zum Hauptinhalt
Ironie der Geschichte: Der Palast der Republik wurde abgerissen und muss dem Stadtschloss weichen. Jetzt kehrt er als Projektion zurück.

© Simulation: Promo

30 Jahre Mauerfall in Berlin: Das sind die Höhepunkte der Festivalwoche

Zwischen Überwachung und Aufruhr: Berlin feiert den 30. Jahrestag des Mauerfalls. Am 9. November gibt es eine große Bühnenshow am Brandenburger Tor.

Manches ist unterhaltsam, anderes will die Geschichte aufarbeiten, einen neuen Blick auf sie werfen, Menschen zu Wort kommen lassen, die bisher weniger gehört wurden. „7 Tage, 7 Orte“ lautet die Parole der Festivalwoche, die an die Friedliche Revolution vor 30 Jahren erinnern soll. 200 Veranstaltungen sind geplant. Das ganze Programm ist auf der Website mauerfall30.berlin zu finden und mag auf den ersten Blick etwas unübersichtlich wirken. Wir haben es uns näher angesehen, stellen die wichtigsten Orte und Punkte zum Mauerfall-Jubiläum vor – und geben weiter unten auch Hinweise zum Verkehr. Wir begleiten den 9. November und das Abschlusswochenende hier im Liveblog.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Kunst und Projektionen: Stadtschloss wieder Palast der Republik

Sechs Schauplätze der friedlichen Revolution und der Wendezeit sollen von Montag bis Sonntag „sprechende Fassaden“ bekommen. In großflächigen Videos werden dazu ortsspezifische Geschichten mit historischen Filmaufnahmen an die Gebäude projiziert.

Am Alexanderplatz zum Beispiel, wo am 4. November 1989 die größte unabhängige Demonstration in der Geschichte der DDR stattfand, werden die Forderungen der Demonstrantinnen und Demonstranten gezeigt. Das neu gebaute Humboldtforum am Schlossplatz wird dank Lichtkunst von der Fassade des Palastes der Republik verhüllt, der sich zuvor dort befand.

Als Projektionsflächen dienen auch die Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg, die im Herbst ’89 zum Treffpunkt der Opposition wurde, die Eastside-Gallery am Spreeufer in Friedrichshain und die ehemalige Stasi-Zentrale in Lichtenberg. Dort kann man in einer Installation auch originale, von der Stasi abgehörte Telefonate hören. Als einziger Ort im ehemaligen Westteil der Stadt wird das Europacenter am Kurfürstendamm bespielt – es soll einen Ort der Sehnsucht und der Hoffnung nach persönlicher Freiheit darstellen.

Auf der Spree nahe der Oberbaumbrücke hat der Künstler Rainer W. Gottemeier eine Lichtachse aus Neonstab-Bojen installiert, und zwar dort, wo einst die fast unüberwindbare Grenze verlief. Eine ähnliche Installation des Künstlers war bereits im vergangenen Jahr in Potsdam zu sehen.

Vorbild Potsdam: Neonstab-Bojen wie 2018 auf dem Tiefen See werden auch auf der Spree als Lichtachse zu sehen sein.
Vorbild Potsdam: Neonstab-Bojen wie 2018 auf dem Tiefen See werden auch auf der Spree als Lichtachse zu sehen sein.

© Simulation: Promo

So wie die Bürgerinnen und Bürger der DDR im Herbst 1989 ihre Stimme erhoben haben, ist auch das Programm der Festwoche auf Interaktion angelegt. Die Organisatoren empfehlen elf Routen mit unterschiedlichen Akzenten, um Lesungen, Performances, Ausstellungen und Führungen zu erkunden.

Sie sind entsprechend bezeichnet: „Leise Stimmen“ zu Flucht und Mauertoten, „Gegenstimmen“ und „Zwischenrufe“ über jene, die aufbegehrten; die „Stimmungsbilder“ beziehen sich auf Debatten, Publikationen oder Filme, die Befindlichkeiten einst und jetzt wiedergeben. „Frauenstimmen“ finden sich genauso wie „Junge Stimmen“, „Originalstimmen“ und „Internationale Stimmen“.

Die Reihe „Stimmen zählen“ stellt Wahlen, Politik und Demokratie in den Mittelpunkt. Wer es „Mehrstimmig“ mag, erhält Einblicke in gesellschaftliche Vielfalt. Und dann sind noch viele „Laute Stimmen“ zu hören – das Musikprogramm.

Konzerte: Anna Loos, Westbam, Gundermanns Seilschaft und Punk

Höhepunkt wird am Sonnabend, dem 9. November selbst, von 18 bis 20.15 Uhr das große Konzert am Brandenburger Tor. In der vom ZDF live übertragenen Bühnenshow treten unter anderem Anna Loos, die Rapper Trettmann und „Zugezogen Maskulin“ sowie die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim (mit Beethovens 5. Sinfonie) auf. Sie ist als „crossmediale Inszenierung“ zu den Themen Mut und Sehnsucht nach Freiheit damals und heute angekündigt. Es spricht unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Loveparade-Größe Westbam wird mit einer Aftershow-Party in eine Europäische Clubnacht überleiten, die in 27 Berliner und 27 europäischen Clubs stattfindet.

Tipps für den Besuch der Bühnenshow am Brandenburger Tor

  • 17.20 Uhr: Vorprogramm mit Banda Internationale
  • 18 bis 20.15 Uhr: Bühnenshow mit Dirk Michaelis, Trettmann, Die Zöllner, Staatskapelle Berlin (Leitung: Daniel Barenboim), Zugezogen Maskulin, Anna Loos, Schauspiel "Stimmen der Freiheit"
  • 22 Uhr: After-Show Party mit Westbam und weiteren DJs
  • Einlass ist um 15 Uhr, der Eintritt ist frei.
  • Alkoholische Getränke und Flüssigkeiten über einem halben Liter Volumen sowie in Glasflaschen sind auf dem Gelände nicht gestattet.
  • Darüber hinaus können nur Gepäckstücke bis maximal DIN A4-Format mitgebracht werden.
  • Davon ausgenommen sind Gehhilfen, Rollstühle, Kinderwagen und ähnliches.

[30 Jahre Mauerfall: Der Tagesspiegel feiert das Jubiläum am 9. November mit einer umfangreichen Sonderausgabe. Bestellen Sie die Zeitung in ihrer digitalen Version hier kostenlos.]

Neben der großen Show gibt es in der ganzen Woche Konzerte an verschiedenen Orten. Die meisten der Künstler stehen im Kontext der Wendezeit, wie Die Seilschaft, die Band des verstorbenen DDR-Liedermachers Gerhard Gundermann, die am Dienstag auf dem Alexanderplatz spielte. Oder die Punkband Zerfall, 1983 in Friedrichshain gegründet, die sich der staatlich vorgegebenen Jugendkultur der DDR widersetzte und deshalb von der Stasi überwacht wurde. Sie stand am Mittwoch ebenfalls auf dem Alexanderplatz auf der Bühne, gleich gefolgt von der Düsseldorfer Punkband Fehlfarben, sozusagen das westdeutsche Pendant.

Wenn Bilder Geschichte erzählen: Die Projektionen auf dem Alexanderplatz erinnern an die Großdemo vom 4. November 1989 am selben Ort.
Wenn Bilder Geschichte erzählen: Die Projektionen auf dem Alexanderplatz erinnern an die Großdemo vom 4. November 1989 am selben Ort.

© Simulation: Promo

Auch „Punkliteratin“ Patti Smith kam zur Jubiläumsfeier nach Berlin und spielte gemeinsam mit Tony Shanahan in der Gethsemanekirche – das Konzert war ausverkauft.

Zum Abschluss tritt am Sonntagabend um 20 Uhr in der Zionskirche die junge Indierock-Band Isolation Berlin auf.

Lesen Sie mehr zu 30 Jahren Mauerfall auf Tagesspiegel.de:

Filme zum Mauerfall: Subkultur am Helmholtzplatz und Stasi-Überwachung

Nackte Männer in England und Schmalzstullen am Helmholtzplatz: Im Rahmen des Interfilm Festivals werden in der Jubiläumswoche an sechs verschiedenen Orten Kurzfilme zu sechs verschiedenen Themen gezeigt, von „Opposition und Subkultur“ bis „Migration und Minderheiten“. Die Filme beschäftigen sich mit Überwachung, mit Mauern oder damit, wie die Welt 30 Jahre nach Ende des Kalten Krieges aussieht.

Gegenübergestellt werden zum Beispiel zwei Filme zum Thema Revolte: ein Streifen über nackt revoltierende Männer aus Wales und „Einmal in der Woche schreien“, ein Dokumentarfilm über jugendliche Subkultur am Helmholtzplatz von 1982, der in der DDR jahrelang verboten war (zu sehen in der Reihe „Opposition und Subkultur“ noch am 8. und 9. November in der Zionskirche um 13 und 17 Uhr).

Der experimentelle Dokumentarfilm „Radfahrer“ von Marc Thümmler erzählt die Geschichte des DDR-Fotografen Harald Hauswald, der jahrelang von der Stasi überwacht wurde (zu sehen war er in der Themenreihe „Überwachung und Machtapparat“ am 5. und 7. November in der Stasi-Zentrale. Alle Infos zu den Kurzfilmen unter www.interfilm.de.

Am 9. November 2019: Der Sonderzug aus Pankow

Die U-Bahn wird am Sonnabend zur rollenden Redaktion: Gemeinsam mit Berliner Zeitung und BVG setzt der Tagesspiegel am 9. November einen Sonderzug der Linie U2 ein, der zwischen Ost und West, zwischen Pankow und Ruhleben pendelt. Von 10 bis 13 Uhr bieten beide Redaktionen während der Fahrt Gespräche mit Zeitzeugen an; zudem arbeiten Redakteure live im Waggon und tauschen sich mit Leserinnen und Lesern über die Träume damals und die Hoffnungen von heute aus. Für die Teilnahme reicht ein gültiger Fahrschein.

Immer wieder steigen auch Zeitzeugen zu und erzählen, was sie im Wendeherbst 1989 erlebt haben. U-Bahn- und Busfahrer berichten, wie praktisch über Nacht das Berliner Verkehrsnetz wiedervereint wurde, Mike Lukasch gibt Einblick in seine Arbeit als Direktor des Hauses der Geschichte, Schüler sprechen über ihre Interviews mit ihren Eltern für den Schreibwettbewerb des Tagesspiegel. Auch Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) und der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) fahren mit. Mehr über den Sonderzug können Sie hier lesen. Wenn Sie wissen wollen, wann Sie wo zusteigen können, laden Sie sich hier den Fahrplan als PDF herunter.

[Mit unseren Leute-Newslettern informieren wir aktuell und hintergründig aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Gespräche: Bluesmessen und Party der Meinungsfreiheit

Die so genannten Bluesmessen waren in Ostberlin eine wichtige Institution des oppositionellen Widerstands. Mitte der 80er Jahre besuchten Tausende Menschen diese Messen, die DDR-Regierung versuchte mit Bestrafungen und Auflagen dagegen vorzugehen. Am Montag erinnerten sich ab 19 Uhr Veranstalter und Musiker in der Gethsemanekirche an eine Zeit, in der Meinungsfreiheit ein seltenes Gut war.

Um die ging es auch am Donnerstag in der Volksbühne. Dort veranstalteten Tagesspiegel und Berliner Zeitung gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung eine große Party der Meinungsfreiheit. Es traten unter anderem Anna und Nellie Thalbach auf, Klaus Wowereit und Jutta Allmendinger, Marion Brasch und Sven Marquardt.

Autoverkehr: Sperrungen rund ums Brandenburger Tor

Verkehrsbehinderungen sind oft die Fußnote Berliner Großveranstaltungen. Bei der Festwoche zum Mauerfall-Jahrestag müssen Fahrgäste sicherlich mit vollen Bussen und Bahnen rechnen. Für Autofahrer dürften sich die Einschränkungen indes in Grenzen halten, weil Veranstaltungen vielfach auf Plätzen und in Gebäuden stattfinden. Die große Ausnahme: das Brandenburger Tor, wo schon am 9. November 1989 nichts mehr ging.

Rund um das Berliner Wahrzeichen gibt es eine Reihe von Sperrungen, die bis zum Wochenende nach und nach ausgeweitet werden und auch danach teilweise noch anhalten – bis alles wieder abgebaut ist. Über alle aktuellen Behinderungen informiert die Verkehrsinformationszentrale.

Vom 21. Oktober, 6 Uhr, bis 16. November, 0 Uhr:

  • Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Yitzhak-Rabin-Straße
  • Ebertstraße zwischen Scheidemannstraße und Behrenstraße

Vom 6. November, 6 Uhr, bis 12. November, 6 Uhr:

  • Straße des 17. Juni zwischen Großer Stern und Yitzhak-Rabin-Straße
  • Yitzhak-Rabin-Straße zwischen Straße des 17. Juni und Scheidemannstraße

Vom 8. November, 20 Uhr, bis 10. November, 4 Uhr:

  • Heinrich-von-Gagern-Straße zwischen Paul-Löbe-Allee und Scheidemannstraße
  • John-Foster-Dulles-Allee/Scheidemannstraße zwischen Spreeweg und Wilhelmstraße

Vom 9. November, 6 Uhr, bis 10. November, 6 Uhr:

  • Wilhelmstraße zwischen Dorotheenstraße und Unter den Linden
  • Ebertstraße zwischen Hannah-Arendt-Straße und Behrenstraße
  • Behrenstraße zwischen Ebertstraße und Wilhelmstraße

Weniger Verkehrsteilnehmer dürften von einer Sperrung an der Gethsemanekirche betroffen sein. Von Montag bis Sonntag ist die Stargarder Straße in beiden Richtungen zwischen Greifenhagener Straße und Gethsemanestraße gesperrt, also direkt vor der Kirche. Der Fuß- und Radverkehr soll davon nicht berührt sein.

Zu 30 Jahren Mauerfall gibt's ein Sonderticket von BVG und S-Bahn

Für Paare und Familien ist ein Angebot interessant, das sich die Berliner Verkehrsbetriebe und die S-Bahn überlegt haben: Anlässlich der Mauerfall-Feierlichkeiten verkaufen sie ein Sonderticket. Gültig ist es in der Festwoche, also vom 4. bis 10. November. Motto: „Früher war Berlin geteilt, heute teilst du Berlin.“

Für 30 Euro, dem Preis eines normalen 7-Tage-Tickets für den Tarifbereich AB, gilt es für zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder. Das Ticket ist an Automaten der BVG und in den Kundenzentren der S-Bahn erhältlich. Die S-Bahn hat außerdem für Sammler einen limitierten Sonderdruck mit Wackelbild aufgelegt.

Zur Startseite