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Der angeklagte Ahmed R. saß zum Prozessauftakt im Januar 2019 neben seinen Anwälten.

© Paul Zinken/dpa

83-Jährige sagt zum Goldmünzen-Diebstahl aus: Eine teure Halskette, ein Back-Shop – und die reiche Oma

Im März 2017 wurde die Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Bodemuseum gestohlen. Jetzt sagte im Prozess eine 83-jährige Zeugin aus der Türkei aus.

Die Großmutter und eine Tante eines der vier Angeklagten wurden noch als Zeuginnen im Prozess um den Diebstahl der 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum gehört. Dann war die Beweisaufnahme beendet. Am Montag wird das Plädoyer der Staatsanwaltschaft erwartet. Vier weitere Tage hat das Landgericht für die Schlussvorträge der Verteidiger geplant. Ein Urteil könnte nach derzeitigen Planungen am 20. Februar verkündet werden, so die Vorsitzende Richterin.

Zu dem spektakulären Coup war es in der Nacht zum 27. März 2017 gekommen. Drei vermummte Männer mit Rucksäcken tauchten gegen drei Uhr morgens auf dem S-Bahnhof Hackescher Markt auf. Mehrere Überwachungskameras zeigen, wie sie zum Ende des Bahnsteiges gingen.

Sie stiegen dann laut Anklage über die Gleise und kletterten über eine Leiter in das Bode-Museum. Sie wählten eines der Fenster der Herren-Umkleidekabine für Mitarbeiter. Es war kein Zufall. Dieses Fenster war wegen eines Defekts nicht an den Alarmkreislauf angeschlossen.

Ein dreister Diebstahl mit einfachen Werkzeugen: Die „Big Maple Leaf“ mit dem Durchmesser eines Autoreifens und dem damaligen Goldwert von 3,75 Millionen Euro wurde mit Rollbrett und Schubkarre zum Fluchtauto bugsiert. Von der Münze fehlt bis heute jede Spur. Ein Gutachter vermutete im Prozess, dass das Goldstück wohl zerteilt und eingeschmolzen wurde.

Sie habe geerbt und sei vermögend, sagt die Oma

Es sollen Ahmed, Wayci und Wissam R., ein Brüderpaar und ein Cousin aus einem arabischstämmigen Clan gewesen sein, die die gigantische Beute weggetragen haben. Der vierte Angeklagte ist ein damaliger Wachmann aus dem Museum. Der 21-jährige Denis W. soll Tipps gegeben und auch von der Lücke im Alarmsystem gewusst haben.

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Bei W. fand die Polizei eine auffällige Halskette. Es hieß, sie sei 9000 Euro wert. Und die Familie, die soziale Unterstützung erhalten habe, soll im Juli 2017 einen Back-Shop gekauft und 6000 Euro gezahlt haben. Die Verteidiger erklärten, Familie W. habe Hilfe von der türkischen Großmutter erhalten.

Die 83-Jährige kam nun als Zeugin. Sie sagte, sie habe geerbt und sei vermögend. Ihrer in Berlin lebenden Tochter gebe sie Geld, „wenn sie etwas braucht“. Sie habe ihrem Enkel bei einem seiner Besuche auch die schöne Goldkette geschenkt – „aus Liebe“.

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