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Sand und Zäune. Wenig Platz bietet der Spreeradweg derzeit. Er wird verbreitert, aber nicht asphaltiert.

© Jörn Hasselmann

50 Jahre nach Projektbeginn: Eröffnung von Spreeradweg in Berlin-Spandau frühestens 2027

Der „Spreeradweg“ wird vor allem ein Wanderweg. Wegen Bedenken von Umweltschützern werden nur kurze Abschnitte asphaltiert. 

Der Spreeradweg wird nicht durchgehend asphaltiert. Seit Monaten protestieren Umweltschützer und Kleingärtner gegen einen "Radschnellweg" an der Spree. Die senatseigene Gesellschaft "Infravelo", die für die Fahrradinfrastruktur zuständig ist, präsentierte am Donnerstag die ersten Planungen. 

Demnach wird offenbar nur ein kleiner Teil des sieben Kilometer langen Abschnitts zwischen dem Bahnhof Jungfernheide und Spandau asphaltiert. Verwendet werden auch so genannte "wassergebundene Decken". Diese werden bei Regen schnell zur Pampe, wie sich auf dem Abschnitt des Radwegs im Schlosspark Charlottenburg zeigt. Geplant sei ein "Mix aus verschiedenen Materialien", auch Pflaster, hieß es am Donnerstag von Infravelo. 

50 Jahre von der Idee bis zur Realisierung

Derzeit ist der Abschnitt in einem desaströsen Zustand, 2017 hatte der Tagesspiegel ihn dokumentiert. Die Bauarbeiten können in Charlottenburg frühestens Ende 2022 und in Spandau frühestens 2024 beginnen. Denn in Spandau muss die Spree auf einer neuen Brücke überquert werden. Für diese liegen die ersten Entwürfe vor, der Brückenschlag auf die nördliche Seite des Flusses soll in Höhe Grützmachergraben (siehe Grafik) erfolgen. Bislang endet der Spreeradweg auf der Halbinsel Sophienwerder im Nichts, bzw. im Schwerlastverkehr.

Wie Infravelo mitteilte, müsse wegen des starken Lkw-Verkehrs zu den dortigen Baustoffhändlern ein separater Weg anstelle der Böschung angelegt werden. So könnte der Spreeradweg frühestens 2027 die Mündung der Spree in die Havel und die Spandauer Altstadt erreichen. Noch vor einem Jahr war das 2. Quartal 2026 als Eröffnungsjahr genannt worden.

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Damit ist es nicht mehr ausgeschlossen, dass 50 Jahre verstreichen von der Idee bis zur Realisierung. Der Bezirk Spandau hatte das Projekt 1981 initiiert. Doch seitdem endet der an der Quelle im Sächsischen Eibau beginnende Spreeradweg nicht an der Mündung in Spandau sondern ein paar Kilometer davor in Schotter, Scherben und Schlaglöchern. Weil der Zustand so schlecht ist, hatte der ADFC im Dezember 2019 auf eigene Faust tonnenweise Sand verteilt. 

Umweltschützer kritisieren „Zerstörung einer grünen Oase“

Doch gegen die Asphaltierung formierte sich schnell massiver Widerstand. Umweltschützer kritisierten die „Zerstörung einer grünen Oase“ und protestierten bei der grünen Verkehrssenatorin Regine Günther. Auch der Fußgängerverband Fuss e.V. sprach sich gegen einen Asphaltradweg aus. Der Sprecher der Senatorin, Jan Thomsen, erinnerte am Donnerstag daran, dass das Abgeordnetenhaus 2018 einen "Rad- und Wanderweg an der Spree" beschlossen hatte. Nun wird dieser als "Grünanlage" ausgewiesen. Das heißt: Fußgänger haben Vorrang, Radfahrer müssen sich "unterordnen". Für schnelle Pendler sollen parallel zwei Radschnellverbindungen gebaut werden, sagte die Geschäftsführerin von Infravelo, Katja Krause am Donnerstag. 

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Der barrierefreie Ausbau erfolge unter strenger Einhaltung der naturschutzrechtlichen Vorgaben. Man sei im Gespräch mit zahlreichen Verbänden. Man wolle den Weg auf vier Meter Breite ausbauen, sagte Johann Wetzker von Infravelo. Dies sei ein Kompromiss. Wenn Sicherheit und Komfort ausschlaggebend wären, müsste der Weg fünf Meter breit werden, wenn der Naturschutz alleine bestimmen würde, drei Meter. So werden es eben vier Meter. Derzeit ist der Weg gerade am östlichen Ende teilweise nur 1,50 Meter breit. Hier erweitert das Wasser- und Schifffahrtsamt noch eine Schleuse - und wird dafür Kleingärtner von ihren Parzellen werfen. Davon profitiere der Rad- und Wanderweg, hieß es bei Infravelo. 

Ingenieurbauwerke sind auch unter den Brücken erforderlich, wo der Weg bislang teilweise nicht einmal einen Meter breit ist. Eine weitere Spreequerung wird es nicht geben. Zwar wird für die Siemensbahn eine Brücke wieder aufgebaut, aus denkmalschutzrechtlichen Gründen, und um die Planfeststellung nicht zu verzögern, kann kein Fuß- oder Radweg "angeflanscht" werden, hieß es. Infravelo hat, um den Ausbau zu beschleunigen, die Planung auf sieben Kilometern vom Bahnhof Jungfernheide bis Spandau übernommen. Für den innerstädtischen Abschnitt sind weiterhin die Bezirke zuständig. Vor zwei Jahren wollte zum Beispiel der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf einen Abschnitt am Iburger Ufer asphaltieren. Passiert ist nicht. Der Zustand ist katastrophal, für Radfahrer, Fußgänger und Rollstuhlfahrer gleichermaßen. 

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