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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte in seiner bewegenden Rede allen Engagierten, die zur Hilfe beitragen.

© Getty Images

25. Festliche Operngala für die Deutsche Aids-Stiftung: Welt ohne Aids

Bei der Gala feierten engagierte Gäste bereits Erreichtes – und auch Visionen.

Gute Nachrichten liegen im Trend, und die Festliche Operngala für die Deutsche Aids-Stiftung, die am Sonnabend zum 25. Mal in der Deutschen Oper zelebriert wurde, ist voll davon. Wo anfangen? Beim festen Händedruck von Margot Friedlaender kurz vor ihrem 97. Geburtstag vielleicht. Berlins Ehrenbürgerin, die sich einst vor den Nazis verstecken musste, ist Stammgast. Die feurigen Passagen in der Rede des „World-Without-Aids-Award“-Preisträgers Bob Geldof kamen dem Hauptanliegen zugute, Aufmerksamkeit für das Thema zu schüren, ebenfalls die klugen Gedanken des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der mit seiner Frau Elke Büdenbender zur Gala kam.

In seiner Begrüßungsansprache erinnerte Steinmeier an den Film „Philadelphia“, der vor genau 25 Jahren in die Kinos kam. Im ersten Epos, in dem Hollywood das Thema Aids behandelte, spricht Tom Hanks, der den Kranken spielt, über seine Leidenschaft für die Oper. Der Film habe eine besondere Motivation zum Kampf gegen Aids bewirkt, sagte der Bundespräsident. Aufklärung müsse aber nicht unbedingt mit Pathos erfolgen, Witz funktioniere auch. So erinnerte er an den Werbespot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 1989 mit den Supermarktkassiererinnen: „Tina, wat kosten die Kondome?“

Die Gala trägt viel dazu bei, dass die Gefahren von Aids nicht in Vergessenheit geraten. Die irrationalen Ängste, die Hilflosigkeit angesichts der in den 80er Jahren neuen Bedrohung beschrieb Bob Geldof in seiner Dankesrede. Er erinnerte sich an seine Besuche im legendären Studio 54 in New York, wo man geflüstert habe über ein Phänomen, von dem man damals glaubte, dass es sich auf den eigenen Umkreis beschränke, bis sich die Hospitäler füllten und offenbar wurde: Es ist überall. Und es betrifft nicht nur Homosexuelle.

Die Krankheit müsste längst besiegt sein

Dass man Aidskranke damals am liebsten auf eine einsame Insel geschickt hätte, dass es mutige Menschen wie die damalige Gesundheitsministerin Rita Süssmuth brauchte, um drohende Isolation und permanente Ausgrenzung zu verhindern, daran erinnerte Gesundheitsminister Jens Spahn, der als Laudator auftrat für Bob Geldof und die ebenfalls ausgezeichnete First Lady aus Namibia, Monica Geingos, die Unternehmerin ist und vor allem jungen Leuten hilft, unter anderem durch Bildung, aber auch durch Mikrokredite, die ihnen Selbstständigkeit ermöglichen.

Jubiläen bieten Steilvorlagen, zurückzublicken auf Erreichtes. Dabei ging es nicht nur um die acht Millionen Euro, die bei den Galas bereits gesammelt wurden. Wichtiger noch ist die Aufmerksamkeit, die für das Thema generiert wurde, die half, Berührungsängste abzubauen, obwohl es bis heute Ärzte und Zahnärzte geben soll, die sich weigern, HIV-positive Patienten zu behandeln. Während der Ouvertüre wurden im Hintergrund der Bühne Bilder von früheren Teilnehmern der Gala präsentiert, darunter Prinzessin Caroline von Monaco, Guido Westerwelle und Mitinitiatorin Irina Pabst.

Eigentlich brauche er keine Preise mehr, er habe schon so viele, und der traurigste sei wohl der dieses Abends, sagte Bob Geldof und meinte damit, dass die Krankheit längst besiegt sein müsste. Passioniert plädierte er dafür, der immer häufiger gewalthaften Sprache vieler Politiker Empathie und Menschlichkeit entgegenzusetzen.

Ein weiterer Schritt auf dem Weg in eine Welt ohne Aids

Die schönsten Kostproben aus großen Opern wären an sich schon eine großartige Droge für Klassik-Einsteiger gewesen. Verschärft wurde deren Wirkung wieder einmal durch Max Raabes notwendige und überaus lustige Bemerkungen zu dramatischen Musikbeispielen, wie etwa „La Bohème“, der einzigen Oper, in der alle unter ihrem Niveau, aber über ihre Verhältnisse lebten und in der auf der Bühne mehr gehustet würde als im Parkett. Das muss man sich sehr akzentuiert und mit stets rund rollendem „R“ vorgetragen vorstellen. Eine Perlenkette voller Bonmots entrollte sich vor dem begeisterten Publikum: „Ob man sich für einen Seitensprung entscheidet oder dagegen – man bereut es in jedem Fall.“

Das anschließende große Dinner und der Tanz in den Morgen auf der Opernbühne garantierten für diese besondere Nacht Reuelosigkeit. So schön wie sie ist, wird die Operngala vielleicht irgendwann einmal in eine Feier einer Welt ohne Aids umgewandelt werden können. Ein weiterer Schritt ist getan. Noch infizieren sich freilich jährlich fast zwei Millionen Menschen mit dem Virus.

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