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Bundeskanzler Gerhard Schröder 1998 im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude in Berlin.

© picture-alliance / dpa

20 Jahre Regierungsumzug: Als Gerhard Schröder in die Stadt von Harald Juhnke zog

Seit 20 Jahren wird Deutschland von Berlin aus regiert. Björn Seeling erinnert an den Umzug von Gerhard Schröder.

Vor fast genau 20 Jahren wurde der schlimmste Alptraum vieler Bonner wahr: Ein Bundeskanzler nahm die Regierungsgeschäfte in Berlin auf. Am 23. August 1999 zog Gerhard Schröder in das Haus ein, das bis heute als Staatsratsgebäude bekannt ist. Aber nicht die Beethoven-Metropole betrachtete das Ereignis mit einer gewissen Zurückhaltung, sondern auch die Stadt von Harald Juhnke.

Bei einigen Berlinern waren die „Bonner“, also die Menschen, die wegen des Umzugs von Parlament und Regierung ihren Lebensmittelpunkt hierher verlagerten, damals so beliebt wie heute E-Scooterfahrer. Schröder schmiss sich denn auch gleich mächtig ran an seine neue Nachbarschaft: „Ich habe Berlin immer gemocht.“

Jedenfalls gab’s zum Einzug noch Torte mit Marzipan-Bärchen – und Eberhard Diepgen. Oder besser: ein paar diplomatische Worte aus dem Mund des Regierenden Bürgermeisters von der CDU. Die Berliner Mentalität sei anders als die Bonner, aber beide Seiten würden sich anpassen. Lebensältere können sich ja an dieser Stelle mal selbst testen, wie weit der Prozess bei ihnen vorangeschritten ist.

Schröder sollte nach dem Einzug übrigens noch der – laut eigenem Bekunden – größte diplomatische Fauxpas seiner Karriere bevorstehen. Als US-Präsident Bill Clinton im Jahr 2000 am früheren Sitz der DDR-Staatsführung vorbeischaute, reichte ihm der Kanzler eine kubanische Zigarre. Deren Einfuhr in die USA ist allerdings verboten. Das gute Stück Tabak war aber nicht etwa beim letzten Besuch Fidel Castros bei Schröders Vormieter Erich Honecker liegenbleiben, sondern stammte von Entwicklungshilfeministerin. Heidemarie Wieczorek-Zeul. Sie hatte eine Kiste von einem Besuch auf Kuba mitgebracht.

Wie sich die Zeiten ändern: Heutzutage rauchen im Staatsratsgebäude allenfalls die Köpfe, denn seit 2006 ist das Haus eine private Hochschule. Und die Spitze der Regierung gibt nichts auf Luxus, sondern kocht lieber Kartoffelsuppe.

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