nicht nur Frank Zander hat an diesem Tag gespendet, sondern auch die Deutsche Bahn. Unter dem Motto „Wärme spenden im Corona-Winter“ unterstützt die Bahn bundesweit fünfzehn Bahnhofsmissions-Standorte mit insgesamt 120 000 Euro.

Außerdem gibt es 30.000 Euro für die Obdachlosenambulanz. Barbara Breuer, Pressesprecherin der Stadtmission, ist dafür dankbar. „Das hilft dabei, unser Personal aufzustocken, wir hantieren hier gerade mit letzten Kräften. Leute fallen immer wieder aus oder müssen in Quarantäne. Das ist wirklich ganz angespannt.

Die Küche der Stadtmission sorgt dafür, dass jeden Tag mehr als 300 Portionen Essen ausgegeben werden können. „Der Koch ist super“, sagt Barbara Breuer während sie ihre Suppe löffelt, „der traut sich zu würzen.“

Ein Promi für die Obdachlosenhilfe

Frank Zander ist gefragt an diesem Nachmittag. Den Medienvertretern steht er Rede und Antwort. Stadtmissionsdirektor Ceconi erklärt, dass es ihm auch um Sichtbarkeit geht. „Obdachlosigkeit ist für viele unsichtbar. Oft erkennt man auch gar nicht, ob jemand obdachlos ist. Denn die Leute wollen sich ja trotzdem gut kleiden und haben dafür etwa unsere Kleiderkammer. Nur wenn Menschen anfangen, die Obdachlosigkeit zu sehen, können sie auch damit umgehen.“

Aber nicht nur die Journalisten sind an Zander interessiert. Eine warm eingepackte Frau kommt auf ihn zu. „Erinnern Sie sich an mich?“ fragt sie den Sänger. „Die quirlige Irina, von der letzten Weihnachtsfeier! Ich möchte ihnen danken für Ihre Obdachlosenhilfe, wir brauchen da so einen Promi wie Sie. Und kann ich vielleicht ein Autogramm haben? Und ein Foto?“

Marian Schuth

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