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Aus einer herbeigeschafften ehemaligen Telefonzelle wird nun eine Bücherbox, in der man kostenlos Literatur tauschen kann.

© Cay Dobberke

Aktionstage Gemeinsame Sache 2018: Charlottenburg-Wilmersdorf: Von der Bücherbox bis zu Palettenmöbeln

In der City West war das Spektrum der ehrenamtlichen Einsätze diesmal besonders groß.

Gratis Bücher tauschen am Jesselplatz

Endlich hat sich der Wunsch der Anwohner am Wilmersdorfer Leon-Jessel-Platz erfüllt, für den kostenlosen Tausch von Literatur dauerhaft eine „Bücherbox“ in einer umfunktionierten Telefonzelle aufzustellen. Vor Jahren gab es so etwas dort schon einmal, aber nur als Leihgabe. Bezirkspolitiker diskutierten, ersatzweise die rote englische Telefonzelle vom Fehrbelliner Platz umzusetzen, die einst ein Geschenk britischer Soldaten war. Sie schien allerdings zu verrottet für den Transport.

Wie schon seit vielen Jahren pflegten Anwohner auch wieder das Grün auf dem Leon-Jessel-Platz in Wilmersdorf.
Wie schon seit vielen Jahren pflegten Anwohner auch wieder das Grün auf dem Leon-Jessel-Platz in Wilmersdorf.

© Cay Dobberke

Nun ist es dem seit 19 Jahren bestehenden Bürgerverein „Miteinander im Kiez“ doch noch gelungen, eine Telefonzelle aufzutreiben – es ist ein vergleichsweise modernes Exemplar in Weiß, Grau und Magenta. Beim Aufbau halfen dem Verein auch frühere Drogensüchtige aus dem nahen Therapiezentrum „Die Pfalzburger“. Am Aktionstag ging es außerdem um die Grün- und Platzpflege: Beete und Baumscheiben wurden geharkt und neu bepflanzt, Spielplätze gesäubert und Sitzbänke gestrichen. Über den Verein hatten wir schon im Vorfeld der Aktionstage ausführlich berichtet, den Artikel können Sie hier nachlesen.

Die Villa für Anwohner und Flüchtlinge

Für Renovierungen im Zentrum "Ulme 35" in Westend stiegen Mohammad Shbib aus Syrien (li.) und Hausmeister Gino Knust auf Leitern.
Für Renovierungen im Zentrum "Ulme 35" in Westend stiegen Mohammad Shbib aus Syrien (li.) und Hausmeister Gino Knust auf Leitern.

© Cay Dobberke

Engagierte Bürger haben die früher von der Charité genutzte Villa an der Ulmenallee 35 in Westend zum interkulturellen Zentrum „Ulme 35“ gemacht. Seit dem vorigen Jahr treffen sich dort Kiezbewohner und geflüchtete Menschen. Das Veranstaltungsprogramm mit Kunst, Kultur und politischen Diskussionen wird immer umfangreicher (mehr dazu steht hier im Tagesspiegel). Allerdings sind die Folgen des langen Leerstands noch deutlich sichtbar. Deshalb wurden beispielsweise Fenster und Flure gestrichen, aber auch der frühere Tagungsraum. Er dient heute als Kinosaal. Dafür waren die weißen Wände nicht ideal, am Sonnabend wurden sie dunkelgrün getüncht. Das war erst jetzt nach einer kürzlich abgeschlossenen Dachreparatur möglich. Zuvor hatte es hineingeregnet, was viele dunkle Flecken an der Decke verursachte.

Sie weiß, wie's geht: Tischlerin Jacqueline Obermann fertigte honorarfrei Palettenmöbel für die Terrasse der Villa Ullme 35 an.
Sie weiß, wie's geht: Tischlerin Jacqueline Obermann fertigte honorarfrei Palettenmöbel für die Terrasse der Villa Ullme 35 an.

© Cay Dobberke

Möbel aus dem Holz von Transportpaletten zimmerte eine professionelle Tischlerin. Auf dem Programm des Aktionstags standen außerdem verstopfte Abflussrinnen und die Pflege des großen Gartens. Aus Westend halfen sogar viele Leute mit, die man bisher nie in der "Ulme 35" gesehen hatte. Abends folgte ein Grillfest für alle.

Die Grünpflege-Veteranen vom Lietzensee

Bewährte Teamarbeit: Die "Bürger für den Lietzensee" in Charlottenburg pflegen den Lietzenseepark seit vielen Jahren regelmäßig.
Bewährte Teamarbeit: Die "Bürger für den Lietzensee" in Charlottenburg pflegen den Lietzenseepark seit vielen Jahren regelmäßig.

© Cay Dobberke

Eine der ältesten und größten Anwohnerinitiativen in der City West – und wohl in ganz Berlin – ist der Verein „Bürger für den Lietzensee“. Seit 14 Jahren pflegen die mehr als 200 Mitglieder den denkmalgeschützten Charlottenburger Lietzenseepark. Entsprechend routiniert ging es am Sonnabend zur Sache, jeder Handgriff saß. Diesmal befreite man das nordwestliche Ufer von Unrat und beschnitt einzelne Zweige überbordender Gewächse. Einige Male schon wurden die engagierten Bürger mit Ehrenamtspreisen ausgezeichnet. Zuletzt erhielten sie vor rund zwei Jahren den Berliner Denkmalpflegepreis, die Ferdinand-von-Quast-Medaille. Das Bezirksamt verlieh ihnen unter anderem seinen Erwin-Barth-Preis für Grünpflege. Inhaltlich scheint das besonders naheliegend: Schließlich hatte Barth, der berühmte einstige Charlottenburger Gartendirektor, in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auch maßgeblich den Lietzenseepark gestaltet.

Hilfe zur Selbsthilfe

Hier informiert Siegrid Haase de Moreno (li.) in der Wilmersdorfer Straße über die Kontaktstelle PflegeEngagement.
Hier informiert Siegrid Haase de Moreno (li.) in der Wilmersdorfer Straße über die Kontaktstelle PflegeEngagement.

© Cay Dobberke

Als plötzlich die Polizei in der Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße anrückte, waren die Mitarbeiterinnen der Kontaktstelle PflegeEngagement Charlottenburg-Wilmersdorf kurz irritiert. Aber der Einsatz galt natürlich nicht ihrem Stehtisch mit Infoflyern. Vielmehr hatte es einen kleinen Tumult vor einem benachbarten Werbestand der AfD gegeben. Dagegen informierte die Kontaktstelle in aller Ruhe über ihre Selbsthilfegruppen und weiteren Angebote, die sich nicht zuletzt an ältere Menschen im Bezirk richten. Einen zweiten Stand durfte man innerhalb des Karstadt-Kaufhauses gleich hinter dem Haupteingang aufbauen. Der Trägerverein Sekis ist in ganz Berlin aktiv, mehrere Senatsverwaltungen und Krankenkassen fördern seine Arbeit.

Alle Berichte zur Gemeinsamen Sache finden Sie auf unserer Themenseite: www.tagesspiegel.de/gemeinsamesache

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