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Ein 38-jähriger Berliner ist wegen Kindessmissbrauchs zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

© Jens Kalaene/dpa

38-jähriger Berliner wegen Kindesmissbrauchs verurteilt: „Kein Beweis, zu welchem Zweck er das Kind zeugte“

Eine Leihmutter trug seinen Sohn aus. Nun wurde der 38-Jährige wegen Kindesmissbrauchs zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Er sparte heftig, borgte sich auch Geld und bezahlte am Ende 60.000 Euro im Ausland für ein Kind mit einer Leihmutter. Knapp vier Jahre nach der Geburt seines Sohnes wurde der Berliner Dennis S. des Kindesmissbrauchs sowie der Herstellung und des Besitzes von Kinderpornografie schuldig gesprochen. Fünf Jahre Gefängnis verhängte das Landgericht am Montag gegen den 38-Jährigen. 

Es gebe allerdings „keinen Beweis, zu welchem Zweck er das Kind zeugte“, sagte der Vorsitzende Richter. Die Anklage ging davon aus, dass die „Anschaffung“ eines Kindes eigens dem „Ausleben der pädophilen Neigung“ dienen sollte. 

Das könnte eine Variante sein, so das Gericht. Eine andere wäre die vom Angeklagten vorgetragene - er habe sich bereits seit 1997 mit dem Wunsch getragen, „in Zweisamkeit mit einem Kind zu leben“. 

Die Staatsanwaltschaft stützte sich auf Äußerungen von S. in Chats im Internet. „Es war immer mein Ziel, einen Jungen haben zu können“, schrieb er. „Bilder ersetzen keinen Jungen.“ Gegenüber einem psychiatrischen Gutachter erklärte S. später, er habe alles für den Kinderwunsch gegeben, jeden Cent gespart, Pfandflaschen gesammelt. Um Bindung sei es ihm gegangen, nie um körperlich-sexuelle Dinge. Er sei „pädophil und asexuell“, er habe an partnerschaftliche Sexualität kein Interesse. Nie sei es geplant gewesen, seinen Sohn zu missbrauchen. Bei seinem Jungen habe er „spontan im Alltag die Kamera draufgehalten“.

2014 nahm er schließlich Kontakt zu einer Organisation auf. Eine russische Leihmutter trug dann seinen Sohn aus. Finn (Name geändert) wurde im August 2016 in Zypern geboren. Zwei Monate später hatte Dennis S. alle notwendigen Dokumente beisammen. Der Vater und Junggeselle, der das alleinige Sorgerecht hatte, reiste mit dem zwei Monate alten Säugling nach Deutschland ein. 

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Für sein Umfeld und auch für Behörden hatte er eine rührende Geschichte parat: „Meine Freundin hat mich vor die Wahl gestellt – Abtreibung oder das Kind nehme ich.“ 

Von Juni bis August 2019 missbrauchte er seinen kleinen Sohn. Finn war zwei Jahre alt bei den ersten Übergriffen. Insgesamt 16 Taten führten zur Anklage. Alle Fälle dokumentiert, denn es geschah vor laufender Handy-Kamera. In sechs Fällen habe der Angeklagte sein Kind dabei berührt, so das Gericht. Zudem habe er massenhaft Kinderpornografie besessen - rund 175.000 Bilddateien hatte er gespeichert. 

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Der zuletzt arbeitslose Dennis S. bekam seit Juni 2018 Hilfe durch das Jugendamt und nahm diese auch an. Ermittlungen in einem anderen Fall führten im Oktober 2019 zu seiner Festnahme. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft. Finn kam in Obhut des Jugendamtes und lebt derzeit in einer speziellen Kinderwohngruppe. 

Körperliche Folgten der Taten seien bei Finn nicht festgestellt worden, hieß es weiter im Urteil. Er sei allerdings „mäßig sprachlich und sozial“ in der Entwicklung zurück. Ob das auf den Missbrauch oder auf die sonstigen ungünstigen Umstände zurückzuführen sei, bleibe unklar. Das Sorgerecht werde S. jedenfalls endgültig verlieren. 

Auf sechs Jahre und drei Monate Haft hatte die Staatsanwältin plädiert. Maximal drei Jahre Haft forderte die Verteidigerin.

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