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Wulf Pankow leitet das neue Covid-Krankenhaus.

© Silas Stein/dpa

Update

44 Prozent weniger Covid-19-Patienten: Leiter der Berliner Notklinik sieht Infektionswelle „deutlich“ abgeschwächt

Die Zahl der Covid-19-Patienten in Berlins Krankenhäusern ist so stark gesunken wie nie zuvor. Binnen einer Woche nahm sie um 44 Prozent ab – auf nur noch 282.

In Berlins Kliniken hat sich die Coronavirus-Lage merklich entspannt. Das geht aus der jüngsten Statistik der Senatsverwaltung für Gesundheit hervor. Anscheinend werden inzwischen auch viele Patienten entlassen, die wegen eines schweren Verlaufs längere Zeit im Krankenhaus lagen, während es erheblich weniger Neuaufnahmen gibt.

Der Gesundheitsverwaltung zufolge ist die Zahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken zuletzt rapide gesunken: Am Donnerstag waren 282 Infizierte in stationärer Behandlung, am Mittwoch waren noch 352. Das ist ein Rückgang um 70 Patienten oder 20 Prozent. Die Zahl der Intensivpatienten ging um 20 oder 16 Prozent zurück – von 123 auf 103.

Noch deutlicher zeigt sich diese Entwicklung im mittelfristigen Vergleich. Am vergangenen Donnerstag lagen 508 Covid-19-Patienten in Berliner Kliniken. Binnen einer Woche ist die Zahl also um 44,5 Prozent gesunken.

Bei den Intensivpatienten war ein Rückgang von 152 auf 103 zu verzeichnen, das sind 32 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Toten nur von 163 auf 177 gestiegen.

Den Spitzenwert für die Covid-19-Patienten in Berlins Krankenhäusern gab es am 10. April mit 615. In der Folge schwankte die Zahl recht deutlich, sank zwischenzeitlich auf 523 Patienten ab und erreichte am 29. April noch mal eine Spitze von 604. Seitdem sind die Zahlen fast täglich weiter zurückgegangen. So stark wie in dieser Woche war der Abfall der Kurve jedoch noch nie.

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Aktuell sind in Berlin 479 aktive Coronavirus-Fälle bekannt. Am Donnerstagabend war es einer mehr als am Mittwoch. Eine Woche zuvor lag die Zahl bei 676. Deutlich mehr als die Hälfte, genauer gesagt: 59 Prozent, der derzeit noch aktiven Fälle verläuft also so schwer, dass die Betroffenen im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die 103 Covid-19-Kranken auf Intensivstationen machen auch noch mehr als ein Fünftel aller aktuell infizierten Berliner aus. Die übrigen positiv Getesteten sind häuslich isoliert.

Führender Lungenarzt: Neuansteckungen tatsächlich seltener geworden

Für Wulf Pankow, den ärztlichen Leiter der Covid-19-Notklinik auf dem Messegelände, zeigen die sinkenden Patientenzahlen an, dass Neuansteckungen in Berlin tatsächlich seltener geworden sind. Sie sind verlässlicher als die registrierten Fälle allein, die auch von der Zahl der Tests abhängen.

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„Wenn es viele Infektionen gibt, spiegelt sich das ziemlich gut in den Krankenhausfällen wider“, sagte Pankow, einer der führenden Lungenfachärzte Berlins und langjähriger Vivantes-Chefarzt, am Freitag dem Tagesspiegel. „Offenbar ist die aktuelle Infektionswelle deutlich schwächer geworden.“

Allerdings warnt Pankow vor Leichtsinn. „Nach wie vor gilt, die Abstandsregeln sind einzuhalten. Einzelne Infizierte könnten schnell ganze Gruppe anstecken“, sagte Pankow. „Weil sich das Coronavirus durch Tröpfcheninfektion überträgt, sind Begegnungen im Freien weniger riskant als in geschlossenen Räumen.“

55 Neuinfektionen von Mittwoch auf Donnerstag gemeldet

Seit Anfang März hat es in Berlin insgesamt 6393 bestätigte Coronavirus-Fälle gegeben. Im Vergleich zum Mittwoch sind 55 gemeldete Neuinfektionen hinzugekommen. 5737 Infizierte gelten inzwischen wieder als genesen.

Detaillierte Angaben zu Fällen, Genesenen und den Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage in ganz Berlin und den einzelnen Bezirken können Sie auch unserer interaktiven Karte entnehmen.

Der Berliner Senat hatte am Dienstag die Corona-Ampel eingeführt, um die Ausbreitung des Coronavirus besser beurteilen zu können und einen Maßstab für neue Beschränkungen des öffentlichen Lebens zu haben. Dabei werden die Neuinfektionen und die Reproduktionszahl R über mehrere Tage beobachtet, außerdem fließt die Auslastung der Intensivbetten in die Bewertung ein. Die Amtsärzte der bezirklichen Gesundheitsämter hatten dieses System allerdings kritisiert.

177 Menschen sind bis Donnerstagabend an einer Covid-19-Erkrankung verstorben, das waren vier mehr als am Mittwoch. Die Toten staffeln sich nach Altersgruppen wie folgt: Zwei waren 40 bis 49 Jahre alt, elf 50 bis 59 Jahre alt, 19 Verstorbene waren 60 bis 69 Jahre alt, 44 waren 70 bis 79 Jahre alt, 68 waren 80 bis 89 Jahre alt und 33 Verstorbene waren 90 Jahre und älter.

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