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Mehrere hundert Schüler und Studierende protestieren vor dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Berlin.

© imago/Christian Mang

Aktionswoche zum Berliner Demokratietag: „Wir sprechen jetzt - und ihr hört zu“

Digitalisierung, Klima, Chancengleichheit: Viele Wahlkampfthemen betreffen vor allem die junge Generation. Sie will mitreden - zum Beispiel beim anstehenden Berliner Demokratietag.

Die Jugend ist und wird politischer. Laut vergangener Shell Jugendstudien nimmt das Bewusstsein für politisches Engagement bei Jugendlichen deutschlandweit zu. Im Jahr 2019 gaben 41 Prozent der Befragten an, sich für politische Entwicklungen zu interessieren. Protestbewegungen wie Black Lives Matter oder Fridays For Future zeugen davon.

Der Frage, wie dieses Interesse in Taten umschlagen kann, gehen Initiativen in Berlin nach, besonders um den 15. September herum. Dann rufen die Vereinten Nationen wieder zum Internationalen Tag der Demokratie auf. In Berlin gilt er seit September vergangenen Jahres auch als Berliner Demokratietag.

Unter dem Motto "Für ein demokratisches Berlin" sind an diesem Tag und in der Woche drumherum junge Bürger:innen etwa zu einer rassismuskritischen Kiez-Tour durch Treptow oder zu einer Quiz-Nacht eingeladen. Gefördert wird das Projekt unter anderem von der Senatskanzlei Berlin. Die Stiftung Zukunft Berlin, der Migrationsrat und die Initiative Offene Gesellschaft gestalten die Aktionstage.

Ob Chancengleichheit, Rassismus, Diskriminierung oder Klima - die Interessen und Sorgen junger Berliner:innen sind vielfältig, sagt Andreas Meinlschmidt von der Initative Offene Gesellschaft. Diese sollen auch beim zweiten Berliner Demokratietag abgedeckt werden, etwa durch ein Sommerfestival am Wochenende im FEZ-Berlin. 

Dort laufen ab dem 10. September Vorträge, offene Workshops und Barcamps zu Themen wie politische Beteiligung, geschlechtliche Vielfalt oder Chancengleichheit. Auch konkreten Fragen wie "Was kann dein Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf in Zukunft besser machen?" wird nachgegangen, am 21. August in einem Ideenlabor der Initiative Offene Gesellschaft.

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Dem Vorsitzenden der Stiftung Zukunft Berlin, Stefan Richter, sind die Aktionstage ein besonderes Anliegen. Es sei wichtig, bei jungen Leuten frühzeitig ein Gefühl für Teilhabe zu wecken, ein Interesse für Politik, das man nachhaltig stärken wolle. 

Er ist überzeugt, sagte Richter bei einer Pressekonferenz Anfang August, dass Kinder und Jugendliche, die Selbstwirksamkeit auf demokratischer Ebene einmal erfahren haben, Politik "nie mehr missen wollen". Kinder und Jugendliche sollten dabei sein, wenn Dinge beschlossen werden und es nicht hinterher erfahren. 

Wie wichtig Demokratieförderung ist, bekräftigen auch junge Mitwirkende selbst. „Wenn wir nicht mal wissen, wie wir in die Politik können - wie sollen wir die dann sein, die Zukunft?", kritisiert Ha Thu Ngyuen, ehemalige Landesschüler:innensprecherin, politische Passivität der Entscheidungsträger:innen.

Der 19-jährige Miguel Góngora, auch ehemaliger Landesschüler:innensprecher, engagiert sich seit seinem 9. Lebensjahr in der Politik, unter anderem bei Projekt "FairReden", das einen Wettbewerb für respektvolle Kommunikation ins Leben gerufen hat. Góngora sagt, die unmittelbaren Möglichkeiten, demokratisch mitzugestalten, haben ihn dazu motiviert. 

"Wenn wir aktiv sind, bewegen wir tatsächlich etwas"

„Es geht darum, dass wir auf Augenhöhe mit der Politik sind und sagen: Wir sprechen jetzt - und ihr hört zu!" Dafür gäbe es beispielsweise das Kinder- und Jugendparlamente in Charlottenburg-Wilmersdorf, dort sei Góngora bereits als Kind aktiv gewesen.

Als Ziel geben die Initiativen in erster Linie politische Bildungs- und Aufklärungsarbeit an: Interessen der Berliner Kinder und Jugendlichen eine Stimme geben, die Repräsentationslücken schließen. Sie wollen zukünftige Wähler:innen bereits in frühen Jahren für demokratische Prozesse sensibilisieren.

Auch Ha Thu Nguyen ist beim diesjährigen Berliner Demokratietag dabei, denn „wenn wir aktiv sind, bewegen wir tatsächlich etwas". Diese Erkenntnis kam ihr, als sie gemeinsam mit ihrer Klasse für das Klima streikte, sich weigerte, in den Unterricht zu gehen und stattdessen im Büro des Schulleiters ihrem Unmut Luft machte. Ein Plakat mit der Aufschrift "Wir wollen Klimaschutz", erzählt sie, brachte ihrer Schule nun immerhin eine Klima-AG.

Die Aktionstage zum Berliner Demokratietag finden vom 3. August bis zum 15. September statt. Die zentrale Veranstaltung ist eine Podiums-Diskussion am 14. September. Wer daran teilnehmen oder bei den Aktionstagen mitmachen möchte, kann sich unter der E-Mail-Adresse info@demokratietag.berlin anmelden. Mehr Infos gibt es unter https://demokratietag.berlin/http://demokratietag.berlin/.

Büsra Delikaya

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