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Frau Luna - ein Operettenklassiker. 2016 zeigt das Tipi am Kanzleramt seine zeitgenössische Variante.

© oFoto:Dris Spiekermann-Klaas

50. Jahrestag der Mondlandung: O Mond, kieke mal nicht so doof! - wie Berliner Künstler dem Nachtgestirn verfielen

Frau Luna, Maikäfer Sumsemann, ein mondsüchtiges Mädchen - der Erdtrabant beflügelte die Phantasie von Berliner Komponisten, Malern und Dichtern.

Berlin liegt gleich hinterm Mond. Kein Problem also, dorthin zu fliegen – zumindest in der Phantasie wie der Berliner Komponist Paul Lincke in seiner am 2. Mai 1899 uraufgeführten Operette „Frau Luna“. Lincke stand damals selbst am Dirigentenpult des Kreuzberger Apollo- Theaters. Und das Publikum war hingerissen vom vergnüglichen Besuch der Hauptstädter im Schloss der lustigen Witwe Luna auf dem Erdtrabanten. Bis das Heimweh letztendlich doch überwog. „Schlösser, die im Monde liegen, Bringen Kummer, lieber Schatz. Um im Glück dich einzuwiegen, Hast du auf der Erde Platz!“ Das Lied wurde ein Hit.

Vollmond, Halbmond, Sichelmond – egal wie er über den Dachfirsten am Himmel steht. Berliner Künstler jeden Genres sind seit Jahrhunderten vom nächtlichen Kompagnon des Globus fasziniert. Eine Reise zum Mond, diesmal für Kinder, erfand auch der Berliner Schriftsteller Gerdt von Bassewitz. Die Tour wurde ein Klassiker. Sie heißt „Peterchens Mondfahrt“, schildert die Abenteuer des Maikäfers Herr Sumsemann, der mit Peter und Anneliese zum Mond fliegt, um sein dort verlorenes sechstes Beinchen zu holen – und erschien 1915 erstmals als Märchenbuch. Die Illustrationen schuf gleichfalls ein Berliner: Hans Baluschek. Der damals 45-jährige Maler verstand sich als "kritischer Realist" und war bekannt durch seine ungeschminkten Darstellungen des Lebens der Berliner Arbeiter.

"O Mond!"-Komponist und Dichter Friedrich Hollaender
"O Mond!"-Komponist und Dichter Friedrich Hollaender

© picture-alliance / dpa

Auch der Komponist und Dichter Friedrich Hollaender, eine Größe in der Berliner Kulturszene der Zwanziger Jahre, war dem Mond verfallen. Für seine erste Frau Blandine Ebinger schrieb er das Chanson „O Mond“, den Gesang eines mondsüchtigen Mädchens, das müde von der Arbeit in seine Dachstube zurückkehrt und sich lasziv in den Mond verguckt. „Mit eenem Ooge kiekt der Mond mir an, Des abends in der Kaiserallee. O Mond, kieke ma nicht so doof, wenn ick abends nach Hause loof. Een jroßes Ooge hat er immer offen, Wie Vater, wenn er auf’m Sofa pennt.“ Um 1925 interpretierte Blandine Ebinger das Chanson im Berliner "Kabarett der Komiker"

Sehnsuchtsort. "Guter Mond, kugelst Dich am Firmamente über unsere große Stadt ...".
Sehnsuchtsort. "Guter Mond, kugelst Dich am Firmamente über unsere große Stadt ...".

© DPA

Und Kurt Tucholsky, Berlins bedeutender Publizist der Weimarer Republik? Er machte sich auch seinen Reim aufs Nachtgestirn über Berlin. „ Guter Mond, du gehst so stille durch die Abendwolken hin (...) Segelst langsam ob den Dächern, siehst in Fenster und Büros ... Kugelst Dich am Firmamente über unsre große Stadt (...) Siehst auch nächstens, wenn es später, manche freien Hochverräter ...“.

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