zum Hauptinhalt
Berlins Schulen sind wegen der Pandemie auf Lernmanagementsysteme angewiesen.

© imago images/Westend61

720.000 Euro teure Alternative zum „Lernraum“: Berlins Schulen können digitale Lernplattform „Itslearning“ nutzen

Das Land hat Lizenzen für ein zweites digitales Unterrichtssystem gekauft. In einem ersten Schritt könnten 50.000 Schüler zugreifen.

Berlins Schulen können ab sofort – zunächst kostenlos – eine weitere Lernplattform für den digitalen Unterricht nutzen: Berlin hat die Landeslizenz für das Lernmanagementsystem „Itslearning“ erworben.

Wie die Bildungsverwaltung am Mittwoch mitteilte, habe man eine Vereinbarung unterzeichnet, um die kommerzielle Plattform neben dem landeseigenen „Lernraum Berlin“ für Schüler und Lehrer zugänglich zu machen.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sprach von einem „guten Tag für Schulen in Berlin“ und „zusätzlichen Möglichkeiten für das schulisch angeleitete Lernen zu Hause“. Itslearning stelle eine Ergänzung zum landeseigenen Lernraum Berlin dar. Der Lernraum werde ebenfalls weiter zur Nutzung empfohlen und ausgebaut.

Itslearning soll zunächst für 50.000 Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Später könne es auf „insgesamt 400.000 Schülerinnen und Schüler“ ausgeweitet werden, teilte das Unternehmen mit. Der Vertrag umfasst demnach Benutzerlizenzen, das Videokonferenz-Tool Big Blue Button, Projektmanagement, Schulungen und Integrationen.

Laut Senatsverwaltung für Bildung sollen für diese Leistung 720.000 Euro in diesem Jahr zur Verfügung stehen. Bisher müssen Schulen, die die Plattform nutzen wollen, selbst für die Kosten aufkommen.

Probleme mit dem "Lernraum"

Itslearning will Bildungspläne, Materialien und didaktische Abläufe strukturieren helfen und das gemeinsame Planen von Unterricht im Team ermöglichen. Im Online-Unterricht erlaube die Plattform vielfältige Methoden zur Schüleraktivierung. Überdies könne der Unterricht mithilfe von „Kompetenzrastern“ und Berichten ausgewertet werden. Somit werde der Unterricht „nachvollziehbar“.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Ob die Schulen das gesamte Angebot von "Itslearning" werden kostenlos nutzen können, oder ob der Vertrag nur ein Basispaket enthält, wurde am Mittwoch noch nicht mitgeteilt. Offen blieb auch, wann sich die Schulen wo hinwenden können, wenn sie interessiert sind. Das werde den Schulen demnächst mitgeteilt, sagte ein Sprecher der Bildungsverwaltung auf Anfrage.

Wie berichtet bedienen sich die meisten Berliner Schulen des landeseigenen Lernraums. Allerdings gab es zwischenzeitlich Probleme, weil pandemiebedingt die Zugriffe abrupt stiegen, ohne dass die Bildungsverwaltung die personelle Ausstattung des Lernraum-Teams entsprechend gestützt hätte.

70.000 Nutzer täglich im "Lernraum"

Vielmehr wurde das Team während der Pandemie nur von zwei auf 4,5 Stellen aufgestockt. Schulen, die sich inzwischen auf das Arbeiten mit dem Lernraum eingestellt haben, fragen, warum die Senatorin jetzt Geld für ein kommerzielles Produkt ausgebe, anstatt das landeseigene Produkt besser auszustatten. Unverständnis gibt es auch darüber, dass die Bildungsverwaltung Erfolge des Lernraum nicht kommuniziert.

So teilte Scheeres’ Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) auf eine CDU-Anfrage hin vor wenigen Tagen mit, dass im Lernraum bei „weiterhin stark steigenden Nutzerzahlen softwareseitige Fehler auftreten". Dabei erwähnte sie nicht, dass die Überlastung des Lernraums mittels einer Aufteilung der täglich rund 70.000 Nutzer in fünf statt bisher drei Verbünde unmittelbar bevorstand und bereits am vergangenen Wochenende erfolgte.

Zur Startseite