zum Hauptinhalt
Alexander Gauland, AfD-Franktionschef im Bundestag.

© REUTERS/Axel Schmidt

AfD-Parteichef: Gauland bestätigt Tagesspiegel-Recherchen über HDJ-Mitarbeiter

Der AfD-Fraktionschef hat einen Ex-Kader der verbotenen Neonazi-Truppe HDJ beschäftigt. Der arbeitete seit 2015 als Referent unter Gauland und später auch im Bundestag.

Der AfD-Fraktionschef im Bundestag, Alexander Gauland, hat einen Tagesspiegel-Bericht über einen früheren Mitarbeiter und dessen Mitgliedschaft bei dem rechtsextremistischen Verein „Heimattreue Deutsche Jugend“ bestätigt. Der FAZ sagte Gauland am Montag, er habe nicht gewusst, dass der Mann als Jugendlicher zur HDJ gehört habe. „Ich frage meine Mitarbeiter nicht, was sie im jugendlichen Alter gemacht haben“, sagte Gauland. Dennoch ließ sein Büro auch mitteilen, dass der Mann sich bereits 2004 von der HDJ getrennt habe.

Der Mann sei aber nicht wegen seiner politischen Aktivitäten in der Vergangenheit als Mitarbeiter ausgeschieden, sondern weil er eine andere Stelle angetreten habe. Nach Auskunft von Gaulands Büro war der Mitarbeiter vom Oktober bis Ende Januar dort beschäftigt. Zuvor hatte Gaulands Büro und die Fraktion Fragen zu dem Fall abgeblockt.

HDJ nach dem Vorbild der Hitler-Jugend

Ob Gaulands Aussage, der Mann habe sich von der HDJ gelöst, zutrifft, ist unklar. Nun ließ er erklären, er sei von 1999 bis 2004 Mitglied bei der HDJ gewesen.

Die HDJ war eine verschworene Gemeinschaft, hier fanden völkische und neonazistische Familien das geeignete Umfeld für ihren Nachwuchs. Nicht jedem wurde Zugang gewährt. Die HDJ verstand sich als paramilitärische Elite, Kinder und Jugendliche wurden zu „politischen Soldaten“ erzogen, mit militärischem Drill und ideologischer Schulung samt Rassenkunde, Hitler-Verehrung, Blut-und-Boden-Ideologie und NS-Brauchtum. Und die HDJ war streng nach dem Vorbild der Hitler-Jugend ausgerichtet.

Gaulands Nachfolger: Andreas Kalbitz

Erst kürzlich war bekannt geworden, dass Gaulands Nachfolger als Chef der Landtagsfraktion, Andreas Kalbitz, 2007 auf einem mehrtägigen Pfingstlager der rechtsextremistischen Organisation im niedersächsischen Eschede zu Gast war. Nach eigener Aussage war er angeblich aus reinem Interesse dort und ohne zu wissen, dass die Verfassungsschutzbehörden den Verein schon damals als gefährlich und extremistisch eingestuft und beobachtet hatten.

Auch an den früheren Kontakten seines Brandenburger Parteifreundes Kalbitz zur HDJ stört sich Gauland nicht. Der „Märkischen Allgemeinen“ sagte er dazu kürzlich: „Ich finde den Bohei, der darum gemacht wird, absolut lächerlich.“ Das Ganze sei „uninteressant“ und: „Ich verstehe auch nichts davon.“ Auch Kalbitz selbst, über Jahre Gaulands rechte Hand und Vize im Landtag, will von der HDJ-Vergangenheit des bisherigen Mitarbeiters nichts gewusst haben.

Die Vorgängerorganisation der HDJ, die Wiking-Jugend, war 1994 verboten worden. Schließlich hat das Bundesinnenministerium auch die HDJ 2009 wegen ihrer „dem Nationalsozialismus wesensverwandten Ideologie“ und einer „aktiv-kämpferischen, aggressiven Grundhaltung gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“ verboten.

- In einer früheren Fassung dieses Artikels haben wir in identifizierbarer Weise über den Mitarbeiter von Alexander Gauland berichtet. Aus rechtlichen Gründen sind wir gehalten, über den Mitarbeiter nur anonym zu berichten. Deshalb wurden die Angaben, die dessen Identifikation ermöglichen, gelöscht.

Zur Startseite