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Bitte hier rein: Mit der Kunstaktion will das Zentrum für Politische Schönheit auf die Waffen aufmerksam machen, die bei der Bundeswehr verschwunden sind.

© Julius Betschka

Update

Aktion vor dem Kanzleramt: Zentrum für Politische Schönheit sammelt „vermisste Waffen“ der Bundeswehr

Das Zentrum für Politische Schönheit will auf fehlende Bundeswehr-Bestände aufmerksam machen. Es wird außerdem ein "Kopfgeld" für Hinweise ausgelobt.

Der große Knall bleibt aus, als der digitale Countdown am Montagmorgen die Null erreicht. Vor den Kanzleramt steht jetzt diese übergroße Kleidertonne in Flecktarn: "Wir suchen unsere Waffen", steht darauf. Daneben haben die Aktivisten des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) ein Postenhäuschen der Bundeswehr aufgebaut. Ein echter Soldat läuft vorbei, guckt sich einmal kurz um. Es regnet.

Hintergrund der Kampagne ist, dass im Arsenal der Bundeswehr verschiedene Gewehre, Sprengstoff und Munition fehlen. Unter anderem listet die Website www.unsere-waffen.de, die das ZPS ebenfalls am Montagmorgen freischaltete, 60 Kilo vermissten Sprengstoff und rund 100 nicht auffindbare Schuss- und Sprengwaffen auf. Das Zentrum für Politische Schönheit deklariert die fehlenden Waffen als "von mutmaßlichen Extremisten entwendet".

Das Zentrum der Aktion bildet eine Art Abgabebox, in der aus den Beständen der Bundeswehr verloren gegangene Waffen zurückgegeben werden sollen. Außerdem loben die Aktivisten ein "Kopfgeld" auf rechtsextreme Bundeswehrsoldaten aus. Hinweise werden laut einer Pressemitteilung der Gruppe um Philipp Ruch mit 1000 Euro belohnt, ausgezahlt von einem Notar. 

Genau überprüfen lassen sich die angegebenen Mengen der verschwundenen Waffen nicht, weil die Bundeswehr keine zentrale Datei darüber führt, wann und wie ihr Gerätschaften abhanden gekommen sind. Allerdings tauchten einige Waffen und Munition in den vergangenen Jahren tatsächlich im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Rechtsextremismus- und Terrorverdachts auf.

Waffen tauchen bei rechten Ex-Soldaten wieder auf

Zuletzt entdeckten Ermittler eine von der Bundeswehr als gestohlen gemeldete Maschinenpistole bei einem ehemaligen Beamten eines Spezialeinsatzkommandos (SEK). Der Ex-Soldat war Mitglied einer rechten Chatgruppe.

Der Generalbundesanwalt ermittelt wegen des Diebstahls von zwei Sturmgewehren und einer Pistole auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Munster. Es soll womöglich einen Zusammenhang mit dem Terrorverdacht gegen Franco A. gegeben haben, der sich als asylsuchender Syrer ausgab.

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"Staatsgefährdende Netzwerke innerhalb der Bundeswehr" müssten aufgedeckt machen, heißt es auf der Website. "Deine Beobachtungen können im Kampf gegen den inneren Feind ausschlaggebend sein. Schaue nicht tatenlos zu, wie der Ruf der Bundeswehr beschmutzt wird."

Bitte hier einwerfen: Waffen sollen ihren Weg in die Box finden.
Bitte hier einwerfen: Waffen sollen ihren Weg in die Box finden.

© Julius Betschka

Das für seine provokanten Aktionen bekannte ZPS stand zuletzt im Dezember 2019 für das Aufstellen einer Säule vor dem Reichstag in der Kritik. Die Aktivisten hatten behauptet, die Stele enthalte Asche von Holocaustopfern. 

Massive Kritik nach Holocaust-Aktion

Mit der Asche Toten sollte man keine Kunst oder Politik machen, kritisierten jüdische Aktivisten damals. Auch der Zentralrat der Juden und die Bundesregierung nannten die Säule „pietätlos und geschichtsvergessen.“ 

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Das Künstlerkollektiv entschuldigte sich im Anschluss für die Aktion. „Wir haben Fehler gemacht“, hieß es in einer Stellungnahme. Das ZPS hatte die Asche nach eigenen Angaben entfernt und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland übergeben. Diese habe sie auf einem jüdischen Friedhof beigesetzt, wie die Rabbinerkonferenz bestätigte.

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