zum Hauptinhalt
Ein 54-Jähriger muss sich vor dem Landgericht für den Tod seines 83-jährigen Mitbewohners verantworten.

© imago images/STPP

83-Jähriger in Berliner Wohnung getötet: Angeklagter Mitbewohner will nicht angegriffen haben

Für den Tod eines 83-Jährigen muss sich ein 54-Jähiger vor dem Landgericht verantworten. Er sagt, er habe sich lediglich verteidigt.

Der Mann auf der Anklagebank sah sich eher als Opfer: Joachim H., der seinen 83 Jahre alten Bekannten in dessen Wohnung in Charlottenburg erstochen haben soll, hat vor dem Landgericht einen Angriff und eine Tötungsabsicht zurückgewiesen.

Der Senior habe vielmehr ihn attackiert, so der 54-Jährige am Montag. Der 83-Jährige, bei dem er zur Untermiete wohnte, habe ihn plötzlich im Flur mit einem mit Fäkalien gefüllten Beutel beworfen. „In der anderen Hand hielt er einen Gegenstand, es kam zur Rangelei, ich muss ihn dabei getroffen haben.“

Die beiden Männer kannten sich seit zwanzig Jahren. Nachdem er seine Wohnung im Frühjahr 2019 verloren hatte, sei er bei dem Senior eingezogen – „mit Vertrag“, sagte der Angeklagte. Er habe anteilig Miete gezahlt, geputzt und eingekauft. Über ein Jahr lang lief alles gut. „Wir akzeptierten uns gegenseitig und halfen uns.“

Im letzten Sommer aber war der Senior zur Polizei gegangen, um gegen seinen Mitbewohner Anzeige zu erstatten. 4000 Euro seien ihm gestohlen worden, gab der Rentner zu Protokoll und verdächtigte seinen Bekannten.

H. wies die Anschuldigungen zurück. Der Senior habe ihm „Dinge vorgeworfen, die ich nicht gemacht habe“, so der Angeklagte. Ob er dafür eine Erklärung habe, fragte die Richterin. „Ich denke, er war krank.“ Er sei ihm aus dem Weg gegangen.

Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt

In der Nacht zum 12. September 2020 kam es zum tödlichen Streit. „Ich wollte ins Bett, da kam der Beutel geflogen“, so der Angeklagte. „Ich war so aufgeregt und geschockt.“

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Er habe nicht erkannt, dass es sich bei dem Gegenstand in der anderen Hand seines Bekannten um ein Küchenmesser handelte. Er habe gedacht, es sei ein Hammer. „Ich wollte ihm den Gegenstand abnehmen, habe ihn dann im Gerangel getroffen.“ Er habe es aber nicht bemerkt.

Nachbarn hatten die Polizei alarmiert, weil sie durch Lärm und Schreie aufgeweckt worden waren. Die Beamten öffneten schließlich die Wohnung. Der 83-Jährige lag auf dem Bett – tödlich verletzt durch einen Stich in den rechten Nackenbereich.

H. wurde vier Stunden später in der Nähe der Wohnung festgenommen. Die Anklage lautet auf Totschlag. Der Prozess geht am 30. März weiter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false