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Allein im Restaurant.

© Doris Spiekermann-Klaas

Allein im Urlaub: Auf einen anderen Platz versetzt

Eine Leserin wollte allein Essen gehen und sucht sich einen freien Restaurant-Tisch. Der Kellner wies ihr einen anderen Tisch zu. Wie hätte Sie reagieren sollen?

Diesmal bin ich allein in den Urlaub gefahren. Normalerweise esse ich abends nicht viel, aber einmal überkam mich doch der Hunger. Also ging ich allein in ein Restaurant, das von außen ganz hübsch aussah. Viele Plätze waren frei, und ich ließ mich an einem Tisch im Wintergarten nieder. Dort stand kein Reserviert-Schild. Sofort kam schnaufend ein Kellner vorbei und fragte, wie viele Personen ich noch erwarten würde. Als ich sagte, ich sei allein, führte er mich zu einem völlig inakzeptablen kleinen Tisch in einem zugigen Durchgang. Hätte ich gehen sollen?

Christine, umgesetzt

Vielleicht hätten Sie einfach mit großem Gepolter den Tisch umwerfen sollen, um dann mit Grandezza das Lokal hoch erhobenen Hauptes zu verlassen. Sowas macht man natürlich nicht. Leider. Denn es ist immer noch so, dass sich Frauen, vor allem wenn sie nicht mehr ganz jung sind, ungern allein in ein Restaurant trauen. Sie dann auch noch zu entmutigen, wie es derj Kellner getan hat, ist im Grunde unverzeihlich.

Damit verschrecken Restaurantbetreiber eine potenziell einträgliche Gästegruppe. So ein Verhalten ist also auch noch dumm und kurzsichtig. Gut möglich, dass sich der Kellner diese Art von Abschreckung nicht getraut hätte, wenn sich statt Ihrer ein selbstbewusst auftretender Mann im Wintergarten niedergelassen hätte. Sollten Sie sich aufgrund solch schlechten Benehmens sehr unwohl fühlen, können Sie sich natürlich ein anderes Restaurant suchen.

Wenn Ihr Kampfgeist angestachelt wird, umso besser. Da das Lokal nicht ganz voll war, wird es ja noch Alternativen zu dem zugigen Platz gegeben haben. Seien Sie ruhig ein bisschen wählerisch und schwierig. Sie sind die Kundin, Sie bezahlen eine Dienstleistung.

Zeigen Sie es ihm beim Trinkgeld

Also haben Sie im Grunde ein Recht darauf, gut behandelt zu werden. Sowas kann man mit Gesten auch einfordern. Singles sollten von Restaurants ebenso selbstverständlich akzeptiert werden wie Großfamilien. Wenn es dann tatsächlich mal eng wird, kann man sie ja immer noch fragen, ob sich vielleicht jemand dazu setzen darf.

Nehmen Sie sich für das Essen in einem solchen Fall genauso viel Zeit und Muße, wie Ihnen eben zur Verfügung steht. Auf keinen Fall die Speisen hastig runterschlingen. Und bitte verzichten Sie darauf, am Ende den Rechnungsbetrag um ein bescheidenes Trinkgeld aufzurunden. Es wäre vielleicht verführerisch, dem Kellner mit einem extradicken Trinkgeld zu zeigen, wer hier der Boss ist. Aber genauso richtig wäre es, gar kein Trinkgeld zu geben.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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