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Die Karstadt-Filiale am Tempelhofer Damm in Berlin.

© imago/Schöning

Update

Absichtserklärung verabschiedet: Karstadt will mehr Warenhäuser in Berlin erhalten

Das Land und der Kaufhaus-Konzern haben einen Letter of Intent verabschiedet. Häuser im Ringcenter, in der Wilmersdorfer- und Müllerstraße sowie in Tempelhof sollen bleiben.

Von Sabine Beikler

Das Land Berlin und die Karstadt-Gruppe haben einen Letter of Intent (eine Absichtserklärung) verabschiedet, wonach mehrere Häuser in Berlin vor dem Aus gerettet werden.

Wie am Montag auf einer Pressekonferenz des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), Kultursenator Klaus Lederer (Linke) mitgeteilt wurde, werden die Filialen Tempelhofer Damm, Müllerstraße und Wilmersdorfer Straße erhalten bleiben.

Wie berichtet, bleibt auch die Filiale von Galeria-Karstadt-Kaufhof im Lichtenberger Ringcenter geöffnet. Dieses Haus war ebenfalls unter den genannten. Über die Zukunft von Karstadt Sports gibt es noch Gespräche: Hier seien "die Messen noch nicht gesungen", sagte Pop.

Bei der Unterzeichnung der Vereinbarung dankte Kultursenator und Bürgermeister Klaus Lederer (Linke) auch seiner Parteifreundin Katrin Lompscher, die als Bausenatorin am Sonntag zurückgetreten war. Sie habe die Vereinbarung mitverhandelt. Das sei ihre „letzte große Aufgabe“ gewesen. 

Neben den vier geretteten Standorten in Berlin bleibt wie berichtet auch in Potsdam die Karstadt-Filiale in der Brandenburger Straße erhalten. Die beiden Häuser in Berlin, deren Schließung nicht abgewendet werden konnte, sind die Filialen im Linden-Center in Hohenschönhausen und in den Neuköllner Gropiuspassagen. 

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hatte angekündigt, bundesweit 62 Filialen zu schließen. Auch in Berlin sollten sechs der elf Standorte schließen, hieß es zunächst. Nun wurden vier Standorte von der Streichliste genommen.

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Der Standort Ringcenter sei für mindestens zehn Jahre gesichert, die Rettung dieses Standorts war schon vor zwei Wochen bekannt geworden. Während dieser Laufzeit sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Das Haus am Tempelhofer Damm soll für fünf Jahre erhalten bleiben, Müllerstraße und Wilmersdorfer Straße zunächst für drei Jahre, ebenfalls unter Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, sagte Pop. In allen Fällen werde eine zehnjährige Standortsicherung angestrebt, sagte Pop. In die Häuser würden 45 Millionen Euro investiert.

„Es waren keine einfachen Verhandlungen“, betonte der Regierende Bürgermeister Müller. „Wir haben Verlässlichkeit erwartet.“ Man wollte Standorte für die Versorgung der Bürger und Arbeitsplätze erhalten. „Es ist ein guter Tag für den Einzelhandelsstandort Berlin.“

Wirtschaftssenatorin Pop sagte, man habe mit Vermietern und Betriebsräten gesprochen. „Das waren harte und diffizile Gespräche. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es ist ein gutes Paket für Berlin.“ 

Gespräche bei Karstadt Sport

Gespräche gebe es noch für Karstadt Sport. „Diese Standorte sollen eine Perspektive erhalten sich zu modernisieren und zukunftsfähig zu sein.“ Die Standorte Kurfürstendamm, Hermannplatz und Alexanderplatz standen nicht zur Disposition.

In der Vereinbarung, die dem Tagesspiegel vorliegt, wird unter anderem eine „partnerschaftliche Zusammenarbeit beim Fortbetrieb der Warenhausstandorte von Galeria Karstadt Kaufhof, der Sicherung der Arbeitsplätze an diesen Standorten, der Stabilisierung und Stärkung der Berliner Zentren sowie der Umsetzung von mit der Sicherung der Standorte im Zusammenhang stehenden städtebaulichen Zielen“ festgeschrieben. Signa plant in Berlin Projekte in Höhe von rund vier Milliarden Euro. Dabei werde der Senat das Unternehmen unterstützen, „sich zukunftsfähig aufzustellen“. 

Der Regierende Bürgermeister bei der Unterzeichnung des Letter of Intent.
Der Regierende Bürgermeister bei der Unterzeichnung des Letter of Intent.

© Sabine Beikler

Müller rechnet nicht mit „Meinungsumschwung“ von Seiten von Karstadt. Es habe ein „gemeinsames Interesse“ gegeben auszuloten, was mit den Vermietern der Standorte möglich sein könne. Dass die drei Bürgermeister hier stehen, sei „kein Zufall“: „Wir stehen dazu, dass die Standorte sich entwickeln.“ Und es gehe um die Bestandssicherung.

Die Landesebene werde jedoch laut Müller eine „steuernde Funktion“ bei der Entwicklung des Hauses am Hermannplatz einnehmen. Dort soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden.

Unter Einbeziehung der Bürger soll ein Masterplan-Verfahren durchgeführt werden, an dem auch Neukölln, Friedrichshain- Kreuzberg, die Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsverwaltung und die Senatskanzlei beteiligt werden. Wohnen, Arbeiten und gemeinwohlorientierte Angebote, ein Energiekonzept sollen dort entwickelt werden, wobei für das Warenhaus ein „erheblicher Flächenanteil“ angesetzt wird. Die Betriebsdauer wird zunächst für drei Jahre gesichert. Bis zum Ablauf dieser Frist soll das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen werden. 

Mehrere Architekturentwürfe für das Hochhaus am Alexanderplatz 

Für das geplante Hochhaus am Standort Alexanderplatz soll noch in diesem Jahr zwischen drei Entwürfen des Architekturbüros Kleihues und Kleihues im Baukollegium entschieden werden. Die Höhe des Turmhochhauses soll von 150 auf 130 Meter reduziert werden. Wohnungsneubauten sind nicht vorgesehen.

Ein Bebauungsplan für den Standort Kurfürstendamm soll unter Berücksichtigung des Hochhausleitbildes aufgestellt werden. Dort ist demnach der Bau von zwei Hochhäusern geplant, die Einzelhandel, Büros, Wohnungen, kulturelle Nutzungen und ein Hotel integrieren.

Unterzeichnet wurde der Letter of Intent im Vorfeld von Signa-Vorstand Timo Herzberg, der auch das Karstadt-Bauprojekt am Hermannplatz betreut. Er war bei der Unterzeichnung am Montag nicht anwesend.

Verdi: Gutes Signal für den Handel

„Gemeinsam haben wir eine gute Lösung gefunden“, wurde der GKK-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz in einer Mitteilung zitiert. „Jetzt ist es für uns wichtig, dass auch die beiden Vermieter zu ihren Zusagen stehen.“ Die Gewerkschaft Verdi sprach von einem guten Signal für den Handel.

Sehr bitter sei es, dass vermutlich mehr als 300 Beschäftigte und weitere Mitarbeiter von Fremdfirmen in Berlin ihren Arbeitsplatz dennoch verlieren werden - durch die Schließung der Häuser in Neukölln und Hohenschönhausen. Offen ist noch, was aus der Karstadt-Sports-Filiale an der Joachimsthaler Straße in Charlottenburg wird.

Demonstrationen von Karstadt-Beschäftigten gegen Schließungen

Erst am vergangenen Donnerstag haben mehrere hundert Beschäftigte in Berlin erneut gegen geplante Standortschließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof protestiert.

Bei der Aktion ging es vor allem um die dabei ebenfalls bedrohten Karstadt-Sports-Filialen in Berlin und im ganzen Land, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Auch zuvor hatte es Berlin wiederholt Proteste gegeben.

Der zur österreichischen Signa-Holding gehörende Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof Galeria Karstadt Kaufhof hatte im Juni angekündigt, bundesweit 62 von 172 Filialen schließen. Der Konzern war nach der pandemiebedingten Schließung aller Filialen bundesweit in eine schwere Krise geraten und hatte im April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen.

Auf der ursprünglichen Streichliste standen sechs der elf Warenhäuser in Berlin. Zudem wurde das Vorhaben gestoppt, ein neues Karstadt-Warenhaus in Tegel zu eröffnen. (mit dpa)

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