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Nasser El-Ahmad (links) und Tarik Tesfu.

© Daniel M. Schmude/Kristina Kast

75 Visionen für Berlin – Folgen 4 und 5: „Berlin braucht queere Orte, denn Berlin ist queer“

In unserer Serie "75 Visionen für Berlin" malen sich zwei politische Köpfe der LGBT-Szene eine Stadt aus, in der Toleranz Trumpf ist.

Folge 4: "Unternehmen sollten nicht nur am CSD die Regenbogenflagge hissen"

Nasser El-Ahmad ist LGBT-Aktivist und hat in diesem Jahr den alternativen CSD in Berlin organisiert. Seine Vision für Berlin: "Mehr Aufklärung – das wünsche ich mir für Berlin. Im Jahr 2020 mag das seltsam klingen, aber tatsächlich sind wir häufig noch gar nicht so weit wie wir denken.

Ich habe in der letzten Zeit einige Schulbesuche gemacht, und das waren erschreckende Erfahrungen: Das beginnt bei Kindern an der Grundschule: Auf dem Schulhof gilt das Wort „schwul“ als Schimpfwort, es gilt als negativ, obwohl es doch etwas ganz Natürliches ist. Auf der Straße erleben wir immer mehr homo- und transfeindliche Angriffe.

Ich wünsche mir insgesamt mehr Vielfalt für ganz Berlin und nicht nur für einige Citybereiche. Ein Beispiel: Der CSD führt immer vom Ku’damm über den Nollendorfplatz zum Brandenburger Tor. Das ist nun ausgerechnet die Gegend, die eh queerfreundlich ist – und wo nur wenig Wohngebäude stehen. Da demonstriert man doch ins Nichts. Warum nicht einmal in anderen Bezirken, wo man Leute erreicht, die aufgeklärt werden müssen?

Nasser El-Ahmad hat in diesem Jahr den alternativen CSD in Berlin organisiert.
Nasser El-Ahmad hat in diesem Jahr den alternativen CSD in Berlin organisiert.

© Daniel M. Schmude

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Auch Berlins Unternehmen sehe ich in der Pflicht. Es ist zwar schön, wenn sie immer wieder zur Pridesaison unter dem Deckmantel der LGBT-Freundlichkeit ihr Logo mit einem Regenbogen schmücken.

Was machen die den Rest des Jahres? Da gibt es noch viel Handlungsbedarf. Das gilt gerade für große Unternehmen: Die könnten viele erreichen und vieles verändern."

Der Moderator Tarik Tesfu, im Herbst 2018 in Berlin-Kreuzberg.
Der Moderator Tarik Tesfu, im Herbst 2018 in Berlin-Kreuzberg.

© Kitty Kleist-Heinrich

Folge 5: „Ein Plan gegen Gentrifizierung und für den Schutz queerer Orte“

Tarik Tesfu moderiert unter anderem bei „deep und deutlich. Eine NDR Talk Show“ (nächster Sendetermin ist der 17.10 um 23 Uhr 55): "Meine Zukunftsvision und mein Wunsch für die Zukunft von Berlin ist, dass die Stadt etwas gegen die Gentrifizierung unternimmt. 

Dagegen, dass vor allem alte Menschen und Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können.

Berlin darf nicht noch mehr zum Investoren-Spielplatz werden, von dem Leute mit alten Mietverträgen weggeekelt werden. Auch alternative Wohnprojekte, besonders linke Wohnprojekte, müssen weiterbestehen können.

[Lesen Sie hier alle Folgen der Reihe "75 Visionen für Berlin".]

Ich möchte, dass Berlin eine vielfältige, coole Stadt bleibt, in der nicht nur Menschen leben können, die Geld haben, sondern auch Menschen, die die Stadt mitgestalten wollen und können. 

Ganz wichtig ist dabei, dass queere Orte wie das SchwuZ und der Südblock, die derzeit riesige Einbußen haben, die Corona-Zeit überstehen. Es wäre eine Katastrophe, wenn sie – nachdem irgendwann ein Impfstoff gefunden wurde – pleite gegangen wären. Berlin braucht diese queeren Orte, denn Berlin ist queer. Deshalb muss ihr Überleben gesichert werden."

Nasser El-Ahmad, Tarik Tesfu

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