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Auf dem Radweg in der Kantstraße gibt es oft Probleme mit Falschparkern. Der aktuelle Fall sticht heraus.

© imago images/Stefan Zeitz

Aggression im Berliner Straßenverkehr: Wie eine 71-jährige Falschparkerin mehrere Vorurteile zunichte macht

Volvos sind okay, Frauen fahren defensiv, ältere Frauen sowieso? Eine aktuelle Polizeimeldung konterkariert gleich mehrere Klischees. Eine Glosse.

Im Straßenverkehr wie bei Blähungen gilt: Kann von jetzt auf gleich sehr unangenehm werden, insbesondere für Unschuldige. Aber im Verkehr glaubte man bisher zu wissen, dass die Lauten die Gefährlichen sind: Obacht bei röhrenden Auspuffhirschen! Nur sind Vorurteile auch nicht mehr, was sie mal waren, wie eine aktuelle Meldung der Polizei erweist.

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Es begab sich also am Montagnachmittag, dass auf dem Radstreifen in der gut besuchten Kantstraße ein Volvo (vs. Vorurteil 1) stand, dessen sich eine Streife annehmen wollte. Die gerade hinzukommende Fahrerin ignorierte laut der Polizeimeldung die Beamten und stieg ins Auto.

Dem Polizisten, der sie am Wegfahren hindern wollte, schlug die 71 Jahre alte (vs. Vorturteil 2) Frau (vs. Vorurteil 3) mehrfach mit der Faust gegen den Arm.

Die Seniorin war derart aggressiv, dass die Polizisten Verstärkung brauchten, um sie zu fesseln, während das nunmehr herrenlose – „damenlos“ verbietet sich diesem Zusammenhang ja wohl – Auto der Frau sanft auf die Fahrbahn rollte, wo es sich ins stützende Blech eines Artgenossen begab.

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Da dachten wir also, mit Volvos könnten wir uns selbst in Bullerbü arrangieren, denn die tun ja niemandem was, sondern warten nur auf die Pensionierung ihres Waldorfschullehrerbesitzers, um ihn unter Einhaltung sämtlicher Verkehrsregeln zum Polarkreis oder in die Toskana zu bringen.

Und was das Personal betrifft: Laut einer Statistik der Berliner Amtsanwaltschaft waren im vergangenen Jahr genau 56 Frauen jenseits ihres 60. Geburtstages wegen Aggression im Straßenverkehr beschuldigt – bei 3210 Verfahren insgesamt. Merke: Ausnahmen beschädigen die (Verkehrs-)Regel.

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