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Hier lernen zwei Auszubildende im Pflegeheim "Lazarus Haus Berlin" der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. 

© epd/Jürgen Blume

Ärzte aus der Türkei und Syrien in Berlin: Fast jeder zweite neu zugelassene Zahnarzt lernte im Ausland

Das Landesamt für Gesundheit und Soziales erkannte 2019 viele Pflegekräfte aus dem Ausland an. 

Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) versorgt mit seinen derzeit 842 Mitarbeitern an vier Standorten mehr als jede sechste Berlinerin beziehungsweise jeden sechsten Berliner mit Leistungen aus dem sozialen und gesundheitlichen Bereich. 

Bei der Jahresbilanz-Pressekonferenz 2019 stellte Lageso-Präsident Franz Allert neue Trends für Berlin vor. Hier eine Auswahl:

In Berlin hat 2019 fast jeder zweite approbierte, also neu zugelassene Zahnarzt seine Ausbildung im Ausland erworben (60 Fachkräfte Inland, 50 Ausland). Bei den vom Landesprüfungsamt im Vorjahr erstmals in Berlin zugelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Apothekerinnen und Apothekern kam jede und jeder Dritte aus einem EU- oder einem Drittland, wo sie oder er den Beruf erlernt hat und die Papiere nun hier bei den Behörden anerkennen ließ, inklusive Kenntnisprüfung oder teils einem Anpassungslehrgang. 

Die Hauptausbildungsstaaten lauten: Türkei, Syrien, Ägypten, Saudi Arabien, Rumänien, Ukraine, Russische Förderation. 

Insgesamt gab es im Vorjahr 1560 Approbationen für Ärzte, Apotheker, Zahnärzte sowie weitere Berufsgruppen mit Studium in Berlin. Von den 856 approbierten Ärztinnen und Ärzten 2019 in Berlin haben 593 ihre Ausbildung im Inland und 263 ihre Ausbildung im Ausland absolviert. 

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Darüberhinaus haben 30 Prozent aller neu zugelassenen, meist weiblichen Fachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege ihre Ausbildung nicht in Deutschland erworben. 

Sie kommen vor allem aus den Philippinen, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Albanien und Polen - aber auch der Türkei, Syrien, China, Italien, Österreich, Kroatien und der Ukraine. Bei den Gesundheits- und Krankenpfleger/innen waren es 267, bei den Pflegehelfer/innen vier Menschen, die ihren Beruf nicht in Deutschland gelernt haben.

Gefälschte Nachweise erkannt

Es wurden bei den Kontrollen Bewerber aus China, Bosnien und der Slowakei erwischt, deren Vermittler – oder die selbst – gefälschte Papiere von nicht existenten Schulen vorgelegt haben.

Berlin hatte keine Werbekampagne um Mediziner nichtdeutscher Herkunft gefahren, hieß es, sei aber als deutsche Hauptstadt, mit ihren vielen internationalen Communities, einer großen Zahl Geflüchteter sowie wegen des beklagten Fachkräftemangels für Zuziehende, etwa mit Interesse an dem als lukrativ geltenden Job des Zahnarztes, attraktiv. 

In Brandenburg gibt es indes gerade Debatten um polnische Medizinabschlüsse deutscher Absolventen.

Franz Allert, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Soziales, bei der Bilanzpressekonferenz 2019, Ende August 2020.
Franz Allert, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Soziales, bei der Bilanzpressekonferenz 2019, Ende August 2020.

© Annette Kögel

Infolge der Entwicklungen in Berlin gibt es zunehmend kulturspezifische Pflegedienste. So lassen sich muslimisch-religiöse Frauen in der häuslichen oder der Heim-Pflege in der Regel nicht von Männern waschen. Für aus arabisch geprägten Kulturen oder aus Afghanistan stammende männliche Geflüchtete wiederum ist es ein Tabu, als Pfleger Frauen im Heim bei der Intimpflege anzufassen. 

Mitunter werden laut Tagesspiegel-Informationen in Berlin Fälle bekannt, bei denen Patienten sich gegenüber nichtdeutschen Ärzten schwer verständlich machen konnten. Berliner nichtdeutscher Herkunft suchen wegen des besseren Verständnisses erfahrungsgemäß lieber Ärzte nichtdeutscher Herkunft auf.

Mehr Handy-Apps kontrolliert

2019 gab es bei den Medizinprodukte-Kontrollen – vom Brustimplantat bis zur Zungenzange – einen Anstieg von 43 Prozent bei den Betreiber- und Anwenderüberwachungen (294/2018: 205). 

Zunehmend werden bei den Medizin-Produkten Handy-Apps kontrolliert, die etwa Insulinpumpenwerte auswerten. Mit 64 (2018: 27) Ordnungswidrigkeiten-Verfahren wurden deutlich mehr als 2018 zuvor eingeleitet. 

Aktuell musste das zum Lageso gehörende Landesamtes für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin (Lagetsi) viele vermeintliche OP-Masken-Packungen aus dem Verkehr ziehen, die noch nicht mal steril verpackt waren - aber so dringend gebraucht werden.

Heimaufsicht im Corona-Beratungsstress

39.000 Menschen, die wegen Alters oder Krankheit nicht mehr Zuhause leben können, werden in Berlin in 592 stationären Einrichtungen versorgt. Wegen der Corona-Maßnahmen hatten Pflegeheime großen Beratungsbedarf. 2019 hat die Zahl der Beschwerden bei der Heimaufsicht um 30 Prozent stark zugenommen. Es gab mehr unangemeldete Kontrollen. Die beliebter werdenden Alten-WGs dürfen nur bei konkreten Beschwerden kontrolliert werden.

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