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Alexa-Eröffnung: Brechend voll

Mit der Eröffnung des "Alexa" am Alexanderplatz verändern sich auch die Kräfteverhältnisse unter den Einkaufsmeilen.

So etwas hat Thomas Binder, der Deutschland-Chef von Sonae Sierra, in seiner 23-jährigen Karriere noch nicht erlebt: Schon in der Nacht ist der Andrang am „Alexa“ so groß, dass eine Scheibe vor dem eröffneten Einkaufstempel zu Bruch geht – bis zum Mittwochabend drängen 100.000 Menschen an den eilig herbeigeschafften Absperrgittern und dem Wachpersonal vorbei. Die Männer mussten wiederholt die Haupttore des Gebäudes schließen. Die Begeisterung der Berliner ist so groß, dass sie die ganze Philosophie dieser schönen neuen Einkaufswelt hinwegfegt: „Die Leichtigkeit und den Komfort des Shoppens erlebbar zu machen“, wie Binder sagt.

Man will sich unterscheiden von der in Berlin mächtigen Konkurrenz – und dieser auch Kunden abwerben: Im Mittelpunkt steht deshalb die zum Himmel offene Architektur, es gibt edle Materialien: Holz und polierter Stein, die Sitzgelegenheiten und „Erlebniswelten“: 6000 Quadratmeter für die Kinder und 800 Züge auf einer der weltweit größten Eisenbahnanlagen, die Berlin im Maßstab 1 zu 87 abbildet. Ach ja, es gibt auch 180 Läden, Reichelt etwa und einen MediaMarkt.

„Das Alexa stellt alle bisherigen Konzepte für den Bau von Einkaufszentren auf den Kopf“, sagt der Berlin-Geschäftsführer von AtisReal Christoph Meyer. Der Experte für Handelsflächen sagt, dass bei allen anderen Kaufcentern bisher die Waren und die Läden im Vordergrund standen, beim Alexa dagegen das Design des Centers und dessen Aufenthaltsqualität. Man ziele darauf, die Kunden möglichst lange im Hause zu halten. Das Einkaufen geschehe gewissermaßen „im Vorbeigehen“.

Gemessen am größten Warenhaus Deutschlands, dem Kadewe, hat das Alexa mit 56.000 Quadratmeter Handelsfläche nur rund 4000 Quadratmeter weniger als das Kaufhaus an der Tauentzienstraße. „Das Alexa ändert aber nichts am hervorgehobenen Status von Tauentzien und Kurfürstendamm“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. Nils Busch-Petersen räumt jedoch ein, dass „andere Center etwas abgeben werden, weil die Kaufkraft in Berlin nicht wächst.“

Dass sich die Kräfteverhältnisse unter den Kaufhäusern in der Stadt wandeln, berichten auch die Makler von Engel & Völkers. Sie zählten Anfang 2007 die Passanten an den Haupteinkaufsstraßen und stellten überraschend fest: Am Tauentzien liefen rund 5300 Menschen pro Stunde an einem Sonnabend entlang. Das waren rund 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Am Alexanderplatz dagegen waren es fast zweieinhalb Mal so viele wie dort im Vorjahr. Pro Stunde kamen 2400 Menschen zum Alex. Von der Zahl der Passanten schließen die Experten auf den potenziellen Umsatz der Läden.

Den Aufstieg des Alexanderplatzes erklären die Forscher mit den erweiterten Kaufhof und dem neu eröffneten C & A. Mit der Einweihung des „Alexa“ scheint der nächste Besucherrekord sicher. Und die Baugrube für die nächste Einkaufsmeile ist schon ausgehoben: US-Entwickler Hines schafft weitere Ladenflächen. „Der Alexanderplatz wird wieder zu dem Handelsplatz Berlins, der er einmal war“, bilanziert Jan Pörksen von der Industrie– und Handelskammer.

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