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In der Nacht zu Dienstag standen mehrere Autos in der Metzer Straße in Berlin-Prenzlauer Berg in Flammen.

© privat

Update

Acht Autos brennen in Berlin-Prenzlauer Berg: „Ich musste eigentlich nur an Menschen im Krieg denken“

In der Metzer Straße zünden Unbekannte mehrere Autos an, am nächsten Morgen stehen die Besitzer nur noch vor Wracks. Ein Video zeigt Flammen und Qualm.

Am Morgen danach steht der 45-jährige Sebastian S. vor seinem ausgebrannten Lieferwagen, einem Renault Master. Das sei seine „verlängerte Werkbank“ gewesen, sagt der Landschaftsgärtner.

Was vom Handwerk übrig blieb: der Lieferwagen des Landschaftsgärtners.
Was vom Handwerk übrig blieb: der Lieferwagen des Landschaftsgärtners.

© Claudia Seiring

In dem völlig ausgebrannten Fahrzeug sind von den Flammen geschwärzte Regale zu erkennen, ein Fahrrad lehnt an zerborstenen Schränken, alles ist von einer Mischung aus Ruß und Löschschaum bedeckt.

Kurz nach zwei Uhr habe die Polizei bei ihm geklingelt, sagt S. Er wohnt gegenüber der Straßenseite, an dem die Auto-Skelette nun in Resten des Löschschaums stehen. Im Hinterhaus – weshalb er von dem Brand selbst nichts mitbekommen hat.

Mit seiner Versicherung hat er schon gesprochen. Das Auto, das er vor sechs Wochen gebraucht gekauft hatte, war glücklicherweise Vollkasko versichert.

Sebastian S. (alle Namen sind geändert) ist einer von vielen, die in der Nacht zu Dienstag durch die Flammen aufgeschreckt wurden. Heller Feuerschein und lautes Knallen weckten die Anwohner der Metzer Straße im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg.

Acht Autos brannten, zuerst zwei, dann sprangen die Flammen auf sechs weitere über. Fünf Wagen waren am Ende komplett ausgebrannt, verletzt wurde niemand, berichtet die Polizei. Die Feuerwehr wurde kurz vor zwei Uhr informiert, sie rückte mit 22 Einsatzkräften aus.

Bezug zu Rigaer 94 und "Meuterei" möglich

Nächtliche Brandstiftungen an Autos sind in Berlin seit vielen Jahren ein Problem. Nur ein kleiner Teil der Taten wird nach Angaben der Polizei von Links- und manchmal auch von Rechtsextremisten begangen. Beim größeren Teil gehe es um Vandalismus, Versicherungsbetrug oder persönliche Racheakte.

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Doch seit einigen Tagen vermuten Ermittle die linksextremistische Szene hinter den vermehrten Brandanschlägen auf Autos. Autonome drohten bereits vergangene Woche wegen möglicher Räumungen linker Projekte wie der Rigaer 94 oder der "Meuterei" mit Angriffen auf Autos, Luxusneubauten und den Flughafen BER.

Nach einem Brandanschlag auf mehrere Autos in Mitte am frühen Freitagmorgen hieß es in einem mutmaßlichen Bekennerschreiben, dass dies nur die "Ankündigung auf das noch Kommende" sei. Und: "Jede Räumung unserer Orte wird Schutt und Rauch hinterlassen."

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In Mitte waren in der Schlegelstraße vier Wagen in Brand gesetzt worden, das Feuer sprang auf elf weitere und einen Roller über. Ein Passant bemerkte die Flammen und alarmierte die Feuerwehr.

Der nächste Hydrant war zugeparkt

„Mein Auto wäre die Nummer 9 gewesen“, erzählt Sabine K., die ebenfalls gegenüber der Brandstelle in Prenzlauer Berg wohnt, am Dienstagmorgen. Da die Feuerwehr das Auto zwischen ihrem und den brennenden Fahrzeugen herausgeschoben hat, blieb ihr Wagen verschont. Sie schaute vom Fenster aus auf das Chaos.

Drei der insgesamt acht beschädigten oder ausgebrannten Fahrzeuge in der Metzer Straße.
Drei der insgesamt acht beschädigten oder ausgebrannten Fahrzeuge in der Metzer Straße.

© Claudia Seiring

An einen Freund schrieb sie: „7 Autos haben gebrannt, meins war Auto 9, Glück aber trotzdem fürchterlich. Das Beeindruckendste für mich war, ich musste eigentlich nur an Menschen im Krieg denken, für die so etwas ausweglos, permanent, existenzvernichtend, lebensbedrohlich, tötend - eben KRIEG ist, das ist es hier nicht, wir sitzen in einer warmen Wohnung und filmen - trotzdem SCHEISSE.“

Auch nachdem die Feuerwehr von vielen Anwohnern gerufen worden war, konnte sie die Brände nicht gleich löschen. „Zwölf Minuten standen die Einsatzkräfte herum, bevor sie Wasser organisieren konnten“, berichtet ein Anwohner. Grund: Der nächste Hydrant war zugeparkt. Auf Videos, die Nachbarn gemacht haben, ist zu sehen wie sich die Schläuche über lange Strecken auf der Metzer Straße ziehen. (mit dpa)

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